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·22 aprile 2025
Die Wiederauferstehung des One Club Man?

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Zwischen Vallecas‘ roten Hochhäusern fallen sie sofort auf. Sie bringen Leben in das Arbeiterviertel Madrids und für viele Beobachter, die Sonnenblumenkerne knabbernd auf den schattenspendenden Bänken unter den Bäumen sitzen, ist es eine nostalgische Reise zurück in das unbeschwerte Leben eines Kindes. Auf den Canchas, wie die Bolzplätze hier gerne genannt werden, entstehen Träume und Hoffnungen. Es irgendwann in die Mannschaft von Rayo Vallecano zu schaffen, oder vielleicht sogar zu den großen Stadtrivalen von Atlético oder Real.
Hier starteten Mitte der 90er Jahre auch die fußballerischen Anfänge des Jorge Resurrección Merodio, den jeder aber nur Koke nannte. Zusammen mit seinem Bruder Borja und Nachbarskindern verbrachte er jedes Wochenende von Morgens bis Abends auf dem Platz. Als Borja 1998 auf die Sportschule Colegio Amorós ging, wollten die Eltern den jüngeren Koke nicht alleine lassen, sodass er abseits der anderen alleine mit dem Ball spielte, bis sein Bruder Schulschluss hatte. Wenig später wurde sein Vater gefragt, ob sein zweiter Sohn nicht auch mittrainieren könnte.
Photo by Aitor Alcalde/Getty Images
Schnell zeigte Koke auch gegen deutlich ältere und physisch überlegene Spieler viel Mut und Leidenschaft mit dem Ball, sodass Atlético Madrid, die eine Kooperation mit der Schule hatten, ihn nur ein gutes Jahr später für ihre Jugendmannschaft verpflichtete. Der damals Achtjährige zeigte auch dort keine Anpassungsprobleme und debütierte 2009 schließlich für die erste Mannschaft beim Auswärtsspiel im Camp Nou. Dass das der Start einer einzigartigen Vereinskarriere sein würde – er hätte es wohl nicht geglaubt. Nachdem Diego Godín 2019 den Klub verließ, übernahm Koke die Kapitänsbinde und hat sie bis heute inne. Seit seinem 554. Spiel im Oktober 2022 ist er Rekordspieler des Klubs, bis heute hat er unglaubliche 675 Spiele für Atlético Madrid absolviert, seit der Saison 2012/13 als unangefochtener Stammspieler, Dirigent und Mittelfeldmotor der Colchoneros. Mit 70 Einsätzen für die Furia Roja ist er außerdem der Atlético-Spieler mit den meisten Länderspielen aller Zeiten. Trotz der scheinbaren Übermacht von Real Madrid und dem FC Barcelona gewann er alle nationalen Titel mit Atlético, genauso wie die UEFA Europa League und den UEFA Supercup.
Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images
Übrigens: Auch Borja schaffte es in die U-16 der spanischen Nationalmannschaft und in die Jugendmannschaft von Rayo Vallecano, allerdings verhinderten schwerere Verletzungen eine Profikarriere. Auch ihr Cousin Fran García scheint das Talent abbekommen zu haben. Nach einer Leihe zu Rayo Vallecano spielt er jetzt bei Real Madrid!
Der Lauf der Zeit geht allerdings auch nicht spurlos an einer Legende wie Koke vorbei. Diego Simeone scheint in dieser Saison die Mannschaft neu zu erfinden, das erste Mal seit über einer Dekade eine Version des Teams ohne Koke in der Startelf zu formen. Es scheint, als ob der Generationenwechsel hin zu Pablo Barrios, einem weiteren hochbegabten Eigengewächs, erfolgen würde. Aber auch wenn er seinen unangefochtenen Status verloren zu haben scheint, strahlt er immer noch eine Ruhe und Ballsicherheit aus, die seines Gleichen sucht. Ähnlich wie es ein Toni Kroos beim Stadtrivalen Real Madrid über viele Jahre tat, gibt Koke den Takt des Spiels an und dient zweifelsohne als verlängerter Arm seines Trainers (oder ojo derecho, als rechtes Ohr, wie man in Spanien sagt).
Photo by Aitor Alcalde/Getty Images
Wer weiß, vielleicht gelingt es ihm ja, seinen Platz zurückzuerobern und es im Herbst seiner Karriere nochmal zu zeigen. Die Leidenschaft, die Ballkontrolle, den Mut. All das, was sie in Amorós damals gesehen haben, was von den Bänken Vallecas‘ schon vor 30 Jahren erkannt wurde und was sein Nachname zu versprechen mag. Resurrección heißt nämlich nichts anderes als Auferstehung. Und wenn nicht an Ostern, wann dann sollte man daran glauben?
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