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Justus Pludra·19 aprile 2025
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Justus Pludra·19 aprile 2025
Zu Beginn der Saison war sein Name in aller Munde: Paul Wanner. Jüngster Spieler, der je an den ersten beiden Bundesliga-Spieltagen traf. Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick rissen sich um den Deutsch-Österreicher. Mittlerweile ist es ziemlich still geworden um das Bayern-Juwel. Der Weg aus der Krise könnte heute aber nur einen beherzten Einsatz entfernt sein.
Schon nach Wanners bis dato letztem Gala-Auftritt, als er zu Heidenheims 4:0-Sieg gegen Augsburg im September 2024 je einen Treffer und eine Vorlage besteuerte, war das Frank Schmidt alles zu viel. „Wir sollten aufpassen, es ist noch am Anfang der Saison. Wir sollten aufhören, über Paul Wanner zu reden", warnte der FCH-Trainer.
In Sorge war das Trainer-Urgestein von der Brenz da noch eher um sein Teamgefüge. Wie ein Mantra wiederholte Schmidt anschließend diesen Satz, wenn nach seinem damals 18-Jährigen Schützling gefragt wurde. Bis die Fragen ausblieben, weil die sportlichen Leistungen keinen Grund mehr dazu gaben.
Denn seit dem Festtag gegen den FCA gelang dem Teenager nur ein einziger Scorerpunkt: Der zwischenzeitliche Ausgleich bei der 1:3-Pleite gegen Stuttgart Mitte Dezember. Nur drei Tage zuvor hatte der Spielmacher den bisherigen Tiefpunkt seiner jungen Karriere erlebt.
📸 Daniel Kopatsch - 2024 Getty Images
Mit 1:3 wurden die Heidenheimer in der Conference League gegen Basaksehir Istanbul "vorgeführt" (Zitat Frank Schmidt). Schon nach 31 Minuten wurde Wanner dabei beim Stand von 0:2 ausgewechselt. Vor dem ersten Gegentor hatte der Jugendnationalspieler den Ball verloren. Ohne seinen Namen zu nennen, wurde Schmidt anschließend deutlich: „Es gibt einen einfachen Ballverlust im Zentrum, und es ist kein Umschaltverhalten da.“
Es sind diese Momente, die der Fußballehrer meinte, als mit Bezug auf Wanner zu Beginn der Spielzeit sagte er müsse lernen "mit Rückschlägen umzugehen". Seitdem besucht der jüngste Bundesliga-Debütant des FC Bayern quasi einen Intensivkurs.
Denn nicht nur er persönlich, sondern auch sein aktueller Arbeitgeber, durchläuft gerade ein Tal. Der Abstiegskampf hat den Tabellensechzehnten aus Heidenheim fest in der Hand. Um die kostbaren Zähler für den Klassenerhalt zu sammeln, setzt der FCH auf altbewährte Mittel. Kompakte Defensive, schnelles Umschaltspiel, Fokus auf Offensivstandards.
Für einen kaum volljährigen Edeltechniker bleibt da kein Platz zur Entfaltung. Seit Anfang des Jahres schrumpfte Wanners Einsatzzeit deshalb sukzessiv. Bei den letzten beiden Heidenheimer Siegen gegen Kiel (krank) und Wolfsburg (12 Minuten Einsatzzeit) war er bezeichnender Weise nur eine Randnotiz.
📸 Leon Kuegeler - 2024 Getty Images
Wie der gebürtige Österreicher wieder aus diesem Loch rauskommen soll? Indem er sich auf der größtmöglichen Bühne beweist, meint sein Förderer und Forderer Frank Schmidt. Beim heutigen Duell gegen seinen Stammverein FC Bayern solle er "eine gute Mischung finden aus Aggressivität und zeigen, was [er] kann". Auch wenn er seinen (Ex-)Kollegen damit wehtut: "Und dann nach dem Spiel in die Kabine gehen und sagen: War nicht so gemeint. Das wäre mir viel lieber", formuliert der Coach seinen Wunsch weiter.
Für die Leihgabe steht viel auf dem Spiel. Gelingt ihm ein starker Auftritt, verschafft er sich Respekt in Star-Ensemble und Führungsetage der Münchener. Folgen dann sogar noch ein paar Scorer bis Mitte Mai, ist die Leistungsdelle schnell vergessen. Nagelsmann und Rangnick werden sein Telefon wieder regelmäßiger klingeln lassen.
Setzt sich die Durststrecke weiter fort, kann sein schneller Stern aber genauso schnell, wie er aufging, auch wieder verglühen. Um das zu verhindern könnten abermals die Worte vom Fußball-Gelehrten Schmidt über ihn und Leidensgenosse Frans Krätzig von Nutzen sein: "Sie sollen sich nicht kleiner machen als sie sind. Sie sind gute, junge Spieler."
📸 Neil Baynes - 2024 Getty Images