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·26 de agosto de 2025

Die harte Kritik an Paul Wanner ist ungerecht

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Über Paul Wanner gibt es derzeit hartnäckige Gerüchte, dass er nicht die Einstellung für den FC Bayern München habe. Diese Kritik ist aber unfair.

In den sozialen Netzwerken gab es in den vergangenen Tagen heiße Diskussionen über den Campus des FC Bayern München – und vor allem über Paul Wanner.


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Es ist eine Dynamik rund um den offensiven Mittelfeldspieler entstanden, die abermals die Kehrseiten des Internets aufzeigt. Viel schlimmer ist aber, dass die Narrative, die derzeit über Wanner verbreitet werden, von ehemaligem und sogar aktuellem Personal befeuert werden – namentlich Hermann Gerland und Max Eberl.

Dabei ist die Karriere von Paul Wanner mit dem Wechsel weg vom FC Bayern München noch lange nicht Geschichte. Im Gegenteil: Jetzt könnte sie erst richtig losgehen. Doch entfalten wir das Thema mit seinen verschiedenen Ebenen erstmal Schritt für Schritt.

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Paul Wanner: Was ist eigentlich der Vorwurf?

In diversen Foren und „sozialen“ Netzwerken wurde in den vergangenen Tagen darüber gemunkelt, warum Wanner den FCB verlassen hat. Immer wieder kam dabei ein Thema ans Licht, das zuletzt auch allgemein immer mehr Fahrt aufnahm: Die Einstellung passe nicht.

Dazu passt auch die Aussage von Joshua Kimmich nach dem Spiel gegen Leipzig am vergangenen Wochenende. Nur leider verpassten es viele Medien, sein Zitat richtig aufzuschreiben. „Ich muss sagen, das habe ich auch lange Jahre teilweise anders erlebt bei Bayern, wenn junge Spieler gekommen sind“, sagte der Mittelfeldspieler über die Einstellung der Talente bei den Profis und lobte die aktuelle Generation. Das Wort teilweise wurde oft ausgelassen.

„Wir wollen an Spieler glauben und mit Spielern arbeiten, die Bock darauf haben, Bayern-München-Spieler zu werden“, sagte nach Wanners Transfer auch Eberl: „Und da gehören halt Schritte dazu. Und da gehört auch Mut dazu.“ Der Sportvorstand kritisierte, dass der 19-Jährige sich nicht zutraue, im nun dünneren Kader eine Rolle zu spielen.

Viele Fans nahmen diese Steilvorlage an. Das ging soweit, dass Wanner sogar gänzlich das Potenzial für einen Topclub abgesprochen wurde.

Paul Wanner hätte beim FC Bayern kaum eine Chance gehabt

Das ist Teil einer komplizierten Entwicklung im Profifußball. Frühreife Spieler wie Florian Wirtz, Jamal Musiala oder Lamine Yamal sorgen mit ihren Leistungen dafür, dass der Blick darauf verschwimmt, was eigentlich normal ist. Gerade beim FC Bayern wird das ganz offensichtlich zunehmend zum Problem. Wer nicht auf dem außergewöhnlichen Niveau eines Musiala ist, hatte es in der Regel schwer, überhaupt echtes Vertrauen zu bekommen.

Laut Eberl soll sich das in diesem Sommer ändern. Aber wie viel davon ist eine strategische Kursänderung und wie viel bedingt durch die Konflikte, die der Sportvorstand mit dem Aufsichtsrat hat? Bayern kam auf dem Transfermarkt nicht voran. Dass Wanner überhaupt im Kader der Vorbereitung stand und etwas Spielzeit bekam, war bereits eine kleine Überraschung.

Ihm fehlenden Mut zu unterstellen, ist jedoch eine gewagte These. Letztlich kann man ihm eher zu seinem Realismus gratulieren. Denn nach einer guten Leihe nach Elversberg war seine Leihe nach Heidenheim weniger erfolgreich.

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Bereits vor seiner Verletzung war zu spüren, dass Vincent Kompany kein allzu großes Vertrauen in ihn hat. Wanner wäre als klare Nummer sechs des aktuellen Kaders, eher als Nummer sieben mit einem Neuzugang, der noch kommen soll, in die Hinrunde gestartet.

Nach der Rückkehr von Jamal Musiala wäre er nur noch die Nummer acht gewesen. Die Vergangenheit zeigt: Es wäre ein Wunder, wenn er bis zum Winter mehr als 300 oder 400 Minuten bekommen hätte. Aber genau das braucht der Mittelfeldspieler jetzt: Regelmäßige Spielzeit und vor allem Vertrauen.

Wanner: Alles andere als faul

Vorwürfe der fehlenden Einstellung können indes nur von Leuten kommen, die seine bisherige Laufbahn nur oberflächlich verfolgt haben. Von Leuten, die etwas verwechseln. Denn richtig ist, dass Wanner ein anderer Charakter ist als die Überflieger seiner Generation. Es war schon immer so, dass er auf dem Platz etwas schüchtern wirkt, für manche zu schüchtern.

Diese nahezu extrovertierte „Arroganz“, die Spieler wie Yamal, Musiala oder auch Wirtz auszeichnet, hat er nicht. Allerdings fällt dabei oft unter den Tisch, dass sein Charakter auch klare Vorzüge mitbringt. Wanner ist ein herausragender Teamplayer und kann Spielsituationen für sein Alter bemerkenswert clever und souverän lesen sowie daraus die richtigen Schlüsse ziehen.

Dass im Fußball wie in der Gesellschaft oft extrovertierte Eigenschaften als besonders positiv hervorgehoben und introvertierte Eigenschaften eher als Problem dargestellt werden, ist ein Wahrnehmungsproblem und kein Wanner-Problem. Denn an seinem Ehrgeiz, seiner Einstellung und seiner Lernfähigkeit gab es nie ernsthafte Zweifel von seinen Trainern. Richtig ist dennoch, dass er ein Spieler ist, der mehr an sich und seine besonderen Qualitäten glauben muss.

Wanner bleibt ein herausragendes Talent

Wanner hat nicht nur im Jugend-, sondern auch schon im Profibereich mehr als andeuten können, dass er eine ganz besondere Übersicht hat. Der Spielmacher sieht Räume auf dem Platz, die viele nicht sehen und er ist in der Lage, diese Räume zu bespielen. Mit seinen Tiefenpässen erinnert er an große Spielmacher des modernen Fußballs. Nimmt man die aktuellen Kontroversen hinzu, gibt es durchaus Parallelen zu Mesut Özil.

Abgesehen davon, wie dessen Karriere lief und welche Begleiterscheinungen dazu führten, dass er in Deutschland nie richtig Akzeptanz fand, sind sich beide Spieler rein sportlich sehr ähnlich. Als Özils politische Verknüpfungen noch kein großes Thema waren, war es vor allem seine Körpersprache. Seine vermeintliche Laissez-faire-Art. Dass er Assistrekorde in England brach und zu eine der besten Offensivreihen der Geschichte bei Real Madrid zählte, spielte in Deutschland weniger eine Rolle.

Özil war ein begnadeter Spielmacher, der Pässe gespielt hat, die viele nicht mal an der Konsole hinbekämen. Wanner ist noch lange nicht auf diesem Niveau und darum soll es auch gar nicht gehen. Es ist eher so, dass auch er in jungen Jahren schon missverstanden wird und dass es durchaus Parallelen zwischen den beiden Spielertypen gibt. Dass ihm Qualität abgesprochen wird, die er de facto noch gar nicht richtig nachweisen durfte, ist Teil des Problems in der Debatte um ihn.

Trotzdem bleibt er ein beeindruckendes Talent. Einer, der sicher noch an der einen oder anderen Stellschraube drehen muss, sich dann aber zu einer Verstärkung für jeden Club der Welt entwickeln kann. Daran ändert auch ein schwieriges Jahr nichts.

Beinahe Nationalspieler! Wanner deutete an, was sein kann

Und selbst in dieser Zeit gab es eine kurze Phase in Heidenheim, in der man einen Eindruck davon bekommen konnte, wohin seine Reise gehen kann. Diese Energie, dieses spürbar größere Selbstvertrauen und wie er mit seinen Aktionen den Unterschied in Heidenheims Offensive machte – sogar Julian Nagelsmann wurde auf das junge Talent aufmerksam, war drauf und dran, ihn zu nominieren.

Es hätte der Moment in seiner Karriere sein können, in der der Knoten platzt. In dem alles passt: Endlich Bundesliga-Niveau, endlich großes Vertrauen vom Trainer und endlich damit verbunden die Unbekümmertheit, die er als sensibler Spieler braucht. Leider änderte Heidenheim die Herangehensweise und fokussierte sich in der Krise auf Dinge, die Wanner nicht so liegen.

Aber auch hier der Einwurf: Besonders sensibel zu sein bedeutet nicht, dass man für höchste Aufgaben nicht gemacht ist. Dass Männer der immer noch viel zu oft abgekulteten „alten Schule“ das nicht verstehen wollen, überrascht wenig. So war es eben Gerland, der in Springermedien von einem Dialog mit Wanner erzählte, in dem er ihn ziemlich hart anging. „Der muss es ja wissen“, denken sich viele Fans.

Auch Gerland ist jedoch nicht unfehlbar. Mit Charakteren wie Wanner hat er seine Schwierigkeiten. Vor allem aber fehlt ihm das Feingefühl, wenn er öffentlich eine „Anekdote“ zum Besten gibt, die trotz des Lobes für das sportliche Talent Raum für falsche Spekulationen lässt. Jemand mit seiner Erfahrung sollte da sensibler im Umgang sein.

Eindhoven ist der richtige Schritt

Wanner ist jemand, der mit den Methoden von Gerland wenig anfangen kann. Der auf nahezu wundersame Art und Weise nicht besser performt, wenn er vor anderen rund gemacht wird. Jemand, der Vertrauen, konstruktive Kritik und eine positive Fehlerkultur braucht und dann auch im Gegenzug in der Lage ist, Besonderes zu tun. Druck aufzubauen und von ihm das Besondere zu verlangen, wird nicht zum Erfolg führen.

Dass es beim FC Bayern noch nicht reicht, ist dabei eine ganz andere Ebene. Es kann beides gleichzeitig stimmen: Für den Moment fehlt ihm das Vertrauen von außen, aber auch in sich selbst, um in München durchzustarten. In dieser Saison hätte er bei einem Verbleib wohl kaum eine realistische Chance gehabt – und vielleicht ist das sportlich auch richtig so. Und doch hat er alle Anlagen, um ein Fußballer auf sehr, sehr hohem Niveau zu werden. Nur weil er jetzt noch nicht so weit ist, muss das nicht über seine gesamte Zukunft entscheiden.

Ihm eine Entwicklung bereits im Alter von 19 Jahren abzusprechen, ist Teil einer öffentlichen Wahrnehmung, die an der Realität vorbeigeht – die geradezu Wahnsinn ist. Viele Spieler, die heute in der Weltklasse agieren, haben ihren Sprung dorthin vergleichsweise spät geschafft. Für Wanner kann der Wechsel nach Eindhoven in diesem Sommer genau das sein, was er jetzt braucht.

Denn dort spielt man nicht nur einen Fußball, der zu ihm passt. Die PSV ist bekannt dafür, junge Spieler entwickeln zu können. Nachfragen kann man unter anderem bei Malik Tillman. Für einen Abgesang ist es bei Wanner viel zu früh. Dafür ist sein Talent zu groß. Und wenn man Wanner bisher eines attestieren kann, dann ist es eine riesige Professionalität in sehr jungen Jahren. Vorwürfe, er sei faul oder habe nicht die Einstellung, sind fernab jeglicher Realität.

FC Bayern: Fragwürdige Kommunikation

In Sachen Professionalität muss sich eher der FC Bayern die eine oder andere Frage gefallen lassen. Dass Wanner die Chance ergreift, in Eindhoven womöglich das Sprungbrett zu bekommen, das für ihn genau richtig ist, wirkte Eberl nicht zum ersten Mal dünnhäutig und nahezu angegriffen.

Sein Nachtreten gegen Wanner und dessen vermeintlich fehlenden „Mut“ ist nicht das erste dieser Art. Schon bei Adam Aznou konnte es sich der Sportvorstand nicht verkneifen, den einen oder anderen unnötigen Kommentar zum Besten zu geben. Ist das der Umgang, den man sich von den Verantwortlichen des FC Bayern erhofft?

Was wäre, wenn Wanner in Eindhoven durchstartet und das zeigt, was in ihm steckt? Der FCB hat dem Vernehmen nach eine Rückkaufklausel. Allerdings muss auch der Spieler zurück wollen, wenn es zu diesem Szenario käme. Eberl riskiert mit solchen Aussagen das gute Verhältnis.

Auch abseits von Wanner bekommen andere Talente am Campus und in Europa mit, wie mit jungen Spielern beim FC Bayern umgegangen wird. Die Jungs sind meist unter 20 und stehen ungewöhnlich früh im Rampenlicht. Etwaige Probleme untereinander intern zu belassen oder sich zumindest nicht selbst öffentlich an irgendwelchen Spekulationen zu beteiligen, ist wohl das Mindeste, das man von einem Club wie dem Rekordmeister erwarten kann.

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