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·09 de novembro de 2024
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Arda Güler und Endrick haben vieles gemeinsam. Grenzenlose Begabung, die sportlichen Hoffnungen ihrer Heimatländer auf den Schultern, aber vor allem: Einen Bank-Platz bei Real Madrid. Zwei der teuersten U20-Spieler der Welt sitzen sich bei den Königlichen gerade den Hintern wund.
Nun ist es bei einer Offensive, in der der Trainer unter anderem aus den Optionen Kylian Mbappé, Jude Bellingham, Vinícius Júnior, Rodrygo und Fede Valverde wählen kann, nicht allzu verwunderlich, dass zwei Talente nicht die größten Einsatzanteile bekommen. Unter Real-Fans sorgen Carlo Ancelottis Personalentscheidungen trotzdem für Unmut. Nicht nur, weil es bei Real gerade nicht so richtig rund läuft und man es eigentlich ja auch mal mit anderen Spielern probieren könnte, sondern auch, weil man sich an frühere Zeiten erinnert fühlt.
Im Januar 2015 holte Real den gerade 16 gewordenen und von ganz Europa gejagten Martin Ødegaard. Bis man ihn zwei Spielzeiten später auf eine sich über sechs Jahre schleppende Leih-Odysee schickte, machte der Norweger nur ein einziges Ligaspiel. Der Trainer auch damals: Carlo Ancelotti.
Dass Don Carlo nun Jahre später erneut nicht so richtig daran interessiert zu sein scheint, auf die Jugend zu setzen, soll auch in der Chefetage nicht gut ankommen. Einem Bericht von ‘Relevo’ konnte man zuletzt entnehmen, dass Klubboss Florentino Perez in dieser Saison den nächsten Schritt bei Güler erwarte und Ancelotti deshalb Ärger drohe. Was im ersten Moment danach klingt, als dürften sich Güler-Fans ob dieses Berichtes jetzt endlich Hoffnung machen, ist mit Ødegaard im Hinterkopf womöglich sogar noch mehr Anlass zur Sorge.
Denn dass Perez sich offenbar für mehr Güler-Einsätze stark macht, könnte die Real-Fans stutzig machen, zumindest diejenigen, die Carlo Ancelottis Buch gelesen haben. In seinem 2016 erschienenen ‘Quiet Leadership’ behauptete der Italiener nämlich, dass die Verpflichtung von Ødegaard damals lediglich eine PR-Aktion gewesen sei: "Wenn Florentino einen norwegischen Fußballer kauft, musst du es einfach akzeptieren”, erklärt Ancelotti dort, verteidigt aber vor allem, dass er Ødegaard lediglich einen einzigen Kurzeinsatz gab. "Er hätte der beste Spieler der Welt sein können, es wäre mir trotzdem egal gewesen. Weil er kein Spieler war, den ich haben wollte. Seine Verpflichtung hatte nur mit PR zu tun."
Sitzen Güler und Endrick also die ganze Zeit nur auf der Bank, weil Florentino Perez neue Fans in der Türkei und Brasilien akquirieren will, Trainer Ancelotti sie aber gar nicht erst holen wollte?
📸 SAMEER AL-DOUMY - AFP or licensors
Wahrscheinlich nicht. Denn die aktuellen Situationen von Güler und Endrick scheinen die Trainerlegende längst nicht so kalt zu lassen, wie die Aussagen zu Ødegaard und natürlich auch sein bisweilen fast schon aggressiver Kaugummikau-Lässigkeitshabitus es vielleicht vermuten lassen. In beiden Fällen weiß Ancelotti, dass er den jungen Spielern gewissermaßen Unrecht tut.
Nachdem Endrick im September bei einem Kurzeinsatz gegen den VfB Stuttgart getroffen hatte und Ancelotti nach den geringen Einsätzen des brasilianischen Juwels gefragt wurde, gab er zu: "Ja, vielleicht bin ich unfair, denn er trainiert gut. Er hat viel Qualität."
Im Fall Güler ist die überraschende Empathie bei Ancelotti, der sonst sprachlich eigentlich immer eine verspiegelte Sonnenbrille aufhat, sogar noch ein bisschen eindrücklicher. Als er den 19-Jährigen zuletzt bei der deftigen Clásico-Klatsche gegen Flicks Barça nicht einsetzte, soll er sich laut laut Medienberichten noch während des Spiels gegenüber Güler erklärt haben: “Ich kann dich nicht bei einem Stand von 0:3 und wenig verbleibender Spielzeit bringen, das wäre unfair dir gegenüber”, so Ancelotti angeblich.
Dass Güler und Endrick zuletzt nicht einmal von der Bank aus Minuten bekamen, dürfte also eher damit zu tun haben, dass ihr Trainer sie nicht in einer schwierigen Phase verheizen und das Selbstvertrauen seiner jungen Juwelen zerstören will. Sowohl der katastrophale Clásico als auch das enttäuschende 1:3 in der Champions League gegen Milan waren für Ancelotti nicht die richtigen Gelegenheiten, um seine Rohdiamanten zu schleifen.
Was man schließlich auch nicht vergessen darf, bevor man ihm vorwirft, nicht mit jungen Talenten umgehen zu können: Mit Aurélien Tchouaméni und Eduardo Camavinga hat Ancelotti bereits zwei jüngere Spieler, die während seiner zweiten Amtszeit verpflichtet wurden, zu gestandenen Real-Profis gemacht. Vini Jr. und Rodrygo formte er von aufregenden Youngstern zu Weltstars.
Trotzdem ist es natürlich möglich, dass Ancelotti bei Güler und Endrick schlicht gute Miene zum bösen Spiel macht und die beiden am Ende tatsächlich nur PR-Aktionen von Perez sind. Um das zu wissen, sollte man aber vielleicht bis zum Ende der Saison warten. Oder eben auf Ancelottis nächstes Buch.