DFB-Frauen
·6 September 2025
Lena Oberdorf: "Erst einmal Spaß haben und genießen"

In partnership with
Yahoo sportsDFB-Frauen
·6 September 2025
Die Saison 2025/2026 der Google Pixel Frauen-Bundesliga hat begonnen. Heute (ab 17.45 Uhr, live in der ARD, bei MagentaSport und auf DAZN) erwartet Doublesieger FC Bayern München vor mehr als 50.000 Fans in der Allianz Arena Bayer 04 Leverkusen . Es ist das erste Bundesligaspiel für Lena Oberdorf nach ihrem Kreuzbandriss seit mehr als einem Jahr - und das erste überhaupt im FCB-Trikot. Im Interview auf DFB.de spricht die 23 Jahre alte Nationalspielerin über ihre lange Verletzungspause, die aktuelle Form und Saisonziele mit den Bayern-Frauen.
Frage: Lena Oberdorf, können Sie sich an ihr letztes Bundesligaspiel erinnern?
Lena Oberdorf: Es war mit Wolfsburg gegen Essen, es war gleichzeitig mein 100. Spiel.
Frage: ... ein 6:0 vor 4469 Zuschauern. Am Samstag geht es für Sie vor mehr als 50.000 Fans mit dem FC Bayern gegen Leverkusen weiter. Wie groß ist die Anspannung?
Oberdorf: Ich freue mich mega. Das ist das, was wir uns in Deutschland einfach immer wünschen, dass wir die großen Stadien voll kriegen. Das ist eine Riesenehre.
Frage: Würden Sie gerne öfter in der Allianz Arena spielen?
Oberdorf: Wenn du immer 50.000 reinkriegst, gerne. Aber ich glaube, da brauchst du einfach noch ein bisschen mehr Zeit. Ich freue mich immer, wenn ich in großen Stadien spielen darf, aber wenn dann nur 2000, 3000 da sind, dann verläuft es sich. Dann habe ich lieber den Campus ausverkauft als eine leere Allianz Arena. Aber wenn es jetzt so wie beim Eröffnungsspiel ist, dann bin ich happy.
Frage: Sie haben im Supercup ihr erstes Pflichtspiel für die Bayern bestritten - mit welchen Gefühlen?
Oberdorf: Ich hatte auf dem Weg ins Stadion tatsächlich Tränen in den Augen. Ich saß neben Linda (Dallmann; Anm. d. Red.) und habe ihr gesagt, dass ich gerade voll emotional werde, weil ich es einfach so vermisst habe. Es war einfach schön.
Frage: Wie sehr werden Sie diesmal die Emotionen im Griff haben?
Oberdorf: Ich hoffe besser, weil ich jetzt schon ein Pflichtspiel habe. Man hat die Allianz Arena das erste Mal komplett in Rot. Das ist natürlich auch noch mal was Besonderes. Man merkt es auch im Training, jede hat Bock, jede will spielen, alle wollen sich zeigen. Deswegen kann ich es eigentlich kaum abwarten.
Frage: Die Erwartungen an Sie sind hoch. Wie gehen Sie nach der langen Verletzungspause damit um?
Oberdorf: Ich möchte jetzt erst einmal Spaß haben, genießen und gar nicht so streng mit mir selber sein, sondern mich einfach weiterentwickeln, um wieder zu alter Form zu kommen. Deswegen sind wir da alle eher entspannt unterwegs. Jeder weiß, dass man nach langer Verletzungspause nicht gleich das Toplevel haben kann. Ich glaube, dass José (Barcala; Anm. d. Red.) auch relativ zufrieden ist und wir alle auf mich aufpassen wollen, um mich nicht zu verheizen.
Frage: Wäre es angesichts der großen Konkurrenz im Kader für Sie auch okay, erst einmal von der Bank zu starten, so wie im Supercup?
Oberdorf: Wenn man sich den Kader anguckt, muss man echt sagen, dass wir zwei A-Mannschaften haben. Egal, wer da reinkommt, kann noch mal neuen Schwung reinbringen. Deswegen wird es in der Saison darauf ankommen, vernünftig zu rotieren, dass wir immer bei unseren 100 Prozent sind. Und da wird jede mal auf der Bank sitzen. Man muss sich mit dem System der Rotation dann natürlich anfreunden.
Frage: Wie weit weg sind Sie von Ihrer Bestform?
Oberdorf: Ich glaube, man kann es gar nicht so genau beziffern, weil es gibt Tage, wo ich denke: Ich bin auf meinem Niveau. Dann gibt es aber auch wieder Tage, wo ich mir denke: Heute war heavy, und irgendwie habe ich mich dreimal in eine Gegenspielerin reingedreht. Man muss sich einfach auch Zeit geben, aber ich merke, dass ich da nicht geduldiger geworden bin, sondern eigentlich am liebsten alles direkt wieder perfekt machen würde.
Frage: Nicht nur an Sie, sondern auch an die Mannschaft sind die Erwartung sehr hoch. Mit wie viel Rückenwind starten Sie in die Saison?
Oberdorf: Ich glaube, dass wir schon sehr selbstbewusst in diese neue Saison starten können. Wir wissen, was wir können, wir wissen, was für eine Qualität wir im Kader haben. Ich glaube, wir müssen da wirklich nach den großen Titeln greifen. Wir haben vergangene Saison Pokal und Meisterschaft gewonnen. Das wollen wir bestätigen, auf jeden Fall. Und dann wollen wir natürlich auch den internationalen Titel angreifen. Ob es dann diese Saison schon reicht, das wird man sehen.
Frage: Drei Titel inklusive Champions League also?
Oberdorf: Wenn man sich den Kader anguckt, ist der zumindest so zusammengestellt, um die Champions League gewinnen zu können. Das ist ja auch mittelfristig das Ziel des FC Bayern. Deswegen werden wir alles dafür geben, das zu erreichen.
Frage: Klingt sehr selbstbewusst...
Oberdorf: Es ist einfach dieser Wille da, dass man es endlich schafft. Ich glaube auch daran, dass man sich Sachen vorstellen muss, um sie zu manifestieren. Es bringt nichts zu sagen: Wir schauen mal. Man muss sich wirklich jeden Tag sagen: Wir wollen mal die Champions League gewinnen.
Frage: Haben Sie schon das Bild von sich mit dem Pokal im Kopf?
Oberdorf: Ich weiß auf jeden Fall, dass diese Mannschaft feiern kann und dass Titel verbinden. Das gibt einem auch irgendwie eine gute Energie.
Frage: Wie eng wird das Rennen in der Bundesliga?
Oberdorf: Wir hatten vergangene Saison mit Leverkusen eine Mannschaft, die sehr lange weit oben stand. Dann hast du mit Wolfsburg und Frankfurt natürlich die großen Konkurrenten, bei denen auch immer alles möglich ist. Deswegen musst du schon schauen, dass du wirklich jedes Wochenende voll da bist.
Frage: Wie bewerten Sie die Aufstockung der Liga auf 14 Teams?
Oberdorf: Für Vereine wie Bayern ist das gar nicht so das große Thema, weil wir die Tiefe im Kader haben. Das ist in anderen Vereinen anders. Man muss an den Strukturen arbeiten, so dass sich wirklich jede Spielerin auf den Fußball konzentrieren kann. Andersherum bringen mehr Spiele auch mehr Geld und vielleicht am Ende höhere Gehälter. Deswegen muss man sich mal überraschen lassen. Es ist ein Versuch, um die Liga attraktiver zu machen, um mehr Geld zu generieren.
Frage: Was nehmen Sie aus Ihrer Verletzungspause mit?
Oberdorf: Ich habe gelernt, dass man auf den Körper hören sollte, wenn er einem Zeichen schickt, und nicht durch alles irgendwie durchtrainieren muss. Ich halte mich auch nicht mehr so viel in den Sozialen Medien auf. Ich habe gelernt, auch mal diese Ruhe einkehren zu lassen. Ich habe aufgehört, es allen Leuten recht machen zu wollen.
Frage: Sie haben in der Reha gesagt, dass Sie den Fußball nun mehr genießen können. Ist das nach der harten Vorbereitung immer noch so?
Oberdorf: Das Einzige, was ich genieße, ist das Sofa nach dem Training. (lacht) Ich genieße es total, mit den Mädels auf dem Platz zu stehen. Auch jetzt das erste Spiel gemacht zu haben, das war einfach noch mal ein anderes Gefühl. Und ich merke schon, wie ich es auch vermisst habe, in diesem Hamsterrad Fußball zu sein. An sich bin ich einfach nur happy, wieder da zu sein.
Frage: Der FC Bayern hat mit José Barcala einen neuen Trainer. Wie ist die Zusammenarbeit?
Oberdorf: José ist sehr, sehr positiv mit uns und bringt sehr viel Spaß rein, sehr viel Freiheiten. Man merkt schon, dass wir ein bisschen zielstrebiger Richtung Tor gehen, nicht so viele Rückpässe spielen. Er bringt ein paar neue Ansätze rein, die uns vielleicht ein bisschen gefehlt haben. Und er geht den Weg, den wir mit Alex (Ex-Trainer Alexander Straus; Anm. d. Red.) gegangen sind, weiter und optimiert ihn hier und da. Deswegen glaube ich, dass wir nächste Saison sehr unvorhersehbar sein können.
Frage: Was muss passieren, dass Sie nach dem Leverkusen-Spiel glücklich nach Hause gehen?
Oberdorf: Erst mal müssen wir gewinnen. Ich würde gerne reinkommen oder von Anfang an spielen - je nachdem, was José da für einen Plan hat. Vielleicht könnte ich auch mal ein Tor schießen, so wie im Vorbereitungsspiel. Das wäre mein top Einstand.
Live