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Philipp Overhoff·27 de septiembre de 2025
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Philipp Overhoff·27 de septiembre de 2025
Drei Wochen sind im Bundesliga-Geschäft eine lange Zeit. Oft reichen schon wenige Spiele, um eine Trendwende einzuleiten und der eigenen Saison eine positive Richtung zu verleihen.
Manchmal aber kann eine eigentlich brandheiße Aktie in nur drei Wochen tiefer fallen als jene von Volkswagen im Spätsommer 2015.
Beim FC Augsburg ist gerade Letzteres das Thema. Denn Sandro Wagner, vor kurzem noch als Hoffnungsträger und mediales Zugpferd verpflichtet, befindet sich erstaunlich früh in einer sportlich misslichen Lage.
Dabei könnten sie sich in Augsburg eigentlich ganz entspannt zurücklehnen, wenn es nur nach der Außenwirkung ginge. Denn Wagner liefert: Eine klare Kante, flotte Sprüche und eine Presse-Präsenz von bislang völlig unbekanntem Ausmaß, stehen in der Fuggerstadt an der Tagesordnung.
Viel mehr noch: Der frühere Kult-Stürmer macht den FCA zu einem Gesprächsthema über die Stadtgrenzen hinaus. Und das ist im verschlafenen bayrischen Teil des Schwabenlandes keine Selbstverständlichkeit. Kurzum: Für Schlagzeilen sorgt Wagner zuverlässig.
Nur blöd, dass die Tabelle keine Schlagzeilen, sondern Punkte zählt. Und da wird es schnell ungemütlich.
Der überraschende 3:1-Auftaktsieg gegen den SC Freiburg täuschte viele Bundesliga-Beobachter und war ein Freak-Ergebnis, das bei einer zehnmaligen Wiederholung des Spielverlaufs wohl kein zweites Mal zustande gekommen wäre. Zieht man beispielsweise den Expected-Goals-Wert heran, hätte der Sport-Club diese Partie eigentlich gewinnen müssen. Die Augsburger profitierten lediglich von haarsträubenden Fehlern des Gegners und einer zugebenermaßen sehr effizienten eigenen Chancenverwertung.
Eine Woche später reichte es gegen den FC Bayern immerhin zu zwei Toren, das 2:3 darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der FCA zeitweise wie ein Trainingspartner für den Rekordmeister wirkte.
Fast noch mehr als das Ergebnis blieb jedoch ein Satz hängen, den Wagner im Anschluss an die Partie tätigte. „Ich sehe es nicht, dass wir weniger Qualität haben als Bayern", stellte er großspurig klar.
Diese Aussage mag gut gemeint gewesen sein, doch schon auf St. Pauli folgte die nächste Ernüchterung (1:2), ehe Mainz den Frust so richtig tief in die Augsburger Seele rammte: Die Fuggerstädter verloren 1:4 und mussten neben zwei Gegentoren in Überzahl auch die Pfiffe der eigenen Fans schlucken. Bis auf Torwart Finn Dahmen hätte er alle Spieler vorzeitig auswechseln können, erklärte Wagner später.
Das desolate Zwischenfazit: Zehn Gegentreffer nach vier Spielen. Nur Union kassierte noch mehr. Tabellenplatz 16. Von Euphorie keine Spur.
Positiv: Man kann die Augsburger Misere keinesfalls auf das mangelnde Fachwissen des jungen Übungsleiters zurückführen. Ex-Profi, Bayern-Vergangenheit, geschätzter TV-Analyst, Drittliga-Aufstieg mit Unterhaching, Co-Trainer der Nationalelf – Wagners Vita liest sich ansehnlich.
Aber aktuell wirkt es ein wenig so, als habe er den Kader mit seiner Energie überfrachtet. Emotional, taktisch und medial bekamen die Fuggerstädter selten größeren Input. Dass sich Wagner auf der Bank oft wie ein wütendes Rumpelstielzechen aufführt, das kurz vor einer Roten Karte steht, dürfte da nicht großartig weiterhelfen.
Die Folge: Binnen kürzester Zeit verspielte der eigentlich hoch geschätzte Coach viele Sympathien. Wenn die sportlichen Resultate ausbleiben, kommen kleinere Unsportlichkeiten und markige Aussagen eben selten gut.
📸 Alexander Hassenstein - 2025 Getty Images
Und wenn einer wie Mario Basler bei 'Sport1' im Doppelpass den Finger hebt, dann bleibt das hängen. Ganz egal wie man auch fachlich zu den Einschätzungen von „Super Mario" stehen mag.
Sein Urteil: Wagner wirke „arrogant“ und „überheblich“. Mehr noch: Basler zweifelt öffentlich an, ob Augsburg über die ganze Saison am 37-Jährigen festhalten wird. Seine Empfehlung: erstmal solle man Brötchen backen, die ähnlich klein sind wie die Marionetten der berühmten Augsburger Puppenkiste.
Auch Trainer-Legende Friedhelm Funkel schrieb im 'kicker', dass es "gefährlicher wird, je vollmundiger man auftritt." Weiterhin riet er dem jungen Kollegen: "Optimismus zu verbreiten, gehört dazu. Aber man sollte immer eine dicke Prise Demut beimischen."
Genau diese Diskussionen wollte der Klub mit der Verpflichtung von Wagner eigentlich vermeiden. Statt im Abstiegskampf zu versinken, träumte man von einem sportlichen und tabellarischen Schritt nach vorne. Doch aktuell muss die Devise lauten, überhaupt mal wieder etwas Zählbares zu holen.
Das Auswärtsspiel beim punktlosen Tabellenschlusslicht aus Heidenheim kommt somit zum perfekten Zeitpunkt. Der schwäbische Widersacher wird von nicht wenigen Experten als das schwächste Team der Bundesliga und fast schon sicherer Absteiger eingestuft. Wenn man punkten MUSS, dann also gegen Heidenheim.
Doch sollten Wagner und Augsburg ausgerechnet gegen den krassen Außenseiter von der Ostalb ein weiteres Mal verlieren, droht neben der roten Laterne auch die erste echte Krise dieser Saison.
Natürlich wird die Vereinsführung Wagner in einem solchen Fall (noch) nicht absägen. Fünf Spieltage machen genauso wenig einen Absteiger wie einen Europa-League-Aspiranten. Aber die Mischung aus großen Worten und ausbleibenden Ergebnissen ist brandgefährlich. Und die Fans bewiesen schon am letzten Wochenende, dass ihre Geduld Grenzen hat.
Wagner steht damit vor seiner ersten echten Bewährungsprobe im Oberhaus. Reden kann er, keine Frage. Jetzt muss er liefern. In gewisser Weise spielt Fußball-Deutschlands einstiger Liebling gegen Heidenheim also schon um seine Zukunft!
📸 Christian Kaspar-Bartke - 2025 Getty Images
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