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·22 agosto 2025
Fünf Fragen zum ersten Bundesliga-Spieltag

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·22 agosto 2025
Die Bundesliga geht wieder los. Alle reden über Systeme, Startformationen oder Sondertrikots. Wir nicht. Wir stellen die Fragen, die sonst keiner stellt – aber über die jeder nachdenken sollte: Was sagt ein Beinsteller über Aufstiegsdruck? Was hat Max Eberl mit Lars Klingbeil gemeinsam? Und warum riecht es in Dortmund nach Sternemenü statt nach Meisterschaft?
Hier sind die fünf brennendsten Fragen an den 1. Bundesliga-Spieltag.
Der SPD-Vorsitzende, Vize-Kanzler, Finanzminister und Bayerns Sportvorstand haben erstaunlich viel gemeinsam: Zwei knuffige Bärchentypen mit Rot als Lieblingsfarbe. Sympathisch, bodenständig – und beim eigenen Anhang trotzdem umstritten.
Beide geben stundenlang Pressestatements ab, ohne viel zu sagen. Sind dabei ziemlich fluide in ihren Ansichten. Egal ob es um verdiente Mitarbeiter*innen geht oder die Verwendung von Sondervermögen. Ihre großen Träume von langfristiger, nachhaltiger Entwicklung opfern sie – erkennbar mit Messer zwischen den Zähnen – ihren patriarchalen Chefs, die ihnen die Entscheidungsgewalt abnehmen, nur die Verantwortung übertragen.
Geht’s schief, müssten Eberl und Klingbeil gehen. Mit einem entscheidenden Unterschied: Eberls Rot würde trotzdem Meister, Klingbeils müsste um Platz vier bangen.
Stefan Kuntz war mal ein gesetzestreuer Mann. Gelernter Polizist. Freund und Helfer, der sich auf Geheiß seiner Mutter vor dem EM-Halbfinale 1996 artig vor der englischen Queen verbeugte. Fast 30 Jahre später sitzt er in einer Talkrunde und erzählt prustend vor Lachen, wie er beim Joggen an der Hamburger Alster einem siebenjährigen St. Pauli-Fan “einfach das Bein gestellt” habe – “damit er auf die Fresse fällt”.
Ein Scherz. Hoffentlich. Aber auch dann eine Metapher. Für das, was der Druck, aufsteigen zu müssen, aber immer wieder zu scheitern, in einem auslösen kann. Irgendwann merkst du: Mit Anstand kommst du nicht weiter. Wer in Liga 2 zu nett ist, bleibt da. Wer nach oben will, muss treten – notfalls nach unten. Ob das moralisch vertretbar ist? Egal. Erstklassigkeit duldet keinen Charaktertest. Nur ein Ergebnis.
Aus der wenig leistungsfördernden Kakophonie der letzten Jahre in der Teppichetage hat der BVB eigentlich die richtigen Schlüsse gezogen. Er spart sich einige der Brei verderbenden Köche, steckt aber gleichzeitig Millionen in eine neue Küche im Signal Iduna Park. Gezwungenermaßen. Denn die Gewerbeaufsicht hatte die Modernisierung der veralteten Anlage angemahnt. Für elf Millionen Euro.
Doch die fehlen Dortmund – trotz der lukrativen Club-WM-Teilnahme und der Doch-noch-Champions-League-Quali – jetzt für die Abwehr. Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Emre Can alle kaputt. Dazu hat’s Yan Couto im Pokal noch schwer erwischt, Julian Ryerson ist angeschlagen. Gegen St. Pauli mag es vielleicht noch nicht so ins Gewicht fallen, aber um die Restverteidigung insgesamt wettbewerbstauglich zu kriegen, bräuchte es schon ein Sondervermögen. Ohne sind die Borussen einem kulinarischen Stern deutlich näher als einem weiteren fußballerischen.
Klar, Nick Woltemades Daten der letzten Saison sprechen für sich. 17 Pflichtspieltore für den VfB Stuttgart. Torschützenkönig bei der U21-EM mit sechs Treffern. Nicht schlecht für einen, den der VfB Stuttgart in der letzten Saison noch nicht mal für die Champions League gemeldet hatte. Aber ist das schon annähernd 80 Millionen Euro wert?
Der VfB Stuttgart glaubt ja. Und geht all in, riskiert die Machtprobe mit Bayern und deren Zorn für geleakte Mails. Aber vor allem schlägt er mit seiner Wette auf die Zukunft viel Geld aus. Fast 60 Millionen, die Bayern ihre Wette wert ist. Natürlich, alle sehen sein großes Potenzial. Natürlich ist es möglich, dass Woltemade richtig durchstartet. Aber sicher ist: Gar nichts. Nicht mal ein Tor gegen Union.
Wer sollte nicht alles schon nach einer vielversprechenden Spielzeit das neue Gesicht des FC Bayern werden – und schaffte es am Ende nicht mal aufs Mannschaftsposter: Portugals vermeintlicher Golden Boy Renato Sanches, der enorm gehypte Gladbacher Sinan Kurt oder auch der beim HSV als Jahrhunderttalent gefeierte Jann-Fiete Arp. Gut, sie alle waren jünger als Woltemade. Aber sie zeigten: Eine starke Halbserie reicht vielleicht für ein neues Preisschild – aber selten für eine Karriere.
Xabi Alonso weg, Granit Xhaka weg, Jeremie Frimpong, Jonathan Tah und natürlich vor allem Florian Wirtz – alle nicht mehr da. Victor Boniface auch noch vor dem Absprung. Der einst so stolze Meisterkader von Bayer Leverkusen verlor auf einen Schlag die Erfahrung aus über 1000 Bundesligaspielen, bleibt komplett entkernt zurück.
Klar, das brachte viel Geld und wird von Sportchef Simon Rolfes als “Teil eines Prozesses” verkauft, birgt aber eine große Gefahr: Den Rückfall in graue Werkself-Zeiten, als Bayer wirkte wie der nette Typ, den alle mögen – aber keiner datet. Der das hübscheste Mädchen der Schule vielleicht zum Abschlussball begleiten darf, aber am Ende alleine nach Hause geht, weil ihm irgendwie “das gewisse Etwas“ fehlt.
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