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·24 ottobre 2025
Verrücktes Hamburg: So viel Chaos-HSV steckt im FC St. Pauli

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·24 ottobre 2025

Sportliche Krise, finanzielles Chaos, interner Zoff, Maulwürfe im Aufsichtsrat, Hire and Fire, ein Dopingskandal – wenn es in den vergangenen Jahren in Hamburg drunter und drüber ging, dann musste man nicht lange suchen. Jeder wusste gleich, dass es bei solchen Stichworten um den HSV ging.
Aber jetzt holt der FC St. Pauli mit großen Schritten auf.
Während beim Hamburger SV zum ersten Mal seit vielen Jahren der See still ruht, herrscht beim ansonsten doch ach so sympathischen Kiezklub ein Durcheinander – sportlich, politisch, menschlich.
In der Bundesligatabelle ist man nach vier Niederlagen in Folge auf Platz 14 und vor allem: Hinter den HSV (11.) gerutscht. Das tut den Fans mehr weh als ein Mario-Barth-Auftritt im Mittelkreis.
Doch jetzt muss der HSV auch um seinen Ruf als Skandalnudel der Stadt bangen. „Risse in der heilen Welt“, titelte sogar der Kicker.
Seit sich der eigentlich nicht gerade unsympathische Kapitän Jackson Irvine – er ist als Model, Gewerkschafter, Moderator beim großartigen Radiosender ByteFM und LGBTQ-Aktivist unterwegs – in einem Trikot des „FC Palestine“ ablichten ließ, ist nämlich am Millerntor Skandal angesagt.

So weit, so gut, wäre da nicht die Nummer 11 auf den Trikots. Die stellt die Umrisse Palästinas dar – Israel kann man lange suchen. Für Kulturstaatsminister Wolfram Weimer ist klar: Es handelt sich um ein antisemitisches Statement, weil es Israel das Existenzrecht abspricht.
Wer jetzt hektisch nach Transfergerüchten oder Ergebnissen und Kader des FC Palestine sucht: Den Klub gibt’s gar nicht. Irvine trug ein Mode-Trikot, ein Teil der Einnahmen aus den Verkäufen geht angeblich an Organisationen, die in Palästina Hilfsarbeit leisten.
Ist der Kapitän des FC St. Pauli ein Antisemit?
Mesut Özil hat das Trikot übrigens ebenfalls getragen (warum wundert mich das nicht?), der Rapper Chefket auch – daraufhin wurde kürzlich sein Konzert bei Jan Böhmermann abgesagt.
Richtig rund geht es, seit Irvine im eigenen Klub verbal getackelt wurde: „Das ist unser Klub, nicht deiner“, schrieb FC St. Pauli-Aufsichtsrat René Born auf Instagram in Richtung des 32-Jährigen. „Du wirst in wenigen Monaten weg sein und für einen Euro mehr woanders spielen. Wir werden immer hier sein, während du nicht mehr als eine Fußnote bist.“
Irvine steht zwar nicht im Verdacht, ständig für einen Euro extra zum FC Woanders wechseln zu wollen – er spielt seit vier Jahren beim FC St. Pauli –, und doch wundert’s einen, dass er schweigt. Der australische Nationalspieler gab zwar ein Interview, beklagte sich darin aber nur darüber, wie er behandelt werde. Kein klärendes Wort. Das könnte natürlich schlicht Sturheit sein. Oder alternativ: Einfalt.
Als Irvine am Sonntag beim 0:3 gegen Hoffenheim nach langer Verletzung erstmals wieder auf der Bank saß, waren sogar unterstützende Plakate der Fans zu sehen – was interessant ist, weil den FC St. Pauli eine Fanfreundschaft mit Hapoel Tel Aviv verbindet. Der Kiezklub selbst hatte zum Fall Irvine zwar vorher eine Presseerklärung veröffentlicht, so richtig schlau wurde man daraus nicht.
Früher hätte man bei solchen Vorfällen in Hamburg mit den Schultern gezuckt und gesagt: Typisch HSV! Diese Zeiten sind vorbei. Pauli ist das Sorgenkind der Stadt.
Vielleicht endet ja zumindest die sportliche Krise des FC St. Pauli, wenn Irvine im zentralen Mittelfeld wieder die Fäden ziehen kann. Für einen Startelfeinsatz am Samstag in Frankfurt scheint es noch zu früh zu sein – doch wer weiß, vielleicht wird er ja eingewechselt. Und dann …
Ich bin schon sehr gespannt, was wir zu sehen kriegen, falls Irvine beim Jubeln sein Trikot anhebt.
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