Der-Jahn-Blog
·3 de octubre de 2025
Knall auf Fall: AB ist weg

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·3 de octubre de 2025
Wow! Was für ein Tag der deutschen Einheit. Ganz und gar keine Einheit zeigte man beim Jahn: Pünktlich um 14 Uhr ging die Mitteilung raus. Achim Beierlorzer ist mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Geschäftsführer Sport beim SSV Jahn entbunden. Bumm!
Mal ehrlich: Es gab viel Kritik. Aber hättet ihr das jemals für möglich gehalten? Dass der Sportliche Leiter so abgesägt wird, obwohl man zwischenzeitlich kaum kritische Stimmen aus dem Verein vernahm? Irgendwas muss ja jetzt passiert sein.
Rollen wir das Ganze mal von hinten auf: Achim wurde als Heilsbringer gefeiert, als er 2023 nach einem desaströsen Abstieg aus Liga 2 für den wirklich hilflosen Tobias Werner geholt wurde. Immerhin hatte er als Trainer für die mit erfolgreichste sportliche Phase der jüngeren Vereinsgeschichte gesorgt. Und die erste Halbserie in Liga 3 damals war ja traumhaft: Trotz runderneuerter Mannschaft und nicht immer überzeugender Leistungen thronte der Jahn im November/Dezember 2023 auf den Aufstiegsrängen.
Doch: Schon in Liga 3 zeigten sich enorme Risse, spätestens in der Rückrunde. So geil dieser kurze Aufwind im Herbst zuvor war, so übel und bieder spielte man in der Rückrunde. Mit Müh und Not hievte man sich zum Aufstieg, ein Kraftakt der Mannschaft, des Trainerteams und ja, auch der sportlichen Leitung.
Spätestens mit Einstieg in die vergangene Saison begann das Verderben. Es zeigte sich, dass kaum eine konkurrenzfähige Mannschaft auf dem Platz stand. Weder im Kader noch auf der Bank. Und da kommen wir zum Grund, warum ich das alles hier erzähle: Das gehört in den Verantwortungsbereich des sportlichen Leiters, Achim Beierlorzer. Das war mal überhaupt nix, die vergangene Zweitliga-Saison.
Man hätte das als Lehrgeld abtun können, als gescheiterte Arbeit eines nicht ganz erfahrenen Vereins und Geschäftsführers Sport im Haifischbecken Liga zwei, wo die Leistungsdichte hoch ist und Fehler knallhart bestraft werden.
Aber dann kam dieser Sommer. Der Jahn-Kader wurde – mal wieder – fast komplett umgebaut, ein neuer Trainer kam (nachdem Joe und Andi Patz mit dem vorhandenen Material fast chancenlos scheiterten). Selbst das hätte man vermutlich als Jahnfan – ohnehin mit die geduldigste Spezies im deutschen Profifußball – angenommen, wenn wenigstens sowas wie eine Entwicklung, eine Idee, zu sehen gewesen wäre.
Aber man sah: Hilflose Auftritte, mühsames Abwürgen, letztlich Abstiegskampf in Liga 3. Als lange feststehender Absteiger aus Liga 2, der gefühlt ein halbes Jahr Vorbereitungszeit gehabt hätte!
Werden wir konkret: Mit Michi Wimmer wird ein Trainer geholt, der ein Stück weit Begeisterung mitbringen sollte. Aber dann wird ihm eine Mannschaft hingestellt, die vor Baustellen strotzt. Da wird mit Sebastian Stolze nach Wochen Vorbereitung ein Spieler geholt, der als Rechtsverteidiger eigentlich eine eminent wichtige Lücke im Team schließen soll – aber es kommt ein Spieler, der ja schon längst als Vertragsloser verfügbar gewesen wäre.
Genau dasselbe auf der Position im defensiven Mittelfeld mit Adrian Fein. Es ist glatter Wahnsinn, dass er – seit er halbwegs fit ist – nun komplett durchspielen muss, obwohl Trainer Wimmer sagt, er sei erst mit Müh und Not fit. Aber er muss einem Spieler vertrauen, der erst kurzfristig nach Probetraining geholt wurde und seit Ende Juni 2025 vertragslos gewesen wäre.
Klar, Christian Kühlwetter fürs defensive Mittelfeld war erst gesperrt und dann verletzt. Aber der ist ja eigentlich ganz generell ein Stürmer! Das spielte er in den Pokalspielen gegen unterklassige Gegner auch. Da stellt sich die Frage: Was hatte man mit Kühli überhaupt vor – der schließlich als Kapitän eingeplant war, also als einer, der schon öfter spielen sollte?
Und da reden wir gar nicht von den Ideen, dass Davis Asante – ein reiner Offensiver – sich als Schienenspieler verdingen muss und teilweise defensiv überfordert war. Dass auch genannter Stolze und Nico Oliveira vielleicht nicht unbedingt die Richtigen für das gespielte System sind. Und Oscar Schönfelder – wie einige andere zu Saisonbeginn – verletzt war. Dass somit eigentlich aus Andi Geipl – leider letzte Saison wenig überzeugend und auch zu Saisonbeginn nicht, weswegen er auch kaum zuletzt eingesetzt wurde – Kühlwetter, dem geliehenen Philipp Müller und eben dem in letzter Minute verpflichteten Fein das brutal wichtige Mittelfeld gebildet wird.
Trainer Michi Wimmer gab vor Wochen zu, dass der Kader mit seiner Idee, Fußball zu spielen, derzeit unvereinbar sei. Das ist auch mal ne Ansage. Insofern fällt die Kritik auch auf Achim Beierlorzer zurück. Da hilft auch keine Verzweiflungsverpflichtung von Florian Dietz, der erkennbar bislang nicht auf einhundert Prozent ist. Alles unausgegoren, alles irgendwie verzweifelt. Ein Eric Hottmann bringt Belebung, aber halt auch erst zum siebten Spieltag, nach langer verletzungsbedingter Pause. Sehenden Auges!
Und dann redet man es in den multiplen Presseterminen schön. Es sei eine Entwicklung, ein Prozess, man habe ja gute Leute geholt. Ja – aber jetzt steht man im Oktober im Tabellenkeller und muss langsam liefern. Es nützt nix, potenziell gute Leute zu haben. Der Jahn ist als Absteiger in Liga drei drauf und dran, abgehängt zu werden!
Genau das ist wohl der Grund, warum Achim Beierlorzer, so toll seine Verdienste als Trainer beim Jahn waren, gehen musste. Die Gremien haben es erkannt. Sogar einstimmig, wie es in der urplötzlich rausgehauenen Mitteilung hieß.
Für mich bedeutet das alles, man hat nicht ganz aus dem Bauch heraus gehandelt. Für mich heißt das, man hat schon länger mit dem Gedanken gespielt, Achim Beierlorzer abzulösen. Auch wenn aus dieser Black Box Aufsichtsrat kaum etwas dringt: Der Verein lebt! Er reagiert, wenn der Verein droht, abzusaufen. Und das hat er, auch wenn man es in den vergangenen Wochen schönzureden drohte.
Wir sind alle Jahnfans. Wir haben die Leistungen gesehen. Es war ein Graus, wir haben uns zu leicht ergeben. Das Gegurke gegen Duisburg, der Krampf gegen Köln, Essen, Wiesbaden, Ulm. Gegen Osnabrück nahezu chancenlos. Unterbrochen nur von Siegen gegen Schweinfurt und Verl, die nahezu überlebenswichtig waren und die man von einer Mannschaft mit dieser Qualität erwarten muss.
Rafft euch mal, möchte man allen Beteiligten zurufen! Wir stehen mit sieben Punkten auf Platz 18 der 3. Liga. Und es hat nicht nur oberflächliche Gründe wie mal ne vergeigte Aufstellung.
Nun kam das Raffen. Ich denke: Langfristig zum genau richtigen Zeitpunkt. Genau jetzt wird die kommende Saison geplant. Nicht zuletzt deswegen hat Christian Keller sich 2021 zu diesem Zeitpunkt verabschiedet, sodass Roger Stilz die folgende Saison planen konnte.
Ok, aber was hilft uns das für die laufende Saison – sprich: kurzfristig? Mehr als berechtigte Frage. Wir wissen nicht, wer als Beierlorzer-Nachfolger kommt. Vermutlich wissen das die Verantwortlichen auch noch längst nicht. Aber es muss besser werden, planvoller, systematischer.
Und es muss wohl ganz langfristig mit einem Update einhergehen, was der Jahn überhaupt für einen Fußball spielen und wofür er stehen will. Eine Herkulesaufgabe, wofür man die Verantwortlichen nicht beneidet. Dass es besser werden muss, steht fest. Wir wünschen ein gutes Händchen.
Kurzfristig heißt es wohl auch für Trainer Michi Wimmer: Er ist auf Bewährung. Er war Beierlorzers Mann. Ich persönlich glaube nicht, dass Saarbrücken ein Entscheidungsspiel wird. Aber gibt es in den nächsten Wochen keinen Aufwind, wird auch er mehr und mehr zur Disposition stehen – nachdem der, der ihn geholt hatte, weg ist.