
Miasanrot
·24 septembre 2025
Nochmal besser? Wie Kompany den FC Bayern verändert

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·24 septembre 2025
Vincent Kompany ist seit etwas mehr als einem Jahr Trainer des FC Bayern München. So verändert er das Spiel des Rekordmeisters.
Mit diesem Artikel hat sich Sören bei Miasanrot beworben.
Hohes Pressing. Ballbesitz. Dominanz. Genau diesen Fußball erhoffte man sich beim FC Bayern, als Vincent Kompany im Sommer 2024 sein Amt als neuer Chefcoach antrat.
In seiner ersten Saison lieferte der Belgier: 99 Tore allein in der Bundesliga, spektakuläre Offensivaktionen und ein Spielstil, der den Rekordmeister zurück zu einer klaren Identität führte. Nach einem titellosen Jahr und der ungeschlagenen Meisterschaftssaison von Bayer 04 Leverkusen unter Starcoach Xabi Alonso führte Kompany den FC Bayern zurück an die Spitze der Bundesliga und damit zur 34. Meisterschaft.
Im DFB-Pokal scheiterte man unglücklich nach einer frühen roten Karte von Torhüter Manuel Neuer (17. Min) an Leverkusen (0:1), wenngleich man spielerisch überzeugt hatte. In der Champions League war im Viertelfinale Schluss.
Dennoch überzeugte Trainer Kompany mit seiner Spielweise auf Anhieb. Führungsspieler wie Vizekapitän Joshua Kimmich lobten die offensive Herangehensweise in zahlreichen Interviews. Miasanrot zeigt, wie der ehemalige Weltklasse-Innenverteidiger den FCB verändert hat.
Kompanys Arbeit endet natürlich nicht nach einer guten ersten Saison. Zu Beginn seiner zweiten Spielzeit wirkt das Bayern-Spiel noch variabler, strukturierter – und zugleich schwerer auszurechnen. Nach einem größtenteils überzeugenden Erfolg im Franz-Beckenbauer-Supercup gegen den VfB Stuttgart (1:2), überrollte der FC Bayern zum Bundesliga-Auftakt RB Leipzig (6:0).
In der ersten Runde des DFB-Pokals (2:3 Sieg gegen SV Wehen Wiesbaden) und in der Bundesliga gegen den FC Augsburg (2:3 Sieg) vergab die Mannschaft zahlreiche hochkarätige Chancen und machte sich dadurch selbst das Leben schwer. Nach der Länderspielpause setzte sie erneut ein Ausrufezeichen mit einem 5:0 Heimerfolg gegen den Hamburger SV, der das erste Mal seit dem Bundesliga-Abstieg in der Saison 2017/18 wieder in der Allianz Arena zu Gast war.
Beim erfolgreichen Auftakt zur neuen Champions-League-Saison gegen den FC Chelsea (3:1) bewies Trainer Kompany, dass er sein System gegen anders agierende Gegner anpassen kann, ohne dabei seine Grundprinzipien über Bord zu werfen. Auch beim Pflichtsieg in Hoffenheim (1:4) gab die Mannschaft sich trotz Rotation keine Blöße und startet so mit sieben Siegen aus den ersten sieben Pflichtspielen tadellos in die neue Saison.
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Auf dem Papier agiert der FCB unter Kompany genau wie in der vergangenen Saison in einem 4-2-3-1. In der Vergangenheit haben die beiden Innenverteidiger in Ballbesitz weit auseinander geschoben, sodass entweder Torhüter Manuel Neuer hochschieben und den Raum zwischen den Verteidigern einnehmen konnte oder aber einer der Sechser auf diese Position gefallen ist.
Da aber im modernen Fußball häufig in einem 4-4-2 verteidigt wird – mit dem obersten Ziel, das Zentrum des Spielfelds eng zu halten, um Mittelfeldmotoren wie Kimmich möglichst wenig Raum für die kreative Spieleröffnung zu lassen – hat Kompany das Aufbauspiel zur neuen Saison umstrukturiert. In den ersten Spielen ließ sich vor allem Kimmich häufig in den Raum links oder rechts neben den Innenverteidigern fallen, was den Außenverteidigern ermöglicht hat, weit in die gegnerische Hälfte zu schieben, um dort Gegenspieler zu binden und Räume zu besetzen.
Einer der Außenverteidiger nimmt dabei temporär die Position von Kimmich im Zentrum neben Goretzka oder Pavlović ein. Kimmich hat dann auf der Außenverteidigerposition gegen ein tief stehendes 4-4-2 meistens viel Raum, da die beiden Stürmer des Gegners die Innenverteidiger zustellen. Dadurch kann er von dort das Spiel eröffnen oder den Ball unbedrängt in die gegnerische Hälfte tragen.
Dort angekommen, nimmt Kimmich meistens seine Position im Zentrum wieder ein. Die Außenverteidiger sind dann beide tief in der gegnerischen Hälfte, wobei abhängig von den Flügelspielern entweder der inverse Raum oder die Außenbahn besetzt wird. Ganz neu ist das Vorgehen nicht, auch in der vergangenen Saison kippte Kimmich hin und wieder mal in den Halbraum ab, aber die Bayern machen das nun konsequenter und zielgerichteter.
Sobald Kimmich seine Position im Zentrum besetzt hat und die Außenverteidiger beide hoch in der gegnerischen Hälfte anzutreffen sind, agiert die Mannschaft von Kompany phasenweise in einem 2-2-6 oder 2-2-3-3, wobei sich aus der Tiefe häufig ein oder zwei Spieler – meist Serge Gnabry oder Harry Kane – fallen lassen. Damit sollen Gegenspieler aus der letzten Linie rausgezogen werden, sodass dort Überzahlsituationen entstehen und die Flügelspieler Luis Díaz und Michael Olise in 1-gegen-1-Situationen kommen.
Häufig sind es die hochstehenden Außenverteidiger Laimer und Stanišić, die die gegnerischen Außenverteidiger invers einrückend binden. Das schafft Raum für die Flügelspieler, um mit Tempo in den gegnerischen Strafraum zu ziehen und Chaos zu verursachen. Exemplarisch zu beobachten war diese Überlagerung beim Führungstreffer zum Bundesliga-Auftakt durch Michael Olise (27. Min), nachdem Stanišić den letzten Gegenspieler gebunden hat und der Ball dann auf dem Fuß von Olise landete.
Durch fluides Positionsspiel wird sichergestellt, dass jederzeit alle von Kompany vorgegebenen Räume besetzt sind. Besonders die hochstehenden und immer wieder einrückenden Außenverteidiger schaffen im Zusammenspiel mit den Flügelspielern immer wieder Überzahlsituationen und stellen die gegnerischen Abwehrreihen vor große Probleme. Die ständigen Rotationen im Positionsspiel erschweren es den Gegnern zusätzlich, die defensive Grundordnung beizubehalten und gleichzeitig Zugriff zu erhalten.
Im Pressingverhalten, das nach wie vor mannorientiert gestaltet ist, hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel geändert. Jedoch führen die hochstehenden Außenverteidiger mitunter zu Situationen, in denen lediglich die beiden Innenverteidiger auf letzter Linie absichern. Schaffen es gegnerische Teams, die erste Pressinglinie zu durchbrechen und den Ball in die freien Räume auf den offensiven Außenbahnen zu befördern, entstehen automatisch brenzlige Situationen für Dayot Upamecano und Jonathan Tah (oder Min-jae Kim).
Für die Mannschaft von Kompany ist es daher enorm wichtig, nach Ballverlust sofort umzuschalten und zuzustellen, um in die Zweikämpfe zu kommen oder lange Bälle zu forcieren. Bei langen Bällen ist es dann entscheidend, dass die Innenverteidiger die Luftzweikämpfe gewinnen, da sich anderenfalls nur noch ein letzter Mann in der Absicherung befindet, wenn der Ball auf gegnerischer Seite schnell und präzise weitergeleitet wird.
Ein ähnliches Szenario führte u. a. zum zwischenzeitlichen Ausgleich im Pokalspiel beim Drittligisten aus Wiesbaden (2:2, 70. Min, Torschütze Fatih Kaya; Endergebnis 2:3), nachdem Kim zuvor in der Nähe der Mittellinie ein Kopfballduell verloren hatte und der Wiesbadener Stürmer nach einer Verlängerung freie Bahn auf das Tor von Jonas Urbig hatte.
Daher kann insbesondere die Verpflichtung von Jonathan Tah aufgrund dessen enormer Kopfballstärke ein entscheidender Schlüssel für den Erfolg des Systems sein. Dennoch bedarf es weiterer Lösungen, um langfristig defensive Stabilität zu gewährleisten.
Anders als die gegen Bayern meist tief stehenden Mannschaften, wählte der FC Chelsea beim Auftaktspiel der Champions League eine weniger passive Herangehensweise. Chelsea versuchte, das Aufbauspiel durch die abkippenden Sechser in die Außenverteidigerrolle durch mannorientiertes Pressing zu unterbinden.
Kompanys Bayern machten sich dieses mannorientierte Verteidigen der Londoner allerdings zu Nutze, indem sich Kane und Gnabry im Aufbauspiel häufig gleichzeitig tief in zentrale Mittelfeldposition fallen ließen und somit Innenverteidiger und Sechser von Chelsea tief in die eigene Hälfte mitziehen konnten. Dadurch entstanden entweder Räume im Zentrum hinter der ersten Pressinglinie für die vorrückenden Sechser und Außenverteidiger oder noch gravierendere Lücken in Chelseas Abwehrzentrum.
Schaffte es dann stellenweise einer der Außenverteidiger auf der linken Seite (Stanišić/Laimer), Gusto ins mannorientierte Pressing zu locken, rückte einer der Sechser auf und zwang den auf Gustos Außenverteidigerposition rausschiebenden Innenverteidiger in 2-gegen-1-Situationen auf den offensiven Außenbahnen, sodass im Zentrum für die aus der Tiefe wieder nachrückenden Gnabry und Kane große Räume entstanden.
Begünstigt wurden solche Situationen dadurch, dass Jonathan Tah im Aufbauspiel immer wieder die Aufmerksamkeit von Rechtsaußen Cole Palmer auf sich ziehen konnte. Dadurch entstand Raum auf der Linksverteidigerposition, den dann meist Chelsea-Außenverteidiger Gusto anlief. So schaffte es die Mannschaft über weite Strecken des Spiels, das mannorientierte Pressing von Chelsea auszuhebeln und die Abwehrspieler der Londoner immer wieder zu schwierigen Entscheidungen zu zwingen.
Letztlich setzte man sich verdient mit 3:1 durch und zeigte damit, dass auch in Europa dieses Jahr wieder mit dem FC Bayern zu rechnen ist.
Die Änderungen, die Kompany beim FC Bayern im Vergleich zu seiner ersten Saison vorgenommen hat, mögen zunächst nicht allzu groß erscheinen, jedoch haben sie entscheidenden Einfluss auf das Spiel gegen Mannschaften, die versuchen tief zu stehen und das Zentrum zu verdichten. Kompany nutzt genau den Raum der Außenverteidigerpositionen, den die gegnerischen Teams in einer solchen Konstellation anbieten, für den Spielaufbau.
Deshalb tauchen starke Aufbauspieler wie Kimmich oder Pavlović immer wieder in diesen Positionen auf und eröffnen von dort aus das Spiel. In der Offensive wird die gefährliche Zone durch die hochstehenden Außenverteidiger und die vier Offensivspieler immer wieder überladen. Die dadurch entstehenden Überzahlsituationen führen regelmäßig zu hochprozentigen Torchancen.
Werden diese effizient genutzt, ist das System Kompany eine Waffe gegen kompakt stehende, im 4-4-2 verteidigende Mannschaften. Sich anbahnende Kontersituation müssen allerdings durch höchste Aufmerksamkeit sofort im Keim erstickt werden, weil die Last der Absicherung aufgrund des mannorientierten Pressings mitunter auf die Schultern von nur zwei Verteidigern verteilt wird.
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Gegen Chelsea hat Kompany mit seinem Trainerteam zudem unterstrichen, dass man in der Lage ist, an gewissen Stellschrauben zu drehen, wenn gegnerische Mannschaften versuchen, mannorientiert zu pressen und so das Aufbauspiel der Bayern zu erschweren. Nun bleibt mit Spannung abzuwarten, was sich der Belgier gegen noch aggressiver pressende Mannschaften wie Champions-League-Titelverteidiger Paris Saint-Germain einfallen lässt.
Eines ist jedoch klar: Kompany verleiht dieser Bayern-Mannschaft im zweiten Jahr seiner Amtszeit eine noch klarer zu erkennende Handschrift und macht zum Saisonstart klar, dass mit dem FC Bayern in allen Wettbewerben zu rechnen ist.
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