
LIGABlatt
·26 luglio 2025
Vom Schuldenberg zum globalen Player? Wie Galatasaray finanziell angreift

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·26 luglio 2025
Galatasaray hat in den letzten Monaten einen bemerkenswerten Wandel von einem hochverschuldeten Traditionsverein zu einem der aktivsten Player auf dem europäischen Transfermarkt vollzogen. Doch wie genau stemmt der türkische Rekordmeister diese millionenschweren Vorhaben?
Florya-Deal bringt neue Freiheit
Ein symbolträchtiger Wendepunkt in Galatasarays Finanzgeschichte wurde am 22. Juli 2025 vollzogen: Der Klub zahlte sämtliche Kredite und Zinsen aus dem sogenannten "Banks Association Restructuring Agreement" (Bankalar Birliği) vorzeitig zurück – ein Programm, das eigentlich bis 2030 laufen sollte. Mit diesem Schritt wurde Galatasaray der zweite Klub nach Trabzonspor, der sich vollständig von der millionenschweren Kreditlast bei der Ziraat Bankası und Deniz Bank befreien konnte. Die Tilgung wurde durch einen Vorschuss aus dem Florya-Projekt möglich: Das traditionsreiche, 80 Hektar große Trainingsgelände im gleichnamigen Istanbuler Nobelviertel wird verpachtet – ein Geschäft mit einem geschätzten Volumen von rund 500 Millionen Euro.
Dieser gewaltige Asset-Deal verschafft den "Löwen" nicht nur finanzielle Luft, sondern öffnet die Tür zu neuer strategischer Handlungsfreiheit. Einnahmen fließen nicht mehr ausschließlich in Zinszahlungen, sondern in sportliche Infrastruktur, Transfers und zukunftsweisende Projekte wie den Kauf des neuen Trainingszentrums im Norden Istanbuls.
Transfers auf Kredit? – Ja, aber strategisch
Trotz der offiziellen Schuldenlast von fast 400 Millionen Euro (Stand November 2024) plante Galatasaray bereits seit Monaten mit Einnahmen aus dem Florya-Verkauf – noch bevor das Geld tatsächlich auf dem Konto ist. Kritiker sprechen von "Kalkulieren auf Kredit", doch der Verein agierte dabei durchaus kontrolliert. Möglich machen dies auch signifikante Sponsoring-Einnahmen: Der neue Trikotsponsor Pazifik Holding etwa zahlt mit 8,6 Millionen Euro jährlich mehr als doppelt so viel wie der Vorgänger. Insgesamt nimmt Galatasaray damit über 80 Millionen Euro pro Saison durch Sponsoring ein – ein neuer Rekordwert für den türkischen Fußball.
Kaderplanung stockt – Fokus liegt auf Victor Osimhen
Während die Fans ungeduldig auf neue Stars warten, hält sich der Verein beim Thema Transfers noch auffallend zurück. Das liegt vor allem an einer Personalie: Der Transfer von Victor Osimhen, der in der letzten Saison bereits per Leihe für Gala auflief, gilt als Schlüssel zur gesamten Kaderarchitektur. Erst wenn der millionenschwere Deal (geschätzt rund 75 Millionen Euro Ablöse) finalisiert ist, dürften weitere Verpflichtungen folgen.
Bereits fix ist der Transfer von Leroy Sané. Auch Namen wie Ederson, İlkay Gündoğan und Kingsley Coman geistern durch die Medien. Gespräche laufen, konkrete Vollzüge stehen aber noch aus. Auf dem Papier baut Galatasaray erneut an einem internationalen Star-Ensemble. Die jüngsten Titel – drei Meisterschaften in Folge und spannende Auftritte in der Champions League 2023/24 – machen den Klub zudem attraktiv für Topspieler.
Gelegenheitstransfers und Vizepräsident Abdullah Kavukçu
Galatasaray setzt bei der Kaderplanung regelmäßig auf sogenannte "Gelegenheitstransfers" – also hochkarätige Deals, die erst gegen Ende des Transferfensters zustande kommen, wenn Marktbewegungen und Verfügbarkeiten neue Optionen eröffnen. Diese Taktik, die bereits bei Stars wie Mauro Icardi, Victor Osimhen oder Davinson Sánchez erfolgreich war, könnte auch in dieser Saison im weiteren Verlauf erneut zum Tragen kommen.
Hinter der strategischen Transferoffensive steht maßgeblich Vizepräsident Abdullah Kavukçu. Der Unternehmer und Milliardär gilt gemeinsam mit Manager George Gardi als Architekt des aktuellen Galatasaray-Projekts. Beide führen die Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen persönlich und überzeugen die Spieler nicht nur mit finanziellen Argumenten, sondern mit einer langfristigen Vision für den Klub.
Akademie, Infrastruktur und Nachhaltigkeit
Parallel zu den Transferaktivitäten investiert Galatasaray massiv in den Ausbau der eigenen Akademie. Die mittelfristige Vision: Die nächste Generation an Topspielern soll aus dem eigenen Nachwuchs hervorgehen – eine Strategie, die nicht nur sportlich, sondern auch finanziell nachhaltig ist. So ist es ein wichtiges Ziel für die Gelb-Roten, das neue gepachtete Trainingsgelände in Keremburgaz langfristig ins eigene Eigentumsvermögen einzuverleiben, um in verschiedensten Sportarten eine hochwertige Ausbildung für kommende Generationen zu ermöglichen.
Trotz der ambitionierten Agenda bleibt die Frage der Nachhaltigkeit zentral. Zwar agiert Galatasaray momentan mit enormem Tempo und Strahlkraft. Doch langfristige Stabilität hängt davon ab, wie klug die aktuellen Investitionen gesteuert werden. Insbesondere im Hinblick auf mögliche Führungswechsel – ein wiederkehrendes Thema im türkischen Fußball – wird entscheidend sein, ob solide Strukturen hinter dem glamourösen Auftritt bestehen.
Fazit: Auf dem Weg zur Weltmarke?
Galatasaray steht an einem historischen Wendepunkt. Mit dem Rückzug aus der Banken-Restrukturierungs-Vereinigung, dem Generieren von Cashflow mit verschiedensten Assets und cleverem Finanzmanagement hat sich der Klub ein neues Fundament geschaffen. Ob daraus langfristig eine "Weltmarke" entsteht oder lediglich ein kurzzeitiges Feuerwerk, hängt nun von der nächsten Transferphase und der Nachhaltigkeit der gewählten Strategie ab.
Ahmad Mora / Getty Images