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·13 de octubre de 2025
Wirklich ein Zeichen mentaler Stärke? Späte Tore sind eine neue Qualität des 1. FC Köln

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·13 de octubre de 2025
Hendrik Broschart
13 Oktober, 2025
Späte Tore, große Wirkung: Der Aufsteiger punktet dank Last-Minute-Treffern und mischt nach sechs Spieltagen mit zehn Punkten oben mit. Was steckt hinter der Last-Minute-Qualität des 1. FC Köln?
Jakub Kaminski erzielte gegen den VfL Wolfsburg den bislang spätesten Bundesliga-Treffer jemals. (Foto: Bucco)
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Späte Tore haben den Kölnern in den ersten Wochen dieser Saison schon mehrfach entscheidende Punkte beschert. Beim Heimsieg gegen Mainz war es eine scharf getretene Flanke von Waldschmidt in der 90. Minute, die Marius Bülters Haarspitzen streifte und damit unhaltbar ins Mainzer Tor segelte. In Wolfsburg sorgten Kaminski und Jóhannesson in der Nachspielzeit sogar doppelt für späte Jubelmomente. Kaminski stellte mit seinem Treffer zum 3:3 sogar einen neuen Bundesliga-Rekord auf. Bislang hat niemand später getroffen als er. Gegen Stuttgart entging Köln schließlich nur knapp der möglichen Führung – der Stuttgarter Maximilian Mittelstädt klärte auf der Linie. Lukas Kwasniok ordnete nach der Heimniederlage gegen Stuttgart ein: „In der zweiten Halbzeit hatten wir mit dem Ball dann auch gute Passagen. Und genau in dem Moment, als wir das Gefühl hatten, das Stadion ist voll, das geht vielleicht in unsere Richtung, macht es Stuttgart gut. Wir standen eigentlich geordnet. Der Gegentreffer war nicht nötig.“
Im Fußball wird in diesem Zusammenhang häufig von „psychologisch wichtigen Zeitpunkten“ gesprochen, zum Beispiel, wenn ein Team kurz vor der Halbzeit oder kurz vor Spielende ein Tor erzielt. Doch was sagt die Wissenschaft dazu? Handelt es sich um einen nachweisbaren Effekt oder ist es lediglich eine Floskel, die vor allem in Pressekonferenzen und Spielanalysen verwendet wird? Der Sportpsychologische Experte Thorsten Loch hat das für come-on-fc.com eingeordnet.
Die Datenlage sei differenziert, sagt Loch: “Analysen internationaler Top-Wettbewerbe zeigen, dass ein Tor unmittelbar vor der Halbzeit nicht automatisch zu einem Vorteil führt. In einigen Studien ließ sich sogar nachweisen, dass Heimteams nach einem späten Treffer vor der Pause in der zweiten Halbzeit schlechter abschnitten, als wenn sie zu einem früheren Zeitpunkt getroffen hätten.” Andere Untersuchungen wiederum berichteten keinen systematischen Effekt: “Es gibt aber auch Befunde, die unter bestimmten Umständen einen positiven Einfluss beschreiben – beispielsweise wenn die emotionale Dynamik im Stadion und auf der Bank kurzfristig verändert wird. Insgesamt gilt: Ein klarer, universeller „psychologischer Zeitpunkt“ lässt sich empirisch nicht belegen.”
Hier spielen laut Loch mehrere Faktoren ineinander: „Zum einen nimmt gegen Spielende die körperliche Leistungsfähigkeit ab: Lauf- und Sprintleistungen sinken, die Fehleranfälligkeit steigt. Zum anderen passen Teams ihr Verhalten je nach Spielstand an. Wer zurückliegt, geht mehr Risiko ein, rückt höher auf und erzwingt Standardsituationen. Wer führt, wird häufig passiver – ein Muster, das als ‚Score-Effect‘ beschrieben wird.“ Hinzu kommt die allgemeine Dynamik des Spiels: „Statistisch gesehen häufen sich Tore gegen Ende, ganz unabhängig von psychologischen Zuschreibungen. Psychologische Faktoren, wie ein kurzfristiger Motivationsschub durch einen Ausgleichstreffer in letzter Minute, können diesen Effekt verstärken, sind aber nicht die alleinige Ursache.“
Gibt es also einen „besten Zeitpunkt“ für ein Tor? Aus psychologischer Sicht nicht, ist sich Loch sicher. Entscheidend sei vielmehr, dass Phasenübergänge im Spiel – etwa direkt nach Wiederanpfiff oder nach Wechseln – anfällig für Konzentrationsfehler sind: “Wer in diesen Momenten klare Routinen und abgestimmte Abläufe parat hat, kann diese Verwundbarkeit des Gegners nutzen. Hier geht es weniger um Magie, sondern um gute Vorbereitung.”
Das kann Ausdruck von Fitness, taktischer Ausrichtung oder auch mentaler Stabilität sein, beispielsweise in Form der Fähigkeit, trotz Rückschlägen am Ball zu bleiben und konstruktiv mit Fehlern umzugehen. Gleichzeitig sollte man vorsichtig sein: „Wiederholte späte Treffer sind kein reiner Beleg für mentale Stärke, sondern meist das Resultat eines Zusammenspiels aus Kondition, Spielidee und psychologischer Widerstandsfähigkeit“, präzisiert Loch.
Ein Beispiel dafür ist die Handhabung Kwasnioks von Saïd El Mala gegen Wolfsburg. Der Offensivspieler kam erst gegen Mitte der zweiten Halbzeit in die Partie, um mit frischen Beinen eine ermüdete gegnerische Wolfsburger Abwehr zu stressen – ein Plan, der aufging. El Mala leitete mit seiner Vorarbeit zum 2:2-Ausgleich in der 91. Minute die wilde Schlussphase ein. „Said ist definitiv eine Waffe“, lobte Trainer Kwasniok anschließend. „Aber eine Waffe von Beginn an zu sein, ist nochmal etwas anderes. Er verändert ein Spiel, genau wie ein Ragnar auf seine Art und Weise und ein Kainzi auf seine Art und Weise.“
Der „psychologisch wichtige Zeitpunkt“ ist kein Naturgesetz, sondern ein Narrativ, das nur in bestimmten Kontexten trägt: „Wer Fußball wissenschaftlich betrachtet, erkennt: Späte Tore entstehen vor allem aus taktischen und physiologischen Gründen – psychologische Effekte können sie verstärken, erklären sie aber nicht allein“, schließt Loch.
Nach dem freien Bundesliga-Wochenende können die Geißböcke dann gegen Sandro Wagners Augsburg das Narrativ weiterschreiben. Augsburg hat ihrerseits eine bemerkenswerte Bilanz vorzuweisen: Vier ihrer elf Tore fielen in der Schlussphase der ersten oder zweiten Halbzeit.