MillernTon
·11 de noviembre de 2025
Trainer-Diskussion? – ja/nein/vielleicht

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·11 de noviembre de 2025

Der FC St. Pauli beantwortet die Trainerfrage klar mit „ja“, viele Fans ebenso klar mit „nein“ – Gute Argumente gibt es für beide Seiten. Oder nicht?(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Ein Kommentar von Tim.
Länderspielpausen sind auch immer Chancen. Chancen, um größere Projekte anzugehen. Mitten in der Saison sind plötzlich zwei Wochen Zeit, um durchzuatmen und in der sonst oft gnadenlos durchlaufenden Saison kurz die Dinge auch mal tiefergehend zu betrachten und zu analysieren. Zudem haben Teams in diesen Länderspielpausen Zeit, um Dinge zu verändern. Für den FC St. Pauli kommt die Pause also vielleicht ganz gelegen, soll doch die Spielidee recht radikal angepasst werden, um die defensive Stabilität der Vorsaison wiederzuerlangen. Auch wenn das natürlich etwas schwieriger ist, da viele Spieler mit ihren Nationalteams unterwegs sind.
Länderspielpausen bieten auch immer die Möglichkeit, größere Veränderungen anzugehen. Und da Ihr den Titel dieses Kommentars gelesen habt, wisst Ihr sicher, worauf das hier hinausläuft. Es steht die letzte längere Unterbrechung vor der Winterpause an. Die letzte Pause, bevor es noch fünf Spiele in der Bundesliga gibt. Eines davon gegen Bayern München, die anderen vier gegen Berlin, Köln, Mainz und Heidenheim – also gegen die direkte Konkurrenz. Um das Gelingen des Projekts Klassenerhalt 2.0 nicht bereits vor der Winterpause extrem unwahrscheinlich werden zu lassen wenn, steht völlig außer Frage, dass der FC St. Pauli in diesen Spielen punkten muss.
Beim FC St. Pauli ist man davon überzeugt, dass das mit Cheftrainer Alexander Blessin gelingen kann. Bereits vor dem Anpfiff in Freiburg erklärte Andreas Bornemann am DAZN-Mikro, dass man gemeinsam gewinne, aber eben auch gemeinsam verliere und nach Lösungen suche. Man wolle „der etwas andere Verein sein“, so der Sportchef, der zudem betonte, dass man zusammen mit dem 1. FC Heidenheim finanziell den restlichen 16 Clubs der Bundesliga hinterherlaufe und zur aktuellen Situation erklärte, dass man sich nicht in einer Krise befinde. Der Verein stellt sich also klar an die Seite des Cheftrainers, lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass es für Blessin beim FCSP weitergeht.
Das stößt bei nicht wenigen Anhänger*innen des FC St. Pauli auf Unverständnis. Je länger und deutlicher die Niederlagen-Serie andauert und wird, umso größer wird die Kritik an Alexander Blessin. Nun, nach sieben Niederlagen in Serie böte sich mit der Länderspielpause ein kleines Zeitfenster, welches Clubs in schwierigen Fahrwassern gerne nutzen. Siehe VfL Wolfsburg, wo Paul Simonis nach nur einem Sieg (und der war extrem glücklich) aus den letzten zehn Spielen gehen musste.Beim FC St. Pauli scheint das Vertrauen in den Cheftrainer größer zu sein als in Wolfsburg. Und wie so oft, gibt es gute Argumente für beide Seiten.
Die sportliche Entwicklung ist sicher ein Argument, das aktuell eher gegen Alexander Blessin spricht. Denn sie ist negativ. Nach gutem Saisonstart folgte ein ziemlicher Absturz. Nachdem die ersten Niederlagen noch als unglücklich bezeichnet werden konnten, hatte der FC St. Pauli bald spielerisch und mental Tiefpunkte erreicht. Nicht nur im Vergleich zum erfolgreichen Beginn der Spielzeit, sondern vor allem auch zur Vorsaison. Dinge, die sich das Team unter der Leitung von Alexander Blessin mühsam erarbeitet hat, Stichwort „defensive Stabilität“, sind plötzlich komplett weg. Das Spiel in Freiburg zeigte, dass diese nur bedingt wiedererlangt werden kann (weil weiterhin eklatante individuelle Fehler gemacht werden) und das auch noch zu einem extrem hohen Preis, nämlich dem Verlust der eigenen Offensivpower.
Das Wiedererlangen der defensiven Stabilität, ohne dass die Offensive komplett flöten geht, ist Teil einer Entwicklung, die nun angestoßen wurde. Blessin erklärte bereits vor Anpfiff und nochmal nach Abpfiff des Freiburg-Spiels, dass man gewissermaßen eine Reset-Taste gedrückt habe. Wie auch 24/25 vollzieht der FC St. Pauli also während der Saison einen radikalen Schritt, wirft die Spielidee mehr oder weniger über den Haufen und fängt von vorne an, um defensiv wieder stabiler zu stehen. Das braucht Zeit, keine Frage. Hat in der Vorsaison auch gedauert, bis das alles merklich besser wurde. Das Problem: Es bleibt nicht viel Zeit, der Spielplan ist erbarmungslos.
Denn die Probleme des FC St. Pauli scheinen in dieser Saison tiefgreifender zu sein. In der Vorsaison waren auch viele Verletzungen mit dafür verantwortlich, dass der FCSP kurz vor der Winterpause auf dem Zahnfleisch herumkroch. Trotzdem gelang es dem Team regelmäßig zu punkten und spätestens ab dem vierten Spieltag war erkennbar, dass das Team gegen den Ball bundesligatauglich ist. Diese Saison ist die Zeitschiene anders: Mehr als ein Viertel der Saison ist bereits gespielt und der FC St. Pauli ist noch lange nicht da, wo er in der Vorsaison gewesen ist. Die Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ ist es, die darüber entscheidet, ob und welche personellen Konsequenzen es geben könnte.
Denn Andreas Bornemann erklärte kürzlich bei uns im Podcast sehr anschaulich, warum er generell kein Freund von Trainer-Entlassungen ist, aber warum sie aus seiner Sicht manchmal doch notwendig sind. Die Entlassung von Timo Schultz erklärte er mit der fehlenden sportlichen Entwicklung. Der FC St. Pauli stand mit Schultz als Trainer im Spätherbst 2020 weit unten in der Zweitligatabelle. Zwei Jahre später war das erneut der Fall, obwohl der Kader stärker eingeschätzt wurde. Schultz wurde entlassen.
Schaut man sich die Entwicklung des FC St. Pauli an, so scheint es auch jetzt nicht voranzugehen: Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison stand das Team ebenfalls auf Platz 16, hatte einen Zähler mehr auf dem Konto (acht Punkte, 7:12 Tore) als in dieser Saison (sieben Punkte, 9:20 Tore). Natürlich ist das nicht direkt miteinander vergleichbar. Es gibt mehrere Variablen, die dafür sorgen, dass es alles etwas schwieriger ist. Es reicht nicht einfach nur festzustellen, wo der FCSP im Vergleich zur Vorsaison in der Tabelle stand und daraus die Bewertung der aktuellen Arbeit von Alexander Blessin abzuleiten. Es ist auch zu einfach, wenn nur festgestellt wird, dass der FC St. Pauli leistungsmäßig nicht auf dem Niveau der Vorsaison ist. Das muss aber auch unbedingt festgestellt werden. Hier darf keine Augenwischerei betrieben werden. Zum jetzigen Zeitpunkt muss klar geurteilt werden: Der FC St. Pauli hat sich sportlich nicht verbessert. Tut weh, ist aber so.Ist das die Schuld des Cheftrainers? Ist die nicht vorhandene sportliche Entwicklung Alexander Blessin anzulasten? Hmmm. Es gibt zumindest Argumente die dafür, als auch welche die dagegen sprechen.

Alexander Blessin, Peter Németh und Andreas Bornemann werden auch zukünftig gemeinsam über den FC St. Pauli diskutieren.
(c) Stefan Groenveld
Denn zum einen ist die Bundesliga in dieser Saison einfach stärker einzuschätzen als noch im Vorjahr. Bochum und Kiel fehlen dem FC St. Pauli gewissermaßen. Mit Köln und dem HSV sind zwei Clubs aufgestiegen, die bemerkenswerte Summen in ihre Kader gesteckt haben – und damit sind nicht primär die Ablösesummen gemeint, sondern auch die Gehälter. Der FCSP kann und konnte da finanziell einfach nicht mithalten. Was dazu führte, dass man im Sommer eben keine „fertigen“ Bundesligaspieler verpflichtete. Sondern welche, denen Zeit eingeräumt werden muss. Um zu sehen, ob sie das einlösen, was man sich am Millerntor von ihnen verspricht.
Es darf nämlich nicht vergessen werden, wie stark sich das Team verändert hat. Vor der Saison 24/25 hielt der FC St. Pauli den Kader fast komplett beisammen. Einzig die Abgänge von Marcel Hartel und Aljoscha Kemlein mussten verkraftet werden. In diesem Sommer war der Aderlass wesentlich größer. Elias Saad, Philipp Treu, Johannes Eggestein, Carlo Boukhalfa, Morgan Guilavogui, Noah Weißhaupt, Siebe Van der Heyden – nicht alle diese Spieler waren unumstrittene Leistungsträger. Aber sie trugen alle mindestens zeitweise einen wichtigen Teil zum Klassenerhalt bei. Und das meist weniger zu Saisonbeginn. Es darf nicht vergessen werden, dass viele Spieler des FC St. Pauli auch in der Vorsaison zu Beginn Probleme hatten. Und nicht nur die, sondern auch ihr Cheftrainer.
Doch das Team ist damals in der Bundesliga angekommen. Mit hohem Einsatz und einem starken Fokus auf die Defensive hat es sich in diese Liga reingearbeitet. Wenn die Neuzugänge, der neu zusammengesetzte Kader noch Zeit benötigen, dann sollte er sie auch bekommen, oder? Zu erwarten, dass diese hohe Anzahl an Neuzugängen in ihrem neuen Team und in einer neuen, von der Qualität viel höheren Liga, den FC St. Pauli sofort tragen können, ist vermessen, oder?
Es gibt einen durchaus großen Unterschied zwischen den Kadern des FC St. Pauli dieser und letzter Saison. Denn diesen Sommer wurde der Kader auch klar nach den Wünschen von Alexander Blessin umgebaut. Der Fokus auf mehr Tempo in der Offensive ist ein expliziter Wunsch des Cheftrainers gewesen. Diesen hat er erfüllt bekommen. Doch aktuell muss festgestellt werden: Der Erfolg dieses veränderten Fokus‘ ist nach gutem Start ausgeblieben. Der FC St. Pauli konnte zuletzt das Tempo in der Offensive überhaupt nicht für sich nutzen, hat nach den ersten Spielen einen klaren Rückschritt gemacht. Und der Fokus auf Tempo ist zu Lasten der Dribbelqualität (die für dringend notwendige Entlastung sorgen kann) gegangen, wie jüngst ausgearbeitet wurde.
Wie also weitermachen? Die Notbremse ziehen, weil keine positive Entwicklung erkennbar ist? Jemanden holen, der aus diesem Kader – der auch nach den Vorstellungen des aktuellen Trainers zusammengestellt wurde – mehr rausholen kann? Aber woher weiß man, dass das klappt?Kritische Stimmen werden einwenden, dass weniger als null Punkte aus den letzten sieben Spielen eben auch nicht möglich sind. Doch Alexander Blessin hat in der Vorsaison gezeigt, dass er die Spielweise des Teams während der laufenden Saison grundlegend anpassen und verbessern kann. Er hat auch bewiesen, dass er Krisen (ja, ich nenne die aktuelle Situation so) und längere Niederlagenserien überwinden kann. Gut, leistungsmäßig und auch in Sachen Länge der Serie ist das in dieser Saison nochmal ein anderes Kaliber. Aber: Warum sollte es dieses Mal nicht gelingen? Oder anders gefragt: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer Trainer erfolgreicher sein würde? Schließlich hat der FC St. Pauli einen Kader, der ganz eindeutig auf die Spielidee des aktuellen Cheftrainers zugeschnitten ist. Was hat der FCSP dann davon, wenn dieser Cheftrainer entlassen wird?
Der große Vorteil, den wir beim MillernTon haben: Wir können die Entscheidungen der Verantwortlichen beim FC St. Pauli nachträglich bewerten. Wir können Entscheidungen diskutieren und hinterfragen (das sehe ich auch als etwas an, was in unserer Verantwortung liegt), wir müssen sie aber nicht treffen. Und das ist gut so, denn ich liege gnadenlos oft daneben mit meinen Einschätzungen, wie es für den FCSP weitergeht und welche Personen dafür am besten geeignet sind. Und wisst ihr, wer da eine viel bessere Erfolgsquote hat? Andreas Bornemann. Klar, niemand ist unfehlbar. Aber wieso sollte ausgerechnet jetzt nicht der Person vertraut werden, die in den letzten sechs Jahren gezeigt hat, dass es, wenn man sportlichen Erfolg haben möchte, eine gute Idee ist, ihr zu vertrauen? Let me get that clear: Wer wäre ich, wenn ich mir herausnehmen würde, dass ich Dinge von außen besser einschätzen kann als die Person, die nicht nur das Innenleben kennt, sondern auch seit Jahren immer wieder gezeigt hat, dass sie richtige Personalentscheidungen treffen kann? Kritisches Hinterfragen ist natürlich immer angebracht, aber Vertrauen ist vielleicht jetzt gerade etwas wichtiger.
Viel Zeit bleibt nicht mehr, der FC St. Pauli muss schnellstmöglich wieder auf ein Level kommen, um in der Bundesliga punkten zu können, siehe Spielplan. Die nächsten Schritte müssen sitzen. Der Verein hat deutlich gemacht, dass diese nächsten Schritte zusammen mit Alexander Blessin gegangen werden. Und wenn man in die Bewertung mit einbezieht, was Blessin mit dem FC St. Pauli in der Vorsaison geschafft hat und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass jemand anderes mit diesem Kader erfolgreicher sein würde, dann dürfte das die richtige Entscheidung sein.// Tim
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