Wirtz bricht seinen Bann – an einem Tag, der größer war als Fußball | OneFootball

Florian Wirtz hat sich Zeit gelassen. 23 Einsätze, 1585 Pflichtspielminuten – dann endlich der erste Treffer im Trikot des FC Liverpool. Was für andere Spieler längst zur Belastung geworden wäre, hat der deutsche Nationalspieler mit bemerkenswerter Gelassenheit ausgesessen. Beim 2:1 gegen die Wolverhampton Wanderers war es dann soweit: Hugo Ekitiké legte auf, Wirtz vollendete zum 2:0.

Es war ein Tor, das mehr bedeutete als drei Punkte. Dieser Nachmittag an der Anfield Road stand unter dem Eindruck einer Tragödie, die den englischen Fußball im Sommer erschüttert hatte. Diogo Jota, der für beide Klubs gespielt hatte, war tödlich verunglückt. Seine Kinder liefen mit den Mannschaften ein, seine Witwe Rute Cardoso saß auf der Tribüne. In der 20. Minute – Jotas Rückennummer – riefen die Fans beider Lager seinen Namen. Es war das erste Aufeinandertreffen dieser Teams seit dem Tod des Portugiesen, und der Fußball trat für einen Moment in den Hintergrund.

Geduld mit Wirtz zahlt sich aus

Dass Wirtz ausgerechnet in diesem emotional aufgeladenen Spiel seinen Bann brach, passt zu einem Spieler, der sich von Erwartungsdruck nie hat beirren lassen. Die Geduld, die Liverpool mit ihm hatte, zahlt sich aus. Ryan Gravenberch hatte kurz zuvor das 1:0 erzielt, Wirtz legte nach. Die Reds kletterten auf den vierten Tabellenplatz, der Rückstand auf Spitzenreiter Arsenal beträgt allerdings bereits zehn Punkte. Das ist eine Hypothek, die sich in der Rückrunde nur schwer abtragen lässt.

Die Wolverhampton Wanderers hingegen stecken tief in der Krise. Noch immer ohne Sieg, mit lediglich zwei Punkten Tabellenletzter – für die Fans, die an diesem Tag ihres verstorbenen Helden gedachten, war es ein bitterer sportlicher Nachmittag.

Abseits von Liverpool sorgte Kevin Schade für Aufsehen. Der Nationalspieler erzielte beim 4:1 von Brentford gegen Bournemouth drei Tore und unterstrich damit seine aufsteigende Form. Arsenal setzte sich derweil 2:1 gegen Brighton durch und verdrängte Manchester City wieder von der Spitze. Rayan Cherki hatte zuvor mit seinem späten Siegtreffer den Sieg der Citizens bei Nottingham Forest gesichert.

Wirtz wird an diesem Nachmittag nicht nur wegen seines Tores in Erinnerung bleiben. Er war Teil eines Spiels, das zeigte, was Fußball jenseits von Tabellen und Statistiken bedeuten kann: Gemeinschaft in der Trauer, Respekt über Rivalitäten hinweg. Sein erstes Tor für Liverpool kam spät. Aber es kam zum richtigen Zeitpunkt.