
Miasanrot
·2 October 2025
Wisdom Mike im Porträt: Zum Bayern-Profi auf der Überholspur?

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·2 October 2025
Wisdom Mike feierte gegen Bremen sein Debüt in der Bundesliga. Beim FC Bayern München gilt der 17-Jährige als eines der spannendsten Talente.
Viele Fans des FC Bayern München staunten nicht schlecht, als auf einmal der Name „Wisdom Mike“ auf dem Spielberichtsbogen beim Spiel gegen Werder Bremen am 7. Februar auftauchte. Der damals 16-Jährige, der zuvor nur Jugendscouts und Campusexperten ein Begriff war, stand auf einmal im Rampenlicht eines Bundesligaspiels, auch wenn es nicht zu einem Einsatz reichen sollte.
Knapp acht Monate (und einige Nominierungen im Spieltagskader) später war es dann gegen denselben Gegner soweit: Das gerade 17 gewordene Talent durfte ein erstes Mal Bundesligaluft schnuppern, was ihn nach Paul Wanner zum zweijüngsten Spieler macht, der jemals vom Rekordmeister bei den Profis eingesetzt wurde.
Mike hinterließ bei seinem Kurzeinsatz einen guten Eindruck. Er bot sich auf der linken Seite immer wieder als Anspielstation an und traute sich auch ordentlich was zu. In der Nachspielzeit gelang ihm sogar fast ein Tor, was Werder-Keeper Karl Hein gerade so verhindern konnte.
Doch wie vielversprechend ist seine Zukunft beim FC Bayern? Hat er ähnlich gute Chancen wie ein Lennart Karl? Und wo liegen seine Stärken und Schwächen?
Wisdom Mike ist in Deutschland geboren und hat nigerianische Wurzeln, wäre also für beide Länder spielberechtigt. Bislang wurde er allerdings nur beim DFB eingesetzt und spielte für die U15-, U16- und U17-Nationalmannschaft.
Er begann seine Laufbahn in der Akademie des MSV Duisburg, wechselte mit elf Jahren zur Jugendabteilung von Borussia Mönchengladbach und im Alter von 13 Jahren an den FC Bayern Campus.
Der damalige Wechsel sorgte jedoch für Aufsehen, weil er für ein Gesamtpaket von 300.000 Euro verpflichtet wurde. Viel Geld für einen Teenager, was für öffentliche Kritik sorgte. Unter anderem der ehemalige Sportdirektor Gladbachs Roland Virkus bezeichnete den Deal damals als „geschmacklos“.
Seit seinem Wechsel zählte „Weezy“ logischerweise zu den Talenten am Campus, die eine besondere Aufmerksamkeit der Verantwortlichen bekam. Seitdem durchlief der Youngster (ab der U15) sämtliche Jugendmannschaften des FC Bayern. Auch in der Youth League und bei den Amateuren feierte er dieses Jahr seine Debüts, wobei er jeweils gleich mit Treffern auf sich aufmerksam machte. Die Vorbereitung bei den Profis absolvierte er ebenfalls.
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Bereits bei Betrachtung seiner Saisonstatistiken aus der Saison 2024/25 wird deutlich, wieso Mike beim Rekordmeister so gefördert wird. Der Flügelspieler kommt auf 21 Tore und 8 Vorlagen in nur 22 Partien, die er vor allem bei Bayerns B-Jugend gesammelt hat.
Zwar lassen sich diese Fabelzahlen ein wenig durch die schwach besetzte Vorrundengruppe der U17 erklären, dennoch stach „Weezy“ nicht ohne Grund durch seine Torgefahr im gut besetzten Bayern-Jahrgang hervor – ähnlich wie Lennart Karl bei der U19.
Mike ist außerdem enorm dribbelstark und verfügt über einen unwiderstehlichen Antritt. Wenn er mit dem Ball Tempo aufnehmen kann, ist der Youngster sehr schwer zu verteidigen – zumindest in seiner Altersklasse, in der er naturgemäß mehr Platz hat als im Männerbereich. Doch bei seinen Einsätzen bei den Profis oder den Amateuren hinterließ er mit seiner Antritts- und Endgeschwindigkeit bereits einen positiven Eindruck.
Auch kluge Tiefenläufe, durch die er sich regelmäßig gute Abschlusssituationen erarbeitet, gehören zu seinem Repertoire. Überhaupt kreiert Mike regelmäßig „Wow-Momente“, für die Menschen ins Stadion gehen würden. Er zeigt jedenfalls regelmäßig Aktionen, in denen er kluge Laufwege wählt und eiskalt im Abschluss ist.
Trotz seiner Anlagen hat er allerdings noch eine große qualitative Streuung in seinen Aktionen. Bereits an seinen knapp 10 Minuten gegen Bremen lässt sich das veranschaulichen: Auf seinen starken Abschluss, bei dem er sich klug zwischen zwei Gegenspielern im Strafraum bewegte und so von Konrad Laimer freigespielt werden konnte, folgte ein unnötiger Schlenzer am Strafraumeck, der sein Ziel meilenweit verfehlte.
An sich ist das in seinem Alter auch völlig normal. Dennoch kommen immer noch Partien vor, in denen der 17-Jährige überdurchschnittlich viele schlecht Entscheidungen trifft oder komplett abtaucht. Zudem fiel er früher noch öfters mit egoistischen Aktionen auf dem Platz auf, in denen er den besser postierten Mitspieler übersah.
Körperlich ist er offenkundig auch noch etwas hinterher. Dahingehend wird es spannend, wie gut der Flügelspieler die körperlichen Sprünge aus der Jugend in den Männerfußball meistert. Sowohl physisch als auch im Zweikampfverhalten muss der 17-Jährige noch ein wenig zulegen.
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Bezogen auf seine beschriebenen Stärken ist „Weezy“ prädestiniert für die Rolle eines klassischen Außenstürmers. Ähnlich wie ein Luis Díaz derzeit beim FC Bayern könnte der 17-Jährige als Breitengeber mit gewissen (taktischen) Freiheiten fungieren, um in Angriffen freigespielt zu werden und durch sein Tempo sowie seine Dribbelstärke für gefährliche Anschluss- oder Abschlusssituationen zu sorgen.
Mike kann einem Team mit seinen Qualitäten jedenfalls eine gewisse Unberechenbarkeit verleihen, die er vor allem als Flügelspieler einbringen und ausspielen kann. Gleichzeitig fühlt sich der Rechtsfuß ebenfalls wohl, wenn er zentraler eingesetzt wird. In der Jugend wurde er jedenfalls immer mal wieder im Zehnerbereich aufgestellt, wo ihm in engen Räumen seine Dribbelstärke zugutekam und er auch näher zum Tor positioniert war.
Allerdings häuften sich im Zentrum auch seine Ballverluste und er konnte seine Geschwindigkeitsvorteile weniger ausspielen. Prinzipiell kommen seine Fähigkeiten also besser zur Geltung, wenn er mit Tempo auf seinen Gegenspieler zuläuft und ein wenig mehr Raum hat.
Wie so oft bei jungen Spielern kommt es auf mehrere Faktoren an, ob ihm ein Durchbruch gelingen wird. Aufgrund seines Alters und seiner noch nicht absehbaren körperlichen Entwicklung ist eine Vorhersage bei Mike jedoch besonders schwierig.
Für den Moment stehen die Chancen für weitere Kaderplätze und Kurzeinsätze aufgrund der eher dünnen Besetzung der Offensive der Bayern jedoch gut. Die Aussichten und den Status eines Lennart Karls hat er dahingehend zwar noch nicht, doch wenn Mike sich weiterhin so schnell entwickelt, könnte er zum nächsten Bayern-Profi auf der Überholspur werden.
Vincent Kompany trat – wie es sich für ihn gehört – jedoch erst einmal auf die Euphoriebremse. Der Belgier sprach im Anschluss an die Partie gegen Bremen bei BR24 von einem verdienten Einsatz für einen Jungen, der vielleicht eine Zukunft beim FC Bayern habe. „Ich sage vielleicht, da es nicht garantiert ist“, betonte der Trainer des Rekordmeisters.
Zudem kommt Mike in dieser Saison erst auf gut 200 Minuten Spielzeit. Zu wenig für dessen Alter, in dem es noch einige Entwicklungssprünge zu machen gilt. Um ihm wirklich die Chance zu geben, eines Tages den Durchbruch in München zu schaffen, benötigt der Rekordmeister ein Konzept, das ihm einerseits Spielzeit garantiert, ihm andererseits aber weiterhin Trainings- und Kaderplätze bei den Profis ermöglicht, um weitere wertvolle Erfahrungen zu sammeln.