
Rund um den Brustring
·11 de setembro de 2025
Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Freiburg-Fan Alex

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·11 de setembro de 2025
Mit dem traditionell schweren Auswärtsspiel in Freiburg kommt der VfB aus der Länderspielpause. Vor dem Duell in Südbaden sprachen wir mit SCF-Fan Alex über den Saisonstart und die aktuelle Lage bei den Breisgauern.
Rund um den Brustring: Hallo Alex und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Erneut treffen der VfB und der SCF zu Saisonbeginn aufeinander — wie in jeder der letzten sechs gemeinsamen Bundesliga-Spielzeiten. Kannst Du dir diese Vorliebe der DFL erklären?
Alex: Gute Frage. Die DFL scheint generell gewisse Vorlieben bei den Spielplänen zu haben. Es gab in den 2010er-Jahren mal ne Phase, da hatten wir immer entweder Mainz 05 oder Eintracht Frankfurt am ersten Spieltag. Gegen die Eintracht hatten wir vergangene Saison den letzten Spieltag — das war zwei Jahre davor auch schon ebenfalls so. Aber stimmt, euch begegnen wir wirklich auffällig oft zum Saisonstart. So klärt sich immerhin schon früh im Saisonverlauf die Frage, wer die Nummer eins im Ländle ist. 😉
Der VfB zog über den Pokalsieg in die Europa League ein, Freiburg über die Liga. Bist Du zufrieden mit Euren Losen?
Absolut! Ich glaube, außer Olympiakos Piräus (die wir zwei Saisons am Stück in der Gruppe hatten) und West Ham United (die hatten wir sogar zweimal mit Hin- und Rückspiel in derselben Saison!) hätten glaube ich alle Freiburgerinnen und Freiburger jeden Gegner gern genommen. Das Lokal-Duell und erste Pflichtspiel gegen den FC Basel ist natürlich ein besonders cooler Auftakt. Pilsen und Bologna auswärts sind tolle Reiseziele — dank der 5%-Regel beim Gäste-Kontingent dürfte es aber ein Ding der Unmöglichkeit sein, dort an Karten zu kommen. Und den Weg mach Lille kennen wir ja schon weitestgehend, da wir vorletzte Saison schon direkt in der Nähe in Lens waren.
Nach dem letzten Duell waren die Vorzeichen noch andere: Der VfB sprang am 19. Spieltag mit dem 4:0 auf Platz 4, der SCF verharrte auf Platz 8. Wie blickst Du auf die vergangene Rückrunde?
Zu Beginn der Rückrunde hatten wir eine erste kleine Talfahrt unter Julian Schuster. Gegen die Eintracht und den VfB gab es saftige Niederlagen, die wirklich wehgetan haben. Julian Schuster hat daraufhin gezeigt, dass er auch „Krise“ (wenn man es denn so nennen möchte) kann und nahm die richtigen Anpassungen vor. Hinten stand der SC enorm stabil, stellte einen neuen clubeigenen Rekord mit Minuten ohne Gegentor auf. Und vorne blieb es zwar beim Nötigsten, das genügte aber, um emsig Punkte zu sammeln und damit den Anschluss an die Europapokal-Plätze zu halten. Trotzdem ist es ärgerlich, dass der Sport-Club jedes Mal, wenn er die Chance auf etwas ganz Großes — wie die Champions League — hat, auf den letzten Metern das Maximum dann doch nicht einfährt. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es insbesondere nach dem Ende der Ära unter Christian Streich eine sehr erfolgreiche Saison war, die man so nicht zwingend hätte erwarten dürfen!
Der Beginn der neuen Spielzeit lief bisher wenig vielversprechend: Einem knappen Sieg im Pokal in Lotte folgten zwei empfindliche Niederlagen gegen Augsburg und bei Aufsteiger Köln. Warum kam der SCF bisher noch nicht in Tritt?
Bereits in Lotte ist mir aufgefallen, dass es aus dem Spiel heraus noch kräftig hapert. Und auch nach den ersten drei Pflichtspielen konnte der SCF bislang nur nach Standards treffen. Gegen Augsburg darfst du bei diesem Spielverlauf eigentlich niemals 1:3 verlieren. Da waren die Fuggerstädter gnadenlos effizient und der Sport-Club hat einfach seine Chancen nicht genutzt. Ganz anders sah es in Köln aus (1:4 verloren aus SC-Sicht). Danach wollte Julian Schuster auch keine Fragen zur Offensive hören, solange die Defensive so auftritt wie im besagten Spiel. Das war in der Tat in allen Belangen erschreckend, wie die Mannschaft dort aufgetreten ist. Ich hoffe, über die Länderspielpause konnten die Probleme weitestgehend aufgearbeitet werden. Der nicht-öffentliche Test gegen den FC Luzern hat mir in puncto Offensive und Gefahr aus dem Spiel heraus schon deutlich besser gefallen als die bisherigen Pflichtspiele.
Welche Rolle spielen die sommerlichen Transfers? Von außen betrachtet hat man vor allem mit Ritsu Doan, aber auch mit Killiann Sidillia, Merlin Röhl und Michael Gregoritsch Qualität abgeben müssen, im Gegenzug holte man Suzuki von Brondby, Irié von Troyes, Matanovic aus Frankfurt und Treu von St. Pauli. Müssen sich die Neuen noch finden oder siehst Du beim Kader Probleme?
Die Neuzugänge standen alle erstaunlich früh fest, man hat für Freiburger Verhältnisse Rekord-Investitionen getätigt. Von daher war schon recht früh im Sommer klar, dass zugangsseitig wohl nichts mehr passieren wird. Matanovic und Treu haben sich in der Vorbereitung leider verletzt, könnten nun aber beide endlich eine Option sein. Irié und Suzuki sind Potenzialspieler, die in Freiburg Stück für Stück an die Bundesliga herangeführt werden sollen. Besonders Irié gefällt mir mit seinem kräftigen Körper auf dem Feld schon sehr, auch wenn wir ihn bisher nur in Ansätzen gesehen haben. Yuito Suzuki hat anfangs noch ein bisschen das Glück im Spiel gefehlt. Insgesamt glaube ich schon, dass die Neuen mit etwas Zeit zu echten Verstärkungen werden können. Die Abgänge halte ich für nachvollziehbar. Sildillia und Gregoritsch haben kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie ihr Glück woanders sehen. Und Röhl — na ja… Wenn ein Club von der Insel mit dem großen Geldkoffer kommt, ist es meist finanziell unvernünftig, das auszuschlagen. Das habt ihr mit Nick Woltemade in diesem Sommer ja noch mal in einer anderen Dimension erlebt. Sportlich hätte ich Röhl, besonders angesichts der Dreifachbelastung, als Kaderspieler mit gutem Potenzial aber eigentlich gerne behalten.
Wo siehst Du unabhängig davon derzeit Eure Stärken und Schwächen?
Noah Atubolu ist auf der Linie ein sicherer Rückhalt. Sofern die Abwehr ihn nicht so im Stich lässt wie in Köln, kann unsere Defensive für jeden Gegner schwierig zu knacken sein. Als Schwäche würde ich immer noch die Offensive ausmachen, aus bereits genannten Gründen. Gleichzeitig hoffe ich natürlich auch, dass Matanovic, so er denn endlich spielen kann, frischen Wind und Torgefahr vorne reinbringt.
Wie läuft es denn für unseren ehemaligen Torhüter Florian Müller bei Euch aktuell?
Er ist ein schönes Beispiel dafür, was für ein Luxus es ist, einen starken zweiten Keeper zu haben. Atubolu ist gesetzt und ohne zu Murren steht Müller hinter ihm bereit und bringt auf Abruf direkt seine Leistung. Sportlich ist an Atu zwar kaum ein Vorbeikommen — sofern er ausfällt, ist Flo Müller aber direkt da und hütet das Freiburger Tor ohne merklichen Qualitätsabfall. Im Test gegen Luzern hat er vergangene Woche auch die ein oder andere schöne Parade gezeigt.
Julian Schuster wurde zum Trainer des Jahres gewählt. Zurecht, deiner Meinung nach? Wie bewertest Du seine erste Saison an der Seitenlinie?
Das Erbe Christian Streichs anzugehen ist wahrscheinlich eine der größten Aufgaben, die du im deutschen Profifußball aktuell angehen kannst. Zugleich gibt es wahrscheinlich kaum jemanden, der dafür so prädestiniert ist wie Julian Schuster. Er wurde jahrelang von Streich fußballerisch und menschlich geformt, er kennt den Verein, die Denkweise des Clubs und die hauseigene Spielidee schon sehr lange. Auch wenn man natürlich argumentieren könnte, dass der SC damit ein Stückweit die Chance ausgelassen hat, einen von Grund auf neuen Wind aufs Feld zu lassen. Aber der Erfolg gibt allen Beteiligten ganz klar recht. Wenn ich mir ansehe, gegen wen sich „Schusti“ bei dieser Wahl durchgesetzt hat, staune ich ehrlich gesagt schon ein bisschen. Wenn man es betrachtet wie Schuster selbst, nämlich dass es eine Auszeichnung nicht für ihn sondern für den gesamten Verein ist, dann darf man die Auszeichnung meines Erachtens durchaus als verdient annehmen. Denn es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Trainer, der kürzlich noch mit einigen seiner Spieler selbst auf dem Platz stand, einen eingeleiteten Umbruch im Team moderieren kann und der sportliche Erfolg dabei bestehen bleibt.
Was für einen SCF erwartest Du am Samstag nach den zwei Auftaktniederlagen?
Hoffentlich einen defensiv stabilisierten SCF, der es euch mit einem guten Pressing und gefährlichen Nadelstichen in der Offensive wieder schwerer macht, als es bei den bisherigen Gegnern in dieser Saison der Fall war. 😉
Wer wird vorraussichtlich am Samstag fehlen?
Soweit ich weiß, steht nur unser Langzeitverletzter Daniel-Kofi Kyereh auf der Ausfallliste. Morgen auf der Pressekonferenz gibt‘s das Update vom Verein, ob sich an der Personalsituation während der Trainingswoche doch nochmal etwas verändert hat.
Dein Tipp für Aufstellung und Ergebnis?
Mir würde auf rechts außen Derry Scherhant sehr gefallen. Er hat im Test gegen Luzern über die Außen immer wieder gefährliche Angriffe initiiert. Ansonsten glaube ich, dass sich in Abwehr und Mittelfeld kaum etwas ändern wird. Im Sturm wird es wahrscheinlich auch bei Höler als Spitze bleiben, vermute ich mal. Möglicherweise tut sich in der Reihe dahinter, vielleicht auf der Zehn, noch etwas.
Mein Ergebnis-Tipp: ein umkämpftes 2:1 für den Sport-Club. 🙂
Titelbild: © Daniela Porcelli/Getty Images