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·1 de agosto de 2025
FC Bayern verleiht João Palhinha: Fehlt der Weitblick?

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·1 de agosto de 2025
Der FC Bayern München verleiht João Palhinha. Bei einigen Fans sorgt das für Verwunderung. Fehlt dem FCB der Weitblick?
Es wird wohl das passieren, was sich viele Fans des FC Bayern München für diesen Sommer gewünscht haben: Das Missverständnis mit João Palhinha wird beendet. Allerdings auf eine andere Art und Weise, als erwartet.
Max Eberl und Co. verkaufen den Portugiesen nicht etwa, sondern verleihen ihn. Abnehmer ist Tottenham, die laut Sky eine Leihgebühr zwischen fünf und sechs Millionen Euro zahlen. Im Sommer 2026 sollen sie dann eine Kaufoption haben, die sich verschiedenen Medienberichten zufolge zwischen 25 und 30 Millionen Euro bewegt. The Athletic schreibt, dass Tottenham das gesamte Gehalt übernimmt.
Für Verwunderung sorgt dieser Deal deshalb, weil man sich durchaus erhofft hatte, dass ein Palhinha-Verkauf weitere Einkäufe gegenfinanzieren könnte. Aber ganz so einfach ist das nicht.
Denn der FC Bayern zahlte im vergangenen Sommer 51 Millionen Euro an den FC Fulham für Palhinha. Da der Mittelfeldspieler einen Vierjahresvertrag unterschrieben hat, wird diese Ablöse im Normalfall über vier Jahre bilanziert und abgeschrieben.
Bedeutet konkret: Wenn pro Saison 12,75 Millionen Euro abgeschrieben werden, also die Ablösesumme geteilt durch die vier Jahre, dann bleibt in diesem Sommer ein Restbuchwert von 38,25 Millionen Euro. Würden die Münchner ihn nun verkaufen, würden die Transfereinnahmen mit diesem Restbuchwert verrechnet. Denn der verkaufte Spieler muss als „Vermögen“ aus der Bilanz genommen werden.
Bedeutet also: Jeder Verkauf in diesem Sommer unterhalb von 38,25 Millionen Euro stellt einen Verlust für den FC Bayern dar. Ein Verkauf für beispielsweise 20 Millionen Euro würde für die Bilanz des FC Bayern in der Saison 2025/26 einen Verlust von 18,25 Millionen Euro bedeuten.
Verleiht der FC Bayern Palhinha hingegen, bleibt dieser als Vermögenswert mit seinem Restbuchwert in der Bilanz des FC Bayern. Dann gehen diese Saison nur die jährlichen 12,75 Millionen Euro als Aufwand in die Bilanz ein, reduziert um die von Tottenham gezahlte Leihgebühr. Bilanziell wäre dies fürs laufende Geschäftsjahr also ein kleinerer Verlust als bei einem Verkauf für eine Ablöse deutlich unter Restbuchwert.
Ist es das Ziel des Rekordmeisters, auch in diesem Geschäftsjahr schwarze Zahlen zu schreiben, dann kann eine Leihe Palhinhas mit Blick auf Finanzergebnis dieses Jahres die reizvollere Variante sein.
Das Gehalt würde in beiden Fällen wegfallen. Rund zehn Millionen Euro soll der Nationalspieler in München verdienen. Ein Faktor, der einen Verkauf zusätzlich erschwert haben dürfte. Allerdings auch einer, den Eberl selbst zu verantworten hat. Dass Palhinha überhaupt im Sommer 2024 kam, ist rückblickend eine mehr als fragliche Entscheidung.
Denn hätte man zum damaligen Zeitpunkt wirklich gewusst, wohin die Reise strategisch gehen soll, dann hätte man auch ahnen können, dass ein solcher Spielertyp nicht in die jetzt eingeschlagene Richtung passt.
Retrospektiv wirkt es aber viel mehr so, als hätte man damals noch nicht gewusst, was man sportlich vorhat und den Palhinha-Transfer auf Verdacht eingetütet – irgendwie wird der schon reinpassen.
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Auch die damalige Trainersuche passt dazu: Statt sich ab einem gewissen Zeitpunkt auf eine bestimmte Art von Trainer festzulegen, schwankte man in den Gesprächen von Typen wie Ralf Rangnick bis letztlich zu Vincent Kompany. Zwischen Gegenpressing- und Athletikfußball und aggressivem Ballbesitzfußball lagen nur wenige Tage.
Das hintergründige Problem: In München wird zu kurzfristig geplant. Seit Jahren wird versucht, eine „Win-Now-Mannschaft“ zu basteln. Jeden Sommer kommen erfahrene Spieler, die dazu beitragen sollen – unabhängig davon, wer gerade Trainer ist. Das kostet Geld, das man nur in den seltensten Fällen wiedersieht. Und die Champions League wurde so noch nicht gewonnen.
Auch die jetzige Entscheidung bei Palhinha ist wieder eine kurzfristige, weil sie sich nur auf die diesjährige Bilanz bezieht, statt sich dem strategischen Weitblick zu widmen und sich damit zu befassen, was auf lange Sicht günstiger wäre. Zwar hat man mit Tottenham nun eine Kaufoption aushandeln können, die bei 25 bis 30 Millionen Euro liegt, aber es ist vollkommen unklar, ob die Spurs diese ziehen werden.
Selbst wenn der Portugiese eine starke Saison spielt und die Engländer ihn wollen, ist er im kommenden Sommer 31 Jahre alt. Die teuersten Ü30-Spieler in diesem Transfersommer (bisher):
Die teuersten Ü30-Spieler der vorherigen Transferjahre liegen zwar deutlich darüber, aber da handelt es sich meist um absolute Weltstars wie Harry Kane, Neymar, Casemiro, Robert Lewandowski oder Romelu Lukaku. Um für Spieler wie Palhinha an die 30 Millionen Euro zu kassieren, muss auch etwas Glück dazukommen.
Unmöglich ist es nicht. Wahrscheinlicher wäre es dennoch in dieser Saison gewesen, eine Ablösesumme zu kassieren, die auch mit dem Restbuchwert nicht allzu negativ kollidiert und vor allem höher liegen würde als in einem Jahr, in dem der Spieler weiter an Wert verlieren wird.
Langfristig gesehen ist das Kapitel Palhinha für den FC Bayern nämlich dann günstiger, wenn er in diesem Sommer für mehr Geld wechselt, als er im kommenden Sommer einbringen würde. Es kann je nach Angeboten, die dem FCB vorlagen, eben sein, dass durch den Restbuchwert kurzfristig weniger Geld vorhanden wäre, aber das ist für die Betrachtung auf lange Sicht irrelevant.
Es gibt zwei Szenarien, die eine Leihe in dieser Saison rechtfertigen könnten. Eins davon ist, dass die Bayern davon ausgehen, dass sie Palhinha im kommenden Sommer für mehr Geld verkaufen können als jetzt – das wäre aber eine Wette, die sie mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren.
Das andere ist, dass man die Gewinn-und-Verlust-Rechnung dieses Geschäftsjahres nicht um ein paar Millionen Euro belasten möchte, weil es keine Angebote in Richtung der rund 30 Millionen Euro gab. Um das endgültig beurteilen zu können, bräuchte es deutlich mehr Hintergrundinformationen.
Dennoch hinterlässt auch dieser Deal wieder den Eindruck, dass die Bayern nur von Jahr zu Jahr planen, statt sich Gedanken darüber zu machen, was in zwei, drei oder vier Jahren ist. Das Kapitel Palhinha jetzt zu beenden und den Verlust dabei gering zu halten, wäre auch als Signal an Fans und Kader wichtig gewesen. So aber schiebt man diese Baustelle nur wieder ein Jahr nach vorn.