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·7 giugno 2025
Die deutsche Personalundichte muss einem Sorgen machen

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·7 giugno 2025
Eigentlich könnte ich es mir leicht machen, an dieser Stelle nur Joshua Kimmich zitieren und mich bei ihm bedanken, dass er meine Kolumne schon nach Abpfiff des Portugal-Spiels in der Umkleidekabine aufgesprochen hat. Der deutsche Kapitän sagte dort vor seinen Kollegen im Grunde alles, was es zum Insomnia-Auftritt des DFB-Teams gegen CR7 & Co. zu sagen gibt: „Man hat nicht gemerkt, dass wir eine Siegermentalität haben, dass wir die Gier haben, dass wir ins Finale einziehen wollen“, meckerte Kimmich nach dem „absolut verdienten“ 1:2. „Das war eines unserer schlechtesten Spiele.“
Leider steht Kimmich als Kolumnist nicht zu Verfügung, also muss ich autovervollständigen.
Was mir besonders große Sorgen macht: die Personalundichte in der Nationalmannschaft. Bei der Aufstellung und den Einwechslungen von Julian Nagelsmann etwa musste ich kurz checken, ob das ZDF aus Versehen ein altes Spiel eingelegt hatte. Waren da nicht plötzlich Leute auf den Platz, die vom Bundestrainer längst aussortiert worden sind?
Entsprechend kickte das tragische G-Triple – Goretzka, Gnabry, Gosens.
Man stelle sich das mal im normalen Leben vor. Da liegst du auf dem OP-Tisch, wartest auf deinen Eingriff und jemand kommt rein und sagt: Sorry, unsere drei guten Chirurgen sind heute alle krank. Wir haben aber ein paar aus der Rente geholt, und die schneiden Sie jetzt auf. Wird schon.
Wohlfühlfaktor: null.
Noch mehr Sorgen macht mir dieses ständige sportliche Hin und Her. Mal sind wir wieder wer, mal sind wir wieder niemand. Mal spielt Deutschland gegen Italien weltklasse, dann gegen Portugal wie eine Ente mit Oberschenkelhalsbruch. Da muss man sich schon fragen: Wird die deutsche Mannschaft langsam zu einer Art National-BVB?
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, wie wir bei der WM ins Halbfinale kommen sollen, sollte sich im Juni 2026 mehr als ein Top-Spieler verletzen.
Richtig kalt den Rücken runtergelaufen ist es mir, als ich gestern in Pit Gottschalks Kolumne diese folgenschwere Formulierung las: „In dieser Verfassung ist die deutsche Nationalmannschaft 2026 kein WM-Favorit. Und erst recht nicht, wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann Stammspieler wie Jamal Musiala, Antonio Rüdiger und Tim Kleindienst fehlen.“
TIM KLEINDIENST!
So weit ist es schon, dass das Fehlen eines bald 30-Jährigen, der 16 Bundesliga-Tore geschossen hat und vor zwei Jahren noch zweite Liga spielte, als Ursache für eine nationale Krise herhalten muss; und dass wir alle seinen Meniskus anfeuern.
Aber leider stimmt das ja, auch wenn es in etwa so klingt, als würde ich meinen Bankberater für neue US-Zölle auf Stahl verantwortlich machen.
Wird alles wieder gut? Ich bin mir da nicht so sicher. Am besten, wir lagern vorsichtshalber unsere elf besten Spieler für zwölf Monate ein.
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