
Rund um den Brustring
·18 de outubro de 2025
Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Wolfsburg-Experte Michael Theuerkauf

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·18 de outubro de 2025
Nach der Länderspielpause reist der VfB am Samstag zum VfL Wolfsburg. Wie der Saisonstart bei den Niedersachsen unter dem neuen Trainer gelaufen ist, erklärt uns Wolfsburg-Experte Michael Theuerkauf von der Braunschweiger Zeitung.
Rund um den Brustring: Hallo Michael und vielen Dank, dass Du dir wieder Zeit für unsere Fragen nimmst. Nach sechs Spielen rangiert der VfL Wolfsburg auf Platz 15. Das sagt über den weiteren Saisonverlauf natürlich noch genausowenig aus wie der vierte Platz des VfB — kann man trotzdem von einem verpatzen Saisonstart sprechen?
Michael: Ja, der Saisonstart ist sicherlich verpatzt – zumindest punktetechnisch. Was die Leistung anbelangt war auch viel Licht dabei, aber am Ende zählen die Punkte, und da sind fünf Zähler zu wenig.
Zuletzt verlor man gegen Leipzig, Dortmund und Augsburg drei Spiele in Folge, auch das Testspiel gegen Zweitligist Hertha BSC ging verloren. Was sind Deiner Meinung nach die Gründe für die derzeitige (Ergebnis-)Krise?
Gegen Dortmund war es die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive, gegen Leipzig die mangelnde Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor (xG-Wert von fast 3), gegen Augsburg die fehlende Bereitschaft, den Kampf anzunehmen. Das Spiel gegen Hertha hat keine Aussagekraft und war nur eine bessere Trainingseinheit. Es standen fast nur Spieler aus der Akademie auf dem Feld.
Im Sommer verpflichtete man Paul Simonis, der in den Niederlanden mit den Go Ahead Eagles Deventer den Pokal gewonnen hat, als Trainer. Wie lässt er die Mannschaft spielen und wie fällt deine Zwischenbilanz zu ihm aus?
Simonis möchte einen dominanten Fußball spielen lassen, das Aufbauspiel ist mutig Keeper Kamil Grabara wird viel eingebunden. Die Linie ist klar erkennbar, aber es greifen noch nicht alle Automatismen. Das liegt daran, dass in den letzten Jahren in Wolfsburg ein ganz anderer Spielansatz vorherrschend war. Die Umstellung ist groß und braucht Zeit. Insgesamt ist der Eindruck von Simonis sehr, sehr positiv. Seine offene und selbstkritische Art ist sehr erfrischend. Neben seinen menschlichen Stärken ist er aber auch ein – im positivsten Sinne – ein wahrer Fußball-Nerd, der sehr viel Wert auf Details legt.
Und wie bewertest Du die sommerlichen Transferaktivitäten? Mohamed Amoura wurde ja fest aus St. Gilloise verpflichtet, Vinicius Souza kam von Sheffield United, Jesper Lindström wurde aus Napoli geliehen.
Fangen wir von hinten an. Jesper Lindström ist eigentlich noch gar nicht richtig in Wolfsburg angekommen. Wegen einer Leisten-OP im Sommer ist er erst sehr spät ins Mannschaftstraining eingestiegen und fehlte zuletzt wieder verletzungsbedingt ein paar Wochen. Wenn er an seine Frankfurt-Zeit anknüpfen kann, dann wird er sicher eine Bereicherung. Vini Souza ist ein super Typ, hat aber noch Anpassungsschwierigkeit, weil er in Wolfsburg etwas offensiver als er es gewohnt ist spielt. Und Amoura ist ja kein Neuzugang – im Gegensatz zu Adam Daghim, Aaron Zehnter, Jenson Seelt und Sael Kumbedi. Das sind junge, sehr talentierte Spieler.
Tiago Tomás wechselte im Sommer zum VfB. Aus Deiner Sicht immer noch der richtige Schritt oder vermisst man ihn in Wolfsburg?
Es war für beide Seiten die beste Entscheidung. Tiago hätte es schwer gehabt in Wolfsburg, weil der Fußball nicht gut zu seinen Qualitäten passt.
Welches Saisonziel wurde denn eigentlich von den Verantwortlichen vor der Saison ausgegeben? Und welches hältst Du aktuell für realistisch?
Man ist mit dem Ziel in die Saison gegangen, bis zum Schluss im Lostopf für die europäischen Startplätze zu bleiben. Realistisch ist das trotz des verpatzten Starts, als wahrscheinlich sehe ich das aber nicht unbedingt an. Der Umbruch war riesig in den letzten Monaten. 22 Spieler wurden abgegeben, es wurde ein komplett neues Trainerteam geholt, auch im Staff gab es entscheidende Veränderungen. Das braucht Zeit. Aber im Fußball geht alles schneller, wenn man in einen Flow kommt. Zwei, drei Siege am Stück und es kann eine sehr positive Dynamik reinkommen. Aber dafür braucht es erstmal Sieg 1 in der Serie…
Amoura hat dem VfB ja in den vergangenen Spielen immer wieder Kopfzerbrechen bereitet. Auf wen müssen wir sonst noch aufpassen?
Es gibt in Wolfsburg keinen Harry Kane. Man sollte Amoura aber sicher nicht zu viel Raum geben. Wenn Wolfsburg in den Spielfluss kommt, dann wird es gefährlich. Leipzig kann da ein Lied von singen. 22-mal ist der VfL in dem Spiel zum Abschluss gekommen – es ist fast ein Wunder, dass kein Tor gefallen ist.
Wo siehst Du aktuell die Stärken und Schwächen des VfL Wolfsburg?
Wenn Wolfsburg die Kontrolle hat und sein Spiel aufziehen kann, wird es für den Gegner herausfordernd. Die Mannschaft ist aber auch in der Lage, sich schnell mit vier, fünf Pässen in die Endzone zu kombinieren, das geht manchmal sehr schnell. Schwächen liegen in der Abstimmung (besonders defensiv) und im Zweikampfverhalten, da ist das Team zum Teil zu passiv. Eine weitere Schwäche: Schlüsselspieler wie Joakim Maehle und auch Amoura sind derzeit nicht in Bestform. Zudem ist im Sturmzentrum noch keine feste Besetzung gefunden. Jonas Wind, Dzenan Pejcinovic und Amoura bekamen in den sechs Spielen ihre Chancen. Richtig überzeugen konnte bisher keiner.
Wer fällt denn für das Spiel am Samstag aus?
Lindström und Denis Vavro werden fehlen, Rogerio ebenfalls. Arnold (Zerrung) ist fraglich, Wimmer (Muskelfaserriss) wird ausfallen.
Dein Tipp für die Startelf und das Ergebnis?
Ich glaube, es wird 2:2 ausgehen. Die Startelf wird sich vermutlich nicht großartig ändern. Fällt Arnold aus, wird Vini Souza auf die Sechs zurückgehen und vermutlich Mattias Svanberg die „Vini-Rolle“ übernehmen. Dann stellt sich nur die Frage, wer auf die Zehn geht: Lovro Majer oder Christian Eriksen? Qualitativ hochwertige Alternativen wären vorhanden.
Titelbild: © Selim Sudheimer/Getty Images
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