MillernTon
·28 settembre 2025
FC St. Pauli vs. Bayer Leverkusen 1:2 – Ärger, Stolz & Zeitspiel

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·28 settembre 2025
Keine Punkte, aber viel Gutes kann der FC St. Pauli aus der Partie gegen Bayer Leverkusen ziehen. Das Team zeigte nicht nur eine Reaktion, sondern auch richtig guten Fußball.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Bevor wir uns dem Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Bayer Leverkusen widmen: Es ist völlig egal, wie so ein Fußballspiel läuft. Es ist völlig egal, wie beschissen man die Spielleitung, die Bank des Gegners oder das Zeitspiel des Gegners findet – das Werfen von Gegenständen ist nur armselig. Gerne würde ich schreiben: Muss denn erst was Ernsthaftes passieren, damit auch der letzte Volltrottel auf der Tribüne schnallt, dass das gefährlich ist (und nebenbei auch komplett affig)?! Aber es gab sogar vor Anpfiff nochmal eine klare Ansage im Stadion, weil just beim letzten Heimspiel etwas Ernsthaftes passiert ist. Leute, hört auf Arschlöcher zu sein!
Ha, da haben eigentlich alle falsch gelegen mit der Aufstellung des FC St. Pauli. Denn Alexander Blessin entschied sich nicht dafür, mit Martijn Kaars in der Offensive zu starten. Stattdessen vertraute er auch weiterhin der offensiven Dreierreihe Hountondji-Sinani-Pereira Lage. Blessin erklärte dazu nach Abpfiff, dass die defensive und offensive Kopfballhoheit ein entscheidender Faktor pro Hountondji gewesen sei.Einen personellen Wechsel gab es dann aber doch: Lars Ritzka ersetzte Adam Dźwigała links in der Innenverteidigung. Zudem kehrte Karol Mets nach zehn Monaten Pause in den Kader zurück.
Aufseiten der Gäste gab es zwei Veränderungen in der Startelf: Nach seiner Sperre kehrte Robert Andrich auf den Platz zurück, Ibrahim Maza musste dafür weichen (Malik Tillman rückte eine Position nach vorne). Zudem startete auf der rechten Seite der erst 18-jährige Axel Tape anstelle des 34-jährigen Lucas Vázquez. Offensivspieler Nathan Tella fehlte verletzungsbedingt.
Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen Bayer Leverkusen
FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Ritzka – Saliakas, Sands, Fujita, Oppie – Hountondji, Sinani, Pereira Lage
LEV: Flekken – Quansah, Badé, Tapsoba – Tape, Andrich, García, Grimaldo – Tillman, Ben Seghir – Schick
Die ersten Spielminuten gehörten klar dem FC St. Pauli. Vor allem deshalb, weil Leverkusen gleich mehrfach dem griffigen Pressing ihres Gegners zum Opfer fiel. Eigentlich, so sagte es Blessin nach Abpfiff, sollte das Team zu Beginn erst einmal etwas tiefer stehen, den Gegner etwas mehr Raum im Aufbau geben. Vermutlich auch deshalb, weil der FCSP gegen Stuttgart Probleme hatte, die richtige Pressinghöhe zu finden und sich immer wieder Löcher vor der eigenen Abwehr ergaben. Diese Löcher gab es aber nicht, das Team blieb insgesamt sehr kompakt, schob auch sehr gut im Verbund weiter hoch und störte Leverkusen bereits früh im Aufbau. Der FC St. Pauli erwartete Leverkusen also nicht etwas tiefer, sondern störte viel früher und fand, wie Blessin es immer so schön ausdrückt, die richtige Höhe im Pressing.
Das zeigte Wirkung bei den Gästen. Das Team von Trainer Kasper Hjulmand versuchte es in den ersten Minuten mit einem Dreier-Aufbau, bestehend aus den drei Innenverteidigern. Nach einigen Minuten, in denen das mal so gar nicht funktionierte, weil der FCSP früh mit seinen drei Offensivspielern auf die drei Leverkusener Innenverteidiger raufschob, ließ sich Sechser García auf die linke Innenverteidigerposition fallen. Das setzte eine umfangreiche Rotation im Leverkusener Positionsspiel in Gang: Der linke Innenverteidiger Tapsoba schob raus auf die Linksverteidiger-Position. Dort war Platz, weil Grimaldo seine Position auflöste und immer wieder auf der Zehnerposition auftauchte. Auf der anderen Seite schob Rechtsverteidiger Tape hingegen immer die Linie weit hoch, agierte quasi als Außenstürmer, sodass Tillman ebenfalls in den offensiven Halbraum reinschwamm.
Besonders die Bewegungen von Tillman und Grimaldo habe ich ehrlich gesagt etwas sorgenvoll beobachtet. Denn die offensiven Halbräume waren für den FC St. Pauli zuletzt die Problemzonen. Bereits beim letzten Heimspiel gegen Augsburg monierte Blessin, dass dieser Raum zu offen gewesen sei, weil der Abstand zwischen Innenverteidigern und Sechsern zu groß war. Augsburg konnte diesen Raum aber nur selten nutzen. Viel besser machte es da schon der VfB Stuttgart, der in Person von Tomas und El Khannouss den Finger mal so richtig tief in die Wunde legte und den FCSP ein ums andere Mal so knacken konnte.
Nicht so aber Bayer Leverkusen (bis auf eine einzige Ausnahme!). Zwar besetzten Grimaldo und Tillman die Räume konsequent, doch sie wurden dort nicht angespielt, Leverkusen versuchte den Aufbau über die Außenbahnen und verzettelte sich oft dabei. Das hing damit zusammen, dass Leverkusen im Aufbau ziemlich mutlos agierte, nur ganz selten überhaupt Versuche unternahm, in diese Räume hineinzuspielen. Was aber auch daran lag, dass der FC St. Pauli diese Räume viel besser im Blick hatte als zuletzt. Sands und Fujita hielten Tillman und Grimaldo in ihren Deckungsschatten, zudem waren Wahl und vor allem Ritzka immer wieder „auf dem Sprung“ zur Vorwärtsverteidigung, verließen also die Kette, um die Lücke zum Gegenspieler in den offensiven Halbräumen zu schließen und diese damit vom Aufbauspiel auszuschließen.
Die mutlose Aufbauweise von Bayer Leverkusen hing aber nicht (nur) damit zusammen, dass das Team selbst nicht so richtig fit in den eigenen Abläufen war. Das nannte Hjulmand im Anschluss als Grund dafür, dass Leverkusen sich nur selten nach vorne kombinieren konnte. Vielmehr sorgte der FC St. Pauli mit aggressivem Pressing und extrem viel Energie auf dem Platz dafür, dass die Gäste zunehmend unsicherer wurden. Alexander Blessin hatte nach der enttäuschenden ersten Halbzeit in Stuttgart eine Reaktion von seinem Team verlangt – er hat sie bekommen. Der FC St. Pauli war voll da, gewann in der Anfangsphase mehrfach früh den Ball und konnte gefährlich umschalten. Was eben nicht dafür sorgte, dass Leverkusen gut ins Spiel fand, im Gegenteil: Nach noch halbwegs ausgeglichenen Anfangsminuten, übernahm der FC St. Pauli die Partie und spielte richtig, richtig guten Fußball.
Und das nicht nur gegen den Ball. Denn was der FC St. Pauli teilweise mit Ball veranstaltete, war schlicht überragend. Zwei Beispielszenen für das Pressingverhalten und Kombinationsspiel, die ihr Euch gerne nochmal anschauen solltet, wenn ihr könnt:1. Ab Spielminute 9:05: Sinani verliert den Ball im Mittelfeld, doch Ritzka verteidigt nach vorne und gewinnt ihn direkt wieder. Über Smith wird der Ball erst gesichert, dann bringt Sands ihn auf die rechte Seite rüber, wo sich Wahl mit einem, Saliakas mit zwei, Sinani mit einem und Sands mit einem Kontakt durchkombinieren, sodass Hountondji (der oft, so auch in dieser Szene, aus der Mittelstürmer-Position in den Rücken des gegnerischen Außenverteidigers in die Tiefe startete) rechts frei durch ist.2. Ab Spielminute 10:10: Eine Szene, die zeigt, wie gut das hohe Pressing des FC St. Pauli klappte. Weil er den Atem des extrem weit vorne verteidigenden Wahl spürt, misslingt Ben Seghir die Ballannahme auf der eigenen linken Seite, Saliakas sichert ihn. Sands leitet (wieder mit einem Kontakt) zu Wahl weiter, der wiederum Saliakas anspielt. Kurz ruht alles, Saliakas wartet bis Grimaldo die Beine weit genug geöffnet hat und spielt durch dessen Beine zu Sands, der erneut mit nur einem Kontakt ablegt (das macht er oft so, daher heißt er für mich jetzt „one-touch-Jimmy“). Saliakas spielt ins Zentrum zu Sinani, der für Hountondji auflegt (der wieder im Rücken seines Gegenspielers Platz hat) – sein Abschluss wird noch entscheidend abgefälscht.
Gerade noch so wurde Andreas Hountondji gestört, sonst hätte es nach dieser Szene 1:0 für den FC St. Pauli stehen können. Und das wäre hochverdient gewesen.
// (c) Stefan Groenveld
Kurz nach diesen beiden Szenen setzte Pereira Lage einen Abschluss knapp neben das Tor, Fujita hatte (wie sehr oft in dieser Partie) kurz vorher einen Pass abgefangen. Diese Phase des FC St. Pauli, sie war einfach überragend. Was fehlte, war der verdiente Führungstreffer. Den gab es dann leider für Leverkusen. Weil der FCSP durch Pereira Lage den Ball in der eigenen Hälfte verlor – Blessin nahm ihn nach Abpfiff in Schutz, betonte, wie schwer die Ballannahme gewesen sei – und Ritzka in der Folge nur noch mit einem Foul retten konnte. Und leider hat Leverkusen da einen Spieler, der mit ruhenden Bällen sehr gut umgehen kann…
Grimaldo flankte von der halblinken Seite punktgenau (nahe genug ans Tor, um Gefahr zu erzeugen, aber nicht so, dass Vasilj hätte rauskommen können) und extrem gut getimet in den Strafraum, mit genug Schnitt und Schärfe – wenn ein FCSP-Spieler so flanken würde, ich würde dazu drei Absätze schreiben, um die Szene in ihre Einzelteile zu zerlegen und sie punktgenau in ihrer Schönheit beschreiben. Fast genau so schön war die Verteidigungsaktion von Hauke Wahl, der den Ball per Grätsche noch vor Schick erwischte. Das Problem: Einzig Leverkusens Tapsoba war mit eingelaufen. Blessin sagte später in Richtung der Spieler, die den Weg von Tapsoba nicht folgten „Da pennen wir einfach“. Besonders angesichts der überragenden Anfangsphase war dieser Gegentreffer total ärgerlich, komplett unnötig und (ich muss es nicht ausformulieren, tue es aber trotzdem) völlig unverdient.
Aber diese Saison des FC St. Pauli, sie läuft anders als die vorherige. Ein Rückstand ist ärgerlich, wirft das Team aber überhaupt nicht um. Zwar fehlte in der Folge erstmal der rauschhafte Fußball der Anfangsphase, doch das bessere Team war weiterhin der FCSP. Und das wurde in der 33. Minute belohnt. Da segelte nämlich eine Eckballflanke von Sinani in den Leverkusener Strafraum. Flekken wollte den Ball fangen, konnte ihn aber nicht festhalten, sodass Wahl am zweiten Pfosten artistisch zum 1:1 ausglich.Vertragsverlängerung und erster Ligatreffer im Trikot des FC St. Pauli, dazu auch noch der erste Bundesligatreffer – es hätte die perfekte Woche von Hauke Wahl werden können, wenn denn auch das Endergebnis gestimmt hätte. Trotzdem: Hauke, wir freuen uns sehr, sehr doll mit Dir!
Bis zur Pause war der FC St. Pauli dann zwar weiterhin spielbestimmend, aber richtig Torgefahr wollte nicht mehr entstehen. Eine strittige Szene gab es noch: Nach einem erneuten Ballgewinn von Fujita ging es schnell, Sinani flankte von rechts ins Zentrum. Dort wollte Pereira Lage zum Ball, wurde dabei aber womöglich entscheidend von Quansah gestört, in Form eines deutlich sichtbaren Schubsers, der den FCSP-Offensivspieler aus dem Tritt brachte. Pereira Lage beschwerte sich massiv darüber und die Szene wurde im Anschluss auch gecheckt, ein Elfmeterpfiff blieb aber aus. Über den hätte sich Leverkusen wohl nicht beschweren dürfen. Beschwert hat sich aber wohl Athletiktrainer Karim Rashwan, der kurz nach Pausenpfiff noch die Rote Karte sah.
Positionierungen FC St. Pauli und Bayer Leverkusen
Links: Bei Ballbesitz Leverkusen ließ sich nach der Anfangsphase meist García in die letzte Kette fallen, sodass Leverkusen mit vier Spielern von hinten aufbaute. Auf der rechten Seite schob Außenverteidiger Tape weit mit hoch. Tillman ließ sich in den linken offensiven Halbraum fallen. Linksverteidiger Grimaldo löste seine Position auf und bewegte sich ebenfalls in den offensiven Halbraum.
Rechts: Der FC St. Pauli baute das Spiel mit drei Innenverteidigern auf. Saliakas und Oppie schoben weit vor, Sinani ließ sich ins Mittelfeldzentrum fallen, Hountondji und Pereira Lage besetzten die Stürmerposition, um von dort Tiefenläufe hinter die gegnerischen Außenverteidiger zu starten. Sands unterstützte die Dreiecksbildung rechts, Fujita links.
In den letzten Spielen hatte der FC St. Pauli einige Male Probleme, vor allem nach Wiederanpfiff, zurück ins Spiel zu finden. Dieses Mal war das, wenn überhaupt, nur kurz der Fall. Bis zur 50. Minute dauerte es nämlich nur, ehe der FCSP wieder das Heft des Handelns übernahm. Und eigentlich war das auch der Moment, ab dem Leverkusen nur noch zu zehnt hätte weiterspielen dürfen. Denn Pereira Lage luchste dem unaufmerksamen (und bereits mit Gelb verwarnten) Quansah den Ball ab, wäre ohne das regelwidrige Vergehen des Innenverteidigers links frei durch und in guter Flankenposition gewesen. Ein klar gelbwürdiges Vergehen, diese Farbe sah aber nur Fujita, weil er sie für Quansah forderte. Erneut viel Glück für Leverkusen also.
So ärgerlich das auch für den FC St. Pauli gewesen sein mag, so gut war die Reaktion darauf. In den folgenden acht Minuten gab es drei Torschüsse und vier Eckbälle für den FCSP, Leverkusen blieb in dieser Phase ohne erfolgreichen Pass im Gegnerdrittel, wurde in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Wenn ihr euch mal anschauen wollt, wie es dem FC St. Pauli gelang, in Person von Fujita und Sands die gegnerischen Sechser aus dem Zentrum herauszuziehen und dort so richtig viel Platz für Pereira Lage zu schaffen, dann schaut euch die Spielszene ab Minute 51:15 an – erneut ein Beispiel für die spielerische Klasse, dafür, dass der FCSP nun richtig viele und sehr variable Lösungen im Aufbau findet (und es ist eine seltene Szene, in der „one-touch-Jimmy“ in Offensivaktionen mit mehr als einem Kontakt arbeitet). Unabhängig vom Ergebnis hat die Partie bis zur 58. Minute richtig großen Spaß bereitet. Das Problem: Der FC St. Pauli konnte auch diese starke Phase nicht in einen eigenen Treffer ummünzen. Stattdessen spielte Leverkusen wieder den Party-Pooper…
Ich hatte vorhin geschrieben, dass es dem FC St. Pauli bis auf eine einzige Ausnahme gelang, die Halbräume vor der eigenen Abwehr zu schließen. Nun kommt die Ausnahme: In der 58. Minute wurde Grimaldo nämlich per flachem Diagonalpass im offensiven Halbraum gefunden, Sands konnte ihn nicht am Pass zu Schick hindern, Grimaldo erhielt den Ball zurück und legte weiter auf den in den Strafraum sprintenden Poku (der erst kurz zuvor eingewechselt wurde), der vor Vasilj eiskalt blieb. Das ist natürlich sehr gut gemacht von Grimaldo, die Szene wird jedoch auch erst richtig gefährlich durch den freien Poku. Der ist frei, weil Saliakas leider total pennt, sein Abstand zu Wahl viel zu groß ist und er zu spät bemerkt, dass Poku in seinem Rücken durchstartet – 1:2. Ist das bitter!
Ab diesem Moment wurde die Partie Stück für Stück unangenehmer. Nicht, weil der FC St. Pauli keine Chancen mehr hatte. Denen fehlte es aber an Torgefahr. Das Team kam weiter zu vielen guten Situationen, doch entweder passte der Abschluss, zumeist aber die vorletzte Aktion nicht. Eine Statistik drückt das ganz gut aus: Am Spielende sollten nur vier von 31(!) Flanken des FCSP einen Abnehmer gefunden haben. Während Leverkusen also äußerst effizient mit seinen wenigen Chancen umging (nur fünf Torschüsse), machte der FC St. Pauli einfach zu wenig aus den vielen und oft schön herausgespielten Aktionen.
Nein, die Partie wurde nicht aufgrund der Ungenauigkeiten des FC St. Pauli unangenehm, sondern weil es Leverkusen gelang, den Rhythmus des FCSP konsequent zu brechen. Das nicht nur durch Zeitspiel, sondern auch durch längere Ballbesitzphasen. Der ganz große Druck des FCSP wollte dadurch nun nicht mehr aufkommen, Leverkusen gelang es nun auch erstmals in der Partie, den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten. Nach der Schusschance durch Sinani in der 73. Minute kam der FC St. Pauli erst in der Nachspielzeit wieder zu einem Abschluss. Dazwischen sorgte aber nicht nur das Leverkusener Verhalten im laufenden Spiel, sondern auch jenes in den Pausen für Zeitgewinn.
Zeitspiel ist leider eines der äußerst unschönen Dinge, die es im Fußball gibt. Solange es keine Netto-Spielzeit gibt, ist jede Pause etwas Gutes für das Team, welches mit dem Ergebnis zufrieden ist, weil man dem Abpfiff trotz Spielunterbrechung mit jeder Sekunde näherkommt. Ja, Nachspielzeit, blabla – die am Ende gespielten zehn Minuten mehr fangen auf gar keinen Fall das auf, was an Spielzeit fehlte. Leverkusen nutzte spätestens ab der 70. Minute jede sich bietende Gelegenheit, um ein paar Sekunden von der Uhr zu nehmen. Das hat sich Schiedsrichter Petersen nach meinem Empfinden etwas zu lange bieten lassen. Eine frühere Verwarnung, nicht erst in der Nachspielzeit, für Leverkusens Torhüter Flekken hätte sicher zumindest ein wenig geholfen.
…and the Oscar goes to… nee, sorry! Thoughts and prayers to Alejandro Grimaldo! Oh, er kann doch weiterspielen!
// (c) Stefan Groenveld
Nicht geholfen hätte es bei den vielen Verletzungsunterbrechungen in der Schlussphase. „Dreimal habe ich gedacht: Jetzt hat sich jemand schwer verletzt. Doch dann gab es jedes Mal eine Wunderheilung“, erklärte Hauke Wahl nach Abpfiff, als er auf die vielen Verletzungsunterbrechungen angesprochen wurde.Doch auch wenn ich mich im Stadion fürchterlich darüber aufgeregt habe, wie quälend die Sekunden zerronnen, während sich Flekken ultra-behäbig den Ball zum Abstoß hinlegte und wie oft schwer verletzte Leverkusener dann doch noch von den Bayer-Docs mit ihren Pillen und Zauberhänden wieder spielfähig gemacht wurden, so muss ich ehrlich gestehen: Zumindest Schick scheint sich wirklich wehgetan zu haben und sowieso: Wir hätten es doch genau so gemacht.
Sehen wir es also mal so: Bayer Leverkusen sah in dieser Art und Weise seine beste Chance, um dieses Spiel zu gewinnen. Der amtierende Vizemeister, Doublesieger der Saison 23/24, schaffte es nur so, gegen den FC St. Pauli die unverdiente Führung über die Zeit zu bringen. Dass es ihnen gelungen ist, ärgert natürlich total – aber dass sie dazu auf dieses Stilmittel zurückgreifen mussten, ist ein großes Kompliment für den FC St. Pauli.
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Vor Abpfiff gab es dann noch zwei Szenen, die sicher diskussionswürdig sind. In der 86. Minute stoppte Eric Smith Gegenspieler Hofmann per Ellenbogen-Check ins Gesicht. Eine Tätlichkeit unterstellte ihm Schiedsrichter Petersen aber nicht. Das wäre zwar auch eine harte Entscheidung gewesen, aber es gibt sicher Schiedsrichter*innen, die das so bewertet hätten. Auch der Zweikampf von Vázquez und Afolayan im Leverkusener Strafraum in der 95. Minute war hart beziehungsweise er erinnerte eher an eine Engtanz-Party, so sehr wie von Vázquez geklammert wurde. Zwar drückt Afolayan auch etwas, doch aufgrund des Klammerns von Vázquez kam Afolayan eindeutig nicht richtig hoch zum Kopfball. Für Alexander Blessin ist das ein klarer Elfmeter, er erklärte nach Abpfiff: „In der Regelschulung dieses Jahr hat man ganz klar gesagt: Sobald mal zwei Hände am Körper sind und das für einen längeren Zeitraum, dann isses scheißegal, wo der Ball ist, dann wird Elfmeter gepfiffen. Wenn man das vorgibt in der Regelschulung, dann muss man es auch konsequent durchziehen.“
Der FC St. Pauli verliert also die Partie gegen Bayer Leverkusen mit 1:2. Eine Niederlage, die extrem ärgerlich ist, weil sich das Team mehr verdient hat. Blessin: „Die Enttäuschung ist wahnsinnig groß. Wir haben eine richtig gute Reaktion gezeigt und waren in allen Phasen des Spiels richtig gut drin, haben wenig zugelassen, waren sehr griffig gegen den Ball und haben die richtigen Höhen gefunden. Mit Ball hatten wir immer wieder schöne Passstaffetten. Was gefehlt hat, war das Tor.“
Doch auch, wenn diese Niederlage richtig wehtut, so ist da doch auch ne Menge Stolz mit dabei. Ergebnis hin oder her, der FC St. Pauli hat Leverkusen dominiert. Auf der PK musste sich Kasper Hjulmand dafür rechtfertigen, warum sein Team so schlecht gespielt hat. Jemand, der beide Teams und ihre Platzierungen der Vorsaison nicht kennen würde, hätte aufgrund des Spiels Stein und Bein behauptet, dass der FC St. Pauli derjenige der beiden Clubs ist, der aktuell in der Champions League spielt. Das gibt zwar keine Punkte, aber wenn der FCSP die Energie und Spielkultur der ersten fünf Ligaspiele (abgesehen von der ersten Halbzeit in Stuttgart) auch nur halbwegs durch die Saison bringen kann, dann wird alles, wirklich alles gut.
Immer weiter vor!// Tim
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