Borussia Dortmund und die Herdplatte: Verbrennt sich der BVB mal wieder? | OneFootball

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·26 juillet 2025

Borussia Dortmund und die Herdplatte: Verbrennt sich der BVB mal wieder?

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Der BVB steht vor einer wegweisenden Saison, doch die Verantwortlichen erwecken den Eindruck, als würden sie nicht erkennen, wie ernst die Lage wirklich ist. Verliert Borussia Dortmund endgültig den Anschluss?

Wenn ein Kind auf eine heiße Herdplatte fasst und sich verbrennt, ist das eine für das Kind sehr schmerzhafte Situation. Zumeist ist es aber auch ein Moment, an den es sich für alle Zeiten erinnern wird. Ein zweites Mal wird sicherlich nicht auf die Herdplatte gepackt.


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Rund um den BVB herrscht allerdings das Gefühl, dass die Verantwortlichen noch immer nicht verstanden haben, woher die Verbrennungen stammen, während die Herdplatte bereits bereits wieder aufheizt.

Borussia Dortmund: Vereinsführung in der Kritik

Die Ursachen der Stagnation in Dortmund sind vielschichtig, aber die Symptome sind so deutlich, dass eigentlich auch bei dem allerletzten Verantwortlichen die Alarmglocken schrillen müssten. Was Lars Ricken, Sebastian Kehl und Co. zugute gehalten werden muss: Noch haben sie paar Wochen Zeit, um den Kader so anzupassen, dass der BVB realistische Chancen auf eine vernünftige Saison hat. Wer weiß, vielleicht zaubert die sportliche Führung plötzlich vielversprechende, erfolgshungrige und auf die Bedürfnisse des Kaders zugeschnittene Neuzugänge aus dem Hut.

Wer allerdings daran glaubt, muss ein beneidenswert optimistischer Mensch sein. Oder einfach sehr naiv, denn Sportdirektor Sebastian Kehl ist in der jüngeren Vergangenheit nicht gerade damit aufgefallen, still und heimlich Coups zu landen.

Die Svensson-Leihe inklusive niedriger Kaufoption hat bewiesen, dass in Dortmund clevere, günstige und sportlich wertvolle Transfers möglich sind. Darüber hinaus war dieser Deal auch der glasklare Beweis: Die Scouting-Abteilung funktioniert noch!

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Die sportliche Führung hingegen lässt viele Fans vermuten, dass sie nur kurzsichtig und zum Teil sogar planlos agiert. Das liegt vielleicht auch daran, dass sich die Situation auf dem Papier gar nicht mal so dramatisch liest. Denn ganz nüchtern betrachtet, hat der BVB 2023 knapp die Meisterschaft verpasst, ist im darauffolgenden Jahr ins Champions-League-Finale eingezogen und sich in der vergangenen Saison trotz einer nahezu aussichtslosen Ausgangslage mit einem starken Endspurt erneut für die Königsklasse qualifiziert.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Dortmund riesiges Glück hatte, dass es 2024 einen fünften Startplatz für die Champions League gab und letzte Saison gleich mehrere Vereine im Endspurt in Krisen geraten sind. Klar muss man solche Chancen auch erstmal nutzen, aber das sind externe Faktoren, auf die man keinen Einfluss nehmen kann. Das Schicksal der Borussia lag immer wieder und somit auch zu oft in fremden Händen.

BVB: Kein Topteam mehr

Fakt ist: Dortmund ist keine Topmannschaft mehr. Der Kader hat sich in den letzten Jahren sukzessive verschlechtet, ist gealtert und hat an Marktwert eingebüßt. Profis wie Niklas Süle, Marcel Sabitzer, Julian Brandt und viele weitere sitzen auf derart lukrativen Verträgen, dass ihnen nicht einmal in den Sinn kommt, den Verein zu verlassen und somit Gehaltseinbußen hinzunehmen. Ein sehr beachtlicher Teil des schwarzgelben Budgets geht für Spieler drauf, deren sportlicher Mehrwert sehr überschaubar ist.

Einen radikalen Umbruch kann sich Dortmund deswegen auch nicht leisten. Der wäre aber bitter notwendig, bei den vielfältigen Baustellen im Kader. Der BVB benötigt dringend einen ballsicheren Sechser, der das Spiel aus der Tiefe lenken kann. Ein Profil, das jeder gut geführte Topklub braucht und im Idealfall schon besitzt. Die Schwarzgelben hatten zuletzt in Person von Axel Witsel einen Unterschiedsspieler im defensiven Mittelfeld – ist nur leider auch schon wieder etliche Jahre her.

Apropos Unterschiedsspieler: In die Rolle sollte eigentlich auch mal Julian Brandt hineinwachsen, doch der 29-Jährige konnte sein volles Potenzial leider nie ausschöpfen. Da die Dortmunder gleich mehrfach ihren Wunschspieler Rayan Cherki nicht verpflichten konnten, ist die mangelnde Qualität auf der „Zehn“ immer noch eine offene Schwachstelle. Ein technisch versierter Spielmacher könnte dem BVB dabei helfen auch mal wieder mehr Kreativität im letzten Drittel auszustrahlen.

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(Foto: Getty Images)

Ein sehr schlanker Kader

Wenn wir schonmal in der Offensive sind: Jamie Gittens hat zwar unter Niko Kovac kaum noch eine Rolle gespielt, aber ohne seine Scorer in der Hinrunde hätte es für die Dortmunder richtig düster ausgesehen. Seine Qualitäten im Dribbling und 1-gegen-1 werden fehlen. Gerade auch deswegen, weil der so hochbegabte Julien Duranville erneut für längere Zeit ausfallen wird. Dass Donyell Malens Abgang im Winter ohne Ersatz blieb, ist fast beinahe schon wieder in Vergessenheit geraten.

Ehrlicherweise muss allerdings dann hierbei auch erwähnt werden, dass sich nach der Ankunft von Kovac die Dreierkette etablierte und klassische Flügelspieler auf wenig Spielzeit kamen. Sollte Dortmund weiter mit drei Innenverteidigern auflaufen, würde jedoch wiederum auch in der Defensive ein wenig der Schuh drücken. Nico Schlotterbeck wird noch einige Wochen brauchen, um fit zu werden. Emre Can, der noch am ehesten in der Innenverteidigung seine PS auf die Straße bekommt, fehlt auch noch. Bleiben Waldemar Anton, Niklas Süle, Ramy Bensebaini und der talentierte, aber auch verletzungsanfällige Filippo Mané, der noch kein Profispiel für den BVB absolvieren konnte.

Das Problem mit dem Bellingham-Transfer

Und was macht der BVB, der all diese und noch weitere Probleme hat? Über 30 Millionen Euro für Jobe Bellingham ausgeben, der sicherlich ein riesiges Potenzial vorzuweisen hat, aber auch keine der größeren Löcher im Kader schließt. Klar, einen guten zentralen Mittelfeldspieler können die Dortmunder gut gebrauchen, aber es ist auch genau die Position, auf der sich beim BVB die meisten Spieler tümmeln. Mit Felix Nmecha gibt es sogar schon einen Spieler, der dem Bellingham-Profil sehr nahe kommt. Bei der Klub-WM deutete sich schon an, dass die beiden den selben Raum bespielten und sich hier und da schon auf den Füßen standen.

Anstatt sich für einen klaren Sechser zu entscheiden, verpflichtete Dortmund also einen Spieler, dessen Profil es schon im Kader gibt. Und dann wird offenbar darauf gesetzt, diesen Spieler, also Nmecha, auf einer Position einzusetzen, die nicht zu 100 Prozent auf ihn zugeschnitten ist. Dass der deutsche Nationalspieler mit 24 noch einen derart hohen Sprung in seinem Defensivverhalten hinlegt, dass er wirklich auf der Sechs brillieren kann, ist fraglich. Dazu kommt noch seine Verletzungshistorie.

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(Foto: Getty Images)

Happy End oder Katastrophe mit Ansag

Zwischen Trainingsauftakt und erstem Pflichtspiel liegen knapp drei Wochen. Der Kader ist – Medienberichten zufolge auch gewollt – sehr klein. Einerseits scheint das Vertrauen in den Kader hoch zu sein. Schließlich hat Dortmund ja einen starken Endspurt im Frühjahr hingelegt. Nur bloß nicht genau hinsehen, welche teils gruseligen Phasen in den Spielen gegen Hoffenheim, Leverkusen oder selbst auch in Überzahl gegen Kiel zu sehen waren.

Andererseits erhoffen sich die BVB-Verantwortlichen offenbar, dass sich auf dem Transfermarkt noch zu einem späteren Zeitpunkt Möglichkeiten ergeben, um den Kader zu verstärken.

Das Risiko, das der BVB gerade eingeht, ist hoch. Ein bis zwei Verletzungen und der Blick richtet sich schneller Richtung Conference League als den Verantwortlichen lieb sein dürfte. Interessante Spieler müssen auch erst noch gefunden und von einem Wechsel nach Dortmund überzeugt werden. Andere Vereine, wie z. B. Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen und auch Leipzig ohne internationales Geschäft, sind mittlerweile mehr als ernstzunehmende Konkurrenten auf dem Transfermarkt für Dortmund. Zuletzt entwickelten sich Talente bei den genannten Vereinen auch deutlich besser. Kein Wunder, dass Borussia Dortmund so langsam auch das Tafelsilber ausgeht.

BVB: Umdenken ist überfällig

Noch haben Kehl, Ricken und Co. Zeit, um ihren Trainer zu unterstützen und eine schlagfertige Truppe bereitzustellen. Aber nur rein hypothetisch: Was passiert, wenn Kovac mit einem unpassenden Rumpfkader auf drei Hochzeiten tanzen muss? Was ist, wenn im Herbst schon wieder nur das Minimalziel CL-Quali in Reichweite liegt? Gibt es dann wieder einen Trainerwechsel, um diese satte Truppe zu beleben? Folgen im Winter Leihdeals, um die offensichtlichen Lücken notgedrungen zu stopfen?

Die Herdplatte unter den Händen der BVB-Verantwortlichen ist jedenfalls wieder an und diesmal könnten die Verbrennungen heftiger ausfallen als zuvor. Es werden wieder die gleichen Fehler begangen. Zu teure Statement-Transfers, die am Bedarf vorbeigehen und Spieler, die auf Positionen eingeplant sind, wo ihre Stärken nicht vollständig zum Vorschein kommen.

Wird die Teilnahme an der Champions League verpasst, was keine Überraschung wäre, wird der überfällige Umbruch umso schwieriger. Die ideale Chance für die Konkurrenz mittelfristig davonzuziehen. Es bleibt abzuwarten, ob Ricken, Kehl und Co. wirklich begreifen, wie ernst die Lage wirklich ist. Ein Umdenken im Verein ist überfällig.

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