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·17 December 2025

Sammers Diagnose trifft: Der BVB erstickt an seiner eigenen Harmoniesucht

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Matthias Sammer hat wieder zugeschlagen. Der BVB-Berater stellt sich demonstrativ hinter Nico Schlotterbeck, der nach dem blamablen 2:2 gegen Bodö/Glimt die fehlende Winner-Mentalität seiner Mitspieler angeprangert hatte. Sammer geht sogar noch weiter: Er kritisiert eine Kultur des Schönredens, die sich wie ein Schleier über die Probleme in Dortmund gelegt habe.

Die Botschaft ist unmissverständlich. Wer beim BVB die Wahrheit ausspricht, darf nicht als Störenfried abgestempelt werden. Schlotterbeck habe genau das getan, was ein Leader tun müsse. Er habe benannt, was schiefläuft. Dass diese Analyse bei den Verantwortlichen unterschiedlich ankam, wie Sammer selbst einräumt, sagt viel über den Zustand des Vereins aus.


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Sammer trifft einen wunden Punkt. Borussia Dortmund pflegt seit Jahren das Image des sympathischen Underdogs, der mit Leidenschaft und Fanliebe punktet. Diese Identität hat dem Klub viel gegeben. Sie hat aber auch eine Schattenseite: eine gewisse Konfliktscheu, die kritische Stimmen als Bedrohung der guten Stimmung wahrnimmt statt als Chance zur Verbesserung.

Der ehemalige Nationalspieler spricht von Harmoniesucht. Das klingt hart, aber beschreibt ein reales Phänomen. In Dortmund wird oft geglättet, wo Klartext nötig wäre. Trainer werden lange gehalten, auch wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Spieler bekommen Kredit, auch wenn die Leistungen nachlassen. Die Außendarstellung bleibt freundlich, während intern die Probleme wachsen.

Wer beim BVB scheut die Konfrontation?

Interessant ist Sammers Seitenhieb auf die Klubführung. Er spricht von Menschen mit wunderbaren Charaktereigenschaften, denen aber Führungsqualitäten fehlen. Wen er damit meint, lässt er offen. Die Aussage steht trotzdem im Raum und wirft Fragen auf. Wer im Verein scheut die Konfrontation? Wer reagiert erschrocken, wenn ein Spieler öffentlich Kritik übt?

Die Diagnose ist nachvollziehbar. Der BVB hat in den vergangenen Jahren immer wieder Titel knapp verpasst. Die Mannschaft zeigte zu oft Schwankungen, die mit mangelnder Mentalität erklärt wurden. Wenn selbst ein Spieler wie Schlotterbeck dieses Problem öffentlich anspricht, sollte das als Weckruf verstanden werden.

Sammer hat recht: Konstruktive Kritik kann einen Verein voranbringen. Sie zwingt zur Auseinandersetzung mit unbequemen Wahrheiten. Sie verhindert, dass sich Selbstzufriedenheit breitmacht. Sie schafft die Grundlage für echte Entwicklung.

Der BVB steht an einem Scheideweg. Entweder der Verein lernt, mit interner Kritik produktiv umzugehen. Oder er bleibt gefangen in einer Kultur, die Harmonie über Erfolg stellt. Schlotterbeck und Sammer haben den Finger in die Wunde gelegt. Jetzt liegt es an den Verantwortlichen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

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