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·17 February 2025

Kommentar: Schluss mit der Vetternwirtschaft! Polzins erster großer Fehler als HSV-Coach

Article image:Kommentar: Schluss mit der Vetternwirtschaft! Polzins erster großer Fehler als HSV-Coach

Mit einem Sieg bei Tabellenschlusslicht Jahn Regensburg hätte der HSV am letzten Wochenende die Tabellenführung übernehmen können. Doch Merlin Polzin verzockte sich – und sollte daraus möglichst schnell die Lehren ziehen. Ein Kommentar.

HSV lässt wichtige Punkte beim Kellerkind

Merlin Polzins Bilanz als Cheftrainer des HSV kann sich bislang mehr als nur sehen lassen. Der 34-Jährige – gebürtiger Hamburger und bekennender Fan des Vereins – stabilisierte die Mannschaft merklich, verlor keines sehr neun Pflichtspiele und führte seine Farben in diesem Zeitraum vom achten auf den zweiten Tabellenplatz. Nach knapp zweieinhalb Monaten im Amt hat sich Polzin also ein exzellentes Zwischenzeugnis verdient.


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Der langjährige Co-Trainer hat einen gesunden Mix aus Walter’schem Angriffsfußball und Baumgart’schem Pragmatismus etabliert und vereint gewissermaßen das Beste aus den zwei Welten seiner Vorgänger. Dass die gezeigten Leistungen längst nicht immer so gut waren wie die Ergebnisse, lässt sich angesichts der noch immer wahnwitzig engen Tabellenkonstellation und der Schwierigkeit fast jeder einzelnen Partie in der 2. Bundesliga verschmerzen. Spieler wie Jean-Luc Dompe oder Davie Selke funktionieren im Polzin-System und halten den HSV mit ihren Toren auf Aufstiegskurs.

Ein Fehler mit Ansage

Und doch hat der junge Coach am Sonntag zwei wichtige Punkte weggeworfen. Zwei Punkte, die im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf noch richtig wehtun könnten. Ein Sieg beim abgeschlagenen Tabellenschlusslicht aus Regensburg war eigentlich fest eingeplant und hätte dafür gesorgt, dass die Rothosen dem 1. FC Köln den Platz an der Sonne abgeluchst hätten.

Ohne Not sprengte Polzin gegen den Jahn die zu Jahresbeginn so verlässlich funktionierende Innenverteidigung aus Denis Hadzikadunic und Daniel Elfadli und ließ den gegen Preußen Münster gelb gesperrten Libyer auf der Bank. An dessen Stelle setzte er einigermaßen überraschend auf Kapitän Sebastian Schonlau, der seinen Stammplatz in den vergangenen Monaten mehr und mehr zu verlieren schien.

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(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Das hatte gute Gründe, denn wiederholt leistete sich der 30-Jährige in dieser Spielzeit schon Aussetzer, die seine Mannschaft in die Bredouille brachten. Beim 0:1 gegen Hannover flog der Führungsspieler ebenso vom Platz wie beim 3:1-Heimsieg über den FC Magdeburg. Sein schon immer bestehendes Tempodefizit kann Schonlau in den vergangenen Monaten kaum noch kaschieren. Die Kombination dieser Tatsache mit Unkonzentriertheiten sowie schweren individuellen Aussetzern machen den Rechtsfuß zu einem nicht mehr zu übersehenen Unsicherheitsfaktor in der Hamburger Hintermannschaft.

Dass Polzin einen fitten Elfadli, der zweifelsohne zu den fünf, wenn nicht sogar drei wichtigsten Spieler im Kader gehört, ohne Not auf die Bank schickte, ist eigentlich nicht zu erklären. Und der Jung-Trainer sollte für diese Fehlentscheidung prompt die Quittung erhalten: Nach nur sechs Minuten verteidigte Schonlau im luftleeren Raum, kam gegen Vorbereiter Eric Hottmann nicht in den Zweikampf und hatte so entscheidenden Anteil an der frühen Hypothek, die der HSV fast 90 Minuten lang über den sogenannten Rasen des Jahnstadions mit sich schleppte. In der 80. Minute korrigierte Polzin seinen Fehler übrigens und ersetzte Schonlau positionsgetreu durch Elfadli. Dieser hatte umgehend einen Impact auf die Begegnung und holte den Elfmeter zum 1:1 heraus.

Zieht Polzin nun die Konsequenzen?

Den Hamburger Ausrutscher in Bayern dabei einzig und allein auf die Aufstellung und den Fehler Schonlaus zu reduzieren, greift natürlich zu kurz. Nahezu alle Akteure liefen ihrer Normalform meilenweit hinterher. Ein Platz im beschämenden Zustand und fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen dürften nicht als Alibis herhalten, taten aber dennoch ihr Übriges.

Und trotzdem dient die gestrige Partie als der letztnötige Beweis dafür, dass Sebastian Schonlau im Jahr 2025 kein Stammspieler des Hamburger SV mehr sein darf. Polzin hat seinen ersten großen Fehler als Chefcoach der Hanseaten gemacht und muss aus diesem nun die Lehre ziehen. Dass ein junger Trainer mal daneben liegt, ist keineswegs schlimm und schmälert die bisher geleistete Arbeit ebenso wenig.

Aber: Die Leistungen vergangener Tage, die Dauer der Vereinszugehörigkeit oder ein vermeintlicher Führungsanspruch dürfen bei der Auswahl des Personals keine Rolle mehr spielen. Will der einstige Dino im siebten Anlauf endlich die lang ersehnte Rückkehr in die Bundesliga perfekt machen, kann nur das Hier und Jetzt zählen!

Ob der seit 2020 im Klub arbeitende Polzin seinen Weggefährten Schonlau nun aus alter Verbundenheit aufgestellt hat oder nicht: Schon am Freitag, wenn der Nord-Gigant den 1. FC Kaiserslautern zum Aufstiegsshowdown empfängt, sollte er diesen Fehler korrigieren. Denn viele Patzer dürfen sich der HSV und sein Trainer-Talent nicht mehr erlauben. Dafür ist diese 2. Bundesliga schlicht und ergreifend zu gnadenlos.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

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