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·15 settembre 2025

Amateure gegen Profifußball: Ein ungleicher Wettbewerb ums Geld

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Reden wir über Geld, schließlich tun das in den letzten Wochen fast alle. Über die sogenannte Sportmilliarde (die nun nur ein Viertel des Geforderten beträgt), über die Ablösesumme von Nick Woltemade, über explodierende Spielergehälter. Spielerberater Thomas Kroth sieht in der FR zwar eher die Transfersummen als Hauptproblem, aber kein Wunder, wenn sein Klient Manuel Neuer (39) immer noch über 20 Millionen Euro verdient.

Der FC Bayern dürfte trotz aller Jammerei europaweit in den Top 5 der Gehaltszahler liegen und hier weiterhin für die langweiligste Meisterschaft Europas sorgen, der BVB zahlt Niklas Süle mehr als 10 Millionen. Das Argument des mächtigsten Mannes im deutschen Fußball, Merz-Freund Aki Watzke, die Bundesliga müsse sich noch weiter für „Investoren“ öffnen, wirkt eher vorgeschoben. Viel spannender wäre ohnehin eine Debatte über Ethik im Profisport, was nicht nur die Großevents in autoritären Staaten betrifft, sondern auch die Auswahl der Sponsoren oder den blühenden Handel mit jungen Menschen.


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Breitensport vs. Profisport – ein kaputtes Verhältnis

Worum es fast nie mehr geht, ist das Ungleichgewicht zwischen Breiten- und Profisport. An Rainer Koch mögen sich die Geister geschieden haben, für die Amateure hat er den Clinche mit Rummenigge, Watzke und Co durchaus gesucht. Und seine Nachfolger? Die Debatte um die ungerechte Verteilung der TV-Gelder: abgeblasen! Die um die Anstoßzeiten der Bundesligaspiele sowieso. Mediale Öffentlichkeit findet zu 99 % für die 1 % aus dem Profibereich statt.

Auf der anderen Seite fällt die Erhöhung der Ehrenamtspauschalen ebenso geringer aus, wie die Investitionen in die Infrastruktur des Breitensports. Wann hat man von DFB-Seite zuletzt etwas dazu gehört? Die Aufmerksamkeit für die 99 % Amateurfußballer findet über ein paar – immer öfter KI-generierter – Spielberichte in Lokalblättern nicht statt. Über Innovationen wie Sozialarbeiter für Fußballvereine, die ich seit mehr als 10 Jahren fordere, wird gar nicht mehr geredet. Dafür aber über Schulfußball – und zwar ohne die Praktiker vor Ort in den Vereinen mal zu fragen, was denen dazu einfällt.

Dafür wollen DFB und DFL jetzt auch bei den Frauen einen Ligaverband einführen. Als ich neulich meine Skepsis äußerte, das würde der gleich Weg wie bei den Männern werden, bekam ich zu hören: „Bist du nicht dafür, dass die Frauen mehr verdienen?“ Meine Antwort lautete: „Ich bin dafür, dass die Männer weniger kriegen!“ Wir dürfen davon ausgehen, dass in zwei Jahren nur noch Vereine in der Frauen-Bundesliga spielen, die auch bei den Männern in den Ligen 1 + 2 spielen.

Für junge Leute muss das Ehrenamt auch finanziell interessant sein

Natürlich gibt es auch im Amateurfußball vereinzelt Mäzene, gern in Personalunion Präsident. Das mit dem fairen Wettbewerb ist im Sport überall so eine Sache. Doch in der Breite sind nicht nur die Sportstätten marode und fehlen vielerorts die Ehrenamtlichen. Auch die Inflation schlägt zu, Kosten für Trikots, Bälle, Bratwurst, Energie, Schulungen oder Verbandsleistungen steigen. Im Gegensatz zu den Profis bekommen die Amateure ihre Ausstattung nicht von den Ausrüstern geschenkt. Auf öffentliche Förderung muss niemand bauen, die Bund, Länder und Kommunen verweisen auf leere Kassen – Brücken, Renten und Drohnenabwehrsysteme haben Priorität.

Dabei würden viele junge, sportliche Menschen gern bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen helfen. Doch gerade in den Ballungsräumen sind die Mieten so unanständig gestiegen, dass nahezu alle Studierenden nebenher viel Geld erarbeiten müssen. Mit Kindertraining lässt sich aber nicht genug verdienen. Selbst, wenn ein Student 150 Euro im Monat bekommt, für drei Termine à 2 Stunden in der Woche ist das nicht ausreichend. Elterngespräche, Spiel- und Trainingsvorbereitung und Anreise kommen obendrauf – für dieselbe Zeit bekommt man an der Supermarktkasse das Vierfache.

Solidarfonds statt Lippenbekenntnisse

Warum nicht einen Solidarfonds schaffen, in den alle einzahlen, die am Fußball verdienen? Spieler, Berater, Sportartikelhersteller, Profivereine, gern auch Unternehmen und Vermögende. Verwaltet würde dieser mithilfe fachkundiger Menschen aus dem Amateurfußball – das müssen nicht zwingend Verbandsfunktionäre sein – und anderen sozial engagierten Menschen aus Profisport, Bildung und Zivilgesellschaft verwaltet wird.

Mit den Einnahmen könnte gezielt die Jugendförderung an der Basis unterstützt werden. Sinnvoll wäre, alle Verbandskosten, Schiedsrichterrechnungen und Fortbildungsausgaben davon zu bezahlen, natürlich nur für den Jugendbereich. Das würde die Ausbildung von Talenten, die ja für die Bundesliga so wichtig sind, ungemein erleichtern. Die Vereine könnten das eingesparte Geld dann in Trainerhonorare stecken, wobei die Bundesregierung dringend die Freibeträge deutlicher anheben sollte. Wenn die zuständigen Menschen beim DFB das schon nicht fordern, könnten wir Uli Hoeneß mit ins Boot holen, der hat bekanntlich ein großes Herz. Und er wird verstehen, dass wir den Wettbewerb mit der Premier League nur bestehen können, wenn wir nicht am falschen Ende sparen. Auch weitere ehemalige und aktuelle Profis müssten mitmachen und für die gute Sache an der Basis werben. Mir fallen ein: Toni Kroos, Lukas Podolski, Ewald Lienen, Arne Friedrich, Almut Schult, Steffi Jones, Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Giulia Gwin…

Amateurfußball in der öffentlichen Wahrnehmung attraktiver machen

Gleichzeitig brauchen wir eine Imagekampagne für den Amateurfußball, der genau wie die Landesverbände oft verstaubt und bürokratisch wirkt, zudem schlecht vermarktet ist. Eine bessere Kampagne als die fast grenzdebile Aussage „Echte Profis – unsere Amateure!“ würde auch helfen. In den Medien verfing die Werbung nicht, sie berichten meist nur über Gewalt oder Probleme. Es fehlen Gallionsfiguren und positive Kampagnen, die Lust auf Engagement machen. Leider kommt der Amateurfußball zusehends unter die Räder, auch wenn ein „Tag der Amateure“ auf dem DFB-Campus eine gut gemeinte Idee ist (sorry für meine unqualifizierte Kritik in der vorletzten Kolumne).

Der DFB zahlt großzügige Gehälter im Umfeld der Nationalmannschaft – nicht nur für Spieler. Warum nicht auch für mehr Hauptamtliche im Amateurbereich, m besten direkt an der Basis rekrutiert? Der gesellschaftliche Wert des Breitenfußballs ist enorm: Über 2,3 Millionen Kinder spielen in 100.000 Jugendteams, weitgehend betreut von Ehrenamtlichen. Sie sind der „Kitt der Gesellschaft“, auch wenn sie fast überall zu wenig Wertschätzung erfahren und es längst Vereine gibt, in denen spaltende und sogar extremistische Akteure am Werk sind. Dennoch: Die überragende Mehrheit der Funktionäre und Engagierten hält das Land maßgeblich zusammen.

Konkrete Maßnahmen zu ihrer Unterstützung könnten sein:

  • Sport-Euro auf Tickets wieder einführen (analog zum früheren Sportgroschen)
  • 10 % Abgabe auf das Bruttogehalt der Profis für einen Solidarfonds.
  • Imagekampagne für den Amateurfußball starten – mit prominenten Unterstützern.
  • Ehrenamts- und Übungsleiterpauschalen anheben
  • Bürokratie abbauen, Ehrenamt entlasten.

Jugendleitungen, Vorstände, Platzwarte und Menschen in der Administration wirken oft unsichtbar im Hintergrund. Der Regulierungswahnsinn wird nicht weniger, Kinderschutz, Haftungsfragen, Fortbildungen, Mitgliederverwaltung und sogar der Ärger mit dem TÜV sind alltägliche Themen. Kurzum: Die Vereine sind kleine Unternehmen mit Verantwortung, aber eigentlich auch mit viel Gestaltungsmöglichkeiten für die Umfelder. Nur werden diese kaum gesehen – schon gar nicht gefördert. Das muss sich ändern.

Ich sehe schon ein Plakat vor mir – mit dem Konterfei von Uli Hoeneß und dem Satz: „Ohne Amateurfußball könnten wir den Laden dichtmachen!“ Das wäre ein starkes Signal.

PS: Lauf der Rechercheplattform Capology stehen 11 Bayern-Spieler an der Spitze der Gehaltsliste, ehe mit Niklas Süle und Timo Werner zwei Spieler eines anderen Vereins in die Phalanx der fünfstelligen Millionengehälter eindringen können.

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