
Miasanrot
·15 settembre 2025
Manuel Neuer: Das Comeback eines Giganten?

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·15 settembre 2025
Manuel Neuer zeigt beim FC Bayern München gerade starke Leistungen. Aber reicht das schon, um das große Comeback auszurufen?
Manuel Neuer hat abermals überrascht – zumindest jene, die tatsächlich damit gerechnet haben, dass er zum DFB zurückkehren könnte. Der Torwart äußerte sich nun sehr klar dazu und hielt an seinem Rücktritt fest. Ein Comeback scheint ausgeschlossen zu sein. Dabei ist er so gut in Form wie schon lange nicht mehr.
Müsste man ihn in einer Szene beschreiben, würde sich die aus der zweiten Halbzeit am vergangenen Wochenende gegen den Hamburger SV am besten eignen, in der er mal wieder überraschend an der Mittellinie auftauchte.
Eigentlich bereiteten sich viele Fans schon darauf vor, dass der HSV einen gefährlichen Konter laufen würde. Doch plötzlich war da ein Spieler in Grün, der die Verteidigung des FC Bayern München mit seinem beherzten Lauf rettete. Neuer erstickte die Konterhoffnung der Gäste im Keim und eröffnete das Spiel direkt mit einem Pass nach vorn.
Die Begeisterung über solche Szenen hat über die vergangenen Jahre im Schnitt abgenommen. Als Neuer auf dem Höhepunkt seines Schaffens war, rechnete man bereits fest damit, dass er solche Situationen lösen wollte. Viele Fans nickten vermutlich einfach nur ab und sagten: „Neuer eben.“ Doch diese Selbstverständlichkeit war weg.
Der einstige Welttorhüter wurde unsicherer, verletzte sich mehrfach und stand stärker in der Kritik. In dieser Saison aber scheint er wieder Schritte in die richtige Richtung zu machen – ausreichend, um das Comeback auf das höchste Niveau zu prophezeien?
Die Wahrheit ist, dass Neuer nicht nur in der vergangenen Saison nicht mehr Weltklasse war. Dass er in der Jahre gekommen war, zeichnete sich schon länger ab. Einen genauen Zeitpunkt zu bestimmen, fällt schwer. Allerspätestens die WM 2022 und der nachfolgende Unterschenkelbruch im Skiurlaub waren aber klare Knackpunkte in einer beeindruckenden Karriere.
Schon im Vorlauf der Weltmeisterschaft in Katar fiel Neuer länger aus. Auch sein Status als nahezu Unbezwingbar wackelte schon vor diesem Turnier. Er kassierte Gegentore, die bei Torhütern der Kategorie „menschlich“ wohl nicht als Fehler angekreidet worden wären, die er auf seinem Außerirdischen-Niveau aber wahrscheinlich gehalten hätte.
Zunächst war Neuer nur noch sehr gut statt Weltklasse. Mit dieser WM, in der das ganze deutsche Team, aber er auch im Speziellen nicht gut aussahen und dem langwierigen Ausfall stand die Frage im Raum, ob er überhaupt nochmal auf sein athletisches Spitzenniveau zurückkehren kann. Der FC Bayern blieb geduldig mit ihm.
Doch zunehmend entwickelte sich das immer noch sehr gute Niveau zu einem nur noch guten Niveau. Bis schließlich sogar die berechtigte Frage im Raum stand, ob Neuer nur noch Bundesliga-Durchschnitt ist.
Tatsächlich lebte der einstige Gigant in den vergangenen Jahren zunehmend von seinem Ruf und von seiner Vergangenheit. Vom Mythos, den er sich aufgebaut hat. Die Faktenlage war aber, dass er immer seltener herausragend parierte und dafür immer häufiger wichtige Spiele zum Negativen mitentschieden hat.
Dennoch war die Kritik nicht immer fair. Beim Ausscheiden gegen Real Madrid in der Saison 2023/24 zeigte Neuer vor allem im Rückspiel lange eine starke Leistung und hielt sein Team mehrfach im Spiel. Fokussiert wurde sich hinterher aber auf seinen Fehler, der gleichbedeutend mit dem Aus war. Obwohl die Kritik angesichts der vorherigen Leistung zu hart ausfiel, war der Moment für sich aber dennoch bezeichnend.
Der Nimbus Neuer war verschwunden. Im Alter kehrte er zurück unter die menschlichen Torhüter. Irgendwie auch beruhigend, dass er kein Außerirdischer ist. Dennoch musste sich der FC Bayern zunehmend damit befassen, was nach ihm passiert. Alexander Nübel, Daniel Peretz, Yann Sommer, Jonas Urbig und einige andere – die Liste an Kandidaten war lang.
In der vergangenen Saison patzte Neuer dann auch in den Spielen gegen Aston Villa oder Bayer Leverkusen in Champions League und Pokal. In der Hinrunde war er mitentscheidend dafür, dass ein Titel verloren wurde und man in der Königsklasse in die Extrarunde musste.
Aber eine der vielleicht beeindruckendsten Qualitäten von Neuer ist sein Urvertrauen in seine eigenen Qualitäten. Während einige Fans und Expert*innen von ihm verlangten, sein Spiel anzupassen und während die Debatte über seine Fähigkeiten nicht mehr abzureißen schien, blieb er ruhig und gelassen.
Neuer ist jemand, der sehr hart an sich arbeitet und der ein großes Interesse daran hat, sich auch im hohen Alter noch weiterzuentwickeln und seine Grenzen auszutesten. Es gibt eine zu seinem Willen nach Optimierung passende Geschichte und die geht so: Als Pep Guardiola Trainer des FC Bayern war, soll es innerhalb des Teams Lagerbildung gegeben haben.
Einige Spieler wie Franck Ribéry, David Alaba oder Arturo Vidal sollen es nicht ganz so eng mit den Taktiksitzungen des Katalanen genommen haben. Für sie waren diese Analysen eher Pflichtveranstaltungen.
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Es gab aber auch die „Streber“ des Teams. Bekannt ist, dass unter anderem Philipp Lahm zu den Spielern zählte, die jedes Wort von Guardiola aufgesaugt haben, teils auch nach den Sitzungen noch mit ihm über Details diskutierten.
Einer dieser „Streber“ war auch Neuer. Der Torhüter soll oft in der ersten Reihe gesessen haben, sich auch mal bei Themen mit eingemischt haben, die sein Spiel nicht betrafen.
Als nur noch wenige an ihn glaubten, arbeitete Neuer auch in diesem Jahr daran, wieder Sprünge nach oben zu machen. Mit Erfolg. Seine Rückrunde verlief mit Rippenbruch im Dezember und Muskelfaserriss im März unglücklich. Aber in den Spielen, in denen er auf dem Platz stand parierte er gut. Beim 0:0 in Leverkusen in der Bundesliga war Neuer maßgeblich daran beteiligt, dass die durchwachsene Leistung seiner Mannschaft nicht bestraft wurde. Es hätte ein Kipppunkt in der Saison werden können.
Bei der Klub-WM zeigte der 39-Jährige ebenfalls einige beeindruckende Leistungen, parierte mitunter deutlich stärker als in den Vorjahren. Wirklich überzeugend war aber erst die bisherige Saison. Denn während Neuer in den USA beispielsweise gegen PSG einmal schwer patzte, als ihm ein Dribbling missglückte, wirkt er in einer wackeligen Abwehr derzeit sehr souverän.
Im Supercup gegen Stuttgart parierte er mehrfach stark – unter anderem bei einem Fernschuss von Leweling – und auch in den wenigen Momenten, in denen er in der Bundesliga gefordert wurde, blieb er stabil. Interessant ist zudem, dass sein Passspiel wieder besser geworden ist. Es gab eine Zeit, in der ihm deutlich mehr Fehler im Aufbauspiel oder Dribbling unterliefen als jetzt.
Und doch ist klar, dass es zu früh ist, um das große Comeback eines Giganten zu feiern. Was Neuer derzeit eindrucksvoll zeigt, ist, dass man ihn niemals komplett abschreiben sollte. Die grundsätzlichen Abgesänge kamen ebenfalls zu früh.
Aktuell zeigt Neuer, dass er immer noch ein sehr guter Bundesliga-Torhüter sein kann. Vielleicht nicht mehr auf dem Niveau der Besten, aber auf einem, das seinen Platz als Stammtorwart des FC Bayern rechtfertigen kann.
Dafür muss er in den kommenden Wochen zeigen, dass die starke Phase im Sommer und Spätsommer keine Ausnahme war. Beginnend mit dem Duell mit dem FC Chelsea am Mittwochabend. Denn dort wird er stärker im Mittelpunkt stehen als in den bisherigen Saisonspielen. Und dann wird man auch eine erste Antwort darauf bekommen, wie sich seine Form einordnen lässt.
Dass Neuer sich selbst aber realistisch einschätzen kann, zeigt sich auch daran, dass er Debatten über ein Comeback in der Nationalmannschaft im Keim erstickt hat. Sein Fokus liegt darauf, noch ein letztes Mal das ihm höchstmögliche Niveau zu erreichen – um perspektivisch beim FC Bayern mit einer Leistung abtreten zu können, die seiner Karriere würdig ist.