Rosenau Gazette
·20 de setembro de 2025
Romanes eunt domus

In partnership with
Yahoo sportsRosenau Gazette
·20 de setembro de 2025
Eine fantastische Szene in Monthy Pythons „Das Leben des Brian“ ist der Versuch Brians, das Graffiti „Römer, geht nach Hause!“ in Latein an die Hauswand eines römischen Palastes zu bringen. Das geht im ersten Anlauf bekanntlich schief und die anschließende Lehrstunde mit einem Centurio zur korrekten Grammatik entzückt immer ebenso Altphilologen wie Altcineasten. Doch es ist anzunehmen, dass in Augsburg eher ungeliebte Lateinstunden als Monthy Pythons humoristisches Standardwerk die maßgeblichen Berührungspunkte mit den Römern in Augsburg waren – zumindest bis in die jüngere Vergangenheit. Denn neuerdings gewinnt das Römerthema in der Stadtkultur eine ungeahnte Popularität, was nicht nur Stadtführer und Kulturpolitiker erfreut. Der FCA und sein umtriebiger Ausstatter Mitsuno haben mit dem Römertrikot bereits 2024 den Nerv der Stadt und Fans getroffen und bespielen das römische Thema in diesem Jahr noch gekonnter. Das Römertrikot 2025 war in der ersten Auflage schneller ausverkauft als man Cicero sagen konnte und dies erst der Anfang des neuen FCAxRömerhypes. Erklärbar ist das schnell. Das Design ist ansprechend und schwarz-gold mittlerweile auch recht präsent in der Bundesliga, wobei man auch sagen könnte, dass der FCA da einen aktuellen Trend bedient. Aber mit dem römischen Erbe hat der Verein ein funktionierendes Alleinstellungsmerkmal gefunden. Endlich möchte man sagen. So zeigte das Puppenkisten-Thema bislang noch keine Erfolge im steten Bemühen, das provinzielle Image abzulegen. Und so wird stattdessen die Provinz (Raetien) umarmt. Das trifft auf viele Sympathien in einer Stadt, die seit jeher einen ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex gegenüber den anderen bayerischen Metropolen pflegt. Ein Komplex, der freilich auch durch die bayerische Politik nur allzu gerne bedient und gefördert wird. Und so wird die Möglichkeit, dem bayerischen Nachbarn die eigene Geschichte im schicken Bundesliga-Trikot unter die Nase zu reiben, gerne genutzt. In Augsburg wurde schon Profifußball gespielt, da war München noch eine recht einsame Furt.
Die Entdeckung des römischen Erbes erfreut nicht nur die Historiker. Denn die Beteiligung der Augsburger Stadtarchäologie bei der Präsentation des neuen Römertrikots rückt an ungewohnter Stelle die Arbeit der Archäologen und die Bedeutung römischer Überreste in den Fokus, was wiederum im Zeughaus bestaunt werden kann. Und vielleicht wird sich der Fan-Nachwuchs künftig nicht nur Fußballprofi auf den Berufswunschzettel schreiben sondern auch das nicht ganz so glamouröse Archäologiestudium ins Auge fassen. Und vielleicht, ganz vielleicht, nutzt der FCA seine neue bayerisch-römische Popularität und seine Einfluss in der endlosen Debatte um das lange überfällige neue Römermuseum. Immerhin setzt die Marketing Abteilung gerade alles auf die Römerkarte. Man könnte auf die Idee kommen, da etwas zurückzugeben und sei es nur ein Engagement im Sponsoring.
Dass der neue Trend in seiner ganzen Konsequenz auch zu weit führen kann, zeigt aber der neue Spielertunnel. Einige Vereine versuchen ja, die lokale Identität schon auf dem Weg zum Spielfeld in das Bewusstsein der Spieler und Zuschauer zu rücken. Sehenswert ist der Spielertunnel „auf Schalke“, eine Remineszens an die Grube und den Pott. Inmitten der etwas absurd plastikhaften Stollenszenerie vergisst man doch schnell den ebenso absurden Gehaltsunterschied, den die modernen Fußballkumpel vom echten Kumpel auf den Rängen trennt. In Augsburg wird dagegen auch das römische Erbe an die Wand gebracht, in feschen LED Leuchten und einem FCA Wappen als Mosaik, natürlich aus echtem italienischen Stein wie man stolz betont. Aber dass man doch die „antiken Amphitheater in Rom und Verona“ bewusst aufgreift und die ganze Inszenierung von „Kämpfen und Siegen“ in den verschlossenen Gittern mündet, die zum Einlauf geöffnet werden, ist dann doch mehr als unglücklich. Dass hier die Gladiatoren in die Arena geführt werden, das war schon im etwas gewöhnungsbedürftigen Spieltagsplakat zum Spiel gegen Bayern München zu erahnen. Vollendet schließlich zur besten Sendezeit im Topspiel der Bundesliga vor der halben Fußballrepublik. Da stört es die Inszenierung wohl kaum, dass die modernen Fußballstadien und der ganze Sport nicht im geringsten mit den antiken Spielen zu tun haben (sollten), auf die nun Bezug genommen wird.
War es noch einigermaßen ignorierbar, dass jedes zweite Stadion mittlerweile in Anlehnung an antike Nomenklatur als Arena tituliert wird, ist die Brücke, die nun geschlagen wird, denkbar unnötig. Die römischen Amphitheater waren keine Orte des friedlichen sportlichen Wetteifers, sondern blutige Stätten, in der wahlweise Tiere und Menschen in detailreich abgestimmten Choreografien aufeinander gehetzt wurden. Den Fußballer nun implizit als Gladiator zu stilisieren, der sich dem Kampf stellt, zeugt dann doch von schlechtem Geschmack und weniger Geschichtsbewusstsein, als gerne mit der Römerkampagne suggeriert wird. Rund um den Fußball, auf wie neben dem Platz, herrscht mehr als genug martialisches Auftreten. Das muss nicht noch künstlich gesteigert werden. Warum die Verantwortlichen es nicht einfach bei der Römertrikot-Kampagne belassen haben, ist nicht klar. Das hätte vollauf genügt, und vielleicht hätte man noch die ein oder andere Zirbelnuss darüber hinaus verkaufen können. Das Trikotdesign ist Geschmackssache. Die Römer-Arenen-Gladiatoren-Inszenierung ist ziemlich geschmacklos. Vielleicht dann doch wieder nächstes Jahr eine Rückkehr zur Puppenkiste?
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo