REAL TOTAL
·20 de novembro de 2025
SAD

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Florentino Pérez will und wird wohl auch den Noch-Verein nachhaltig, im Kern anpassen – Foto: Dan Mullan/Getty Images
Sad. Nein, das ist kein schnell hingetippter Blindtext-Arbeitstitel mit den drei nebeneinander liegenden Tasten. Das ist auch nicht Donald Trumps Lieblingsaussage über alles, was Barack Obama oder andere nicht komplett korrupte Politiker vor ihm veranstaltet haben. Sad ist eine Abkürzung, genauer SAD. Und damit das Hauptthema der letzten Tage, ach, Monate im Madridismo. Denn SAD steht für Sociedad Anónima Deportiva.
Was das mit Real Madrid zu tun hat? Eigentlich noch nicht viel, aber ab Sonntag vermutlich besonders viel. Denn da könnte Florentino Pérez (78) den seit 1902 mitgliedergeführten Klub, also noch ein Club Deportivo Básico (CDB), in so eine Kapitalgesellschaft umwandeln – wenn auch nur teilweise. Wenn also am Sonntag um 9 Uhr die ordentliche Mitgliederversammlung und direkt im Anschluss um 10 Uhr die außerordentliche Mitgliederversammlung stattfinden (REAL TOTAL ist vor Ort dabei), könnte Real Madrids Präsident sein mehr oder weniger heimliches, jahrelanges Ziel zur Wahl stellen. Und diese Wahl wird wohl ähnlich ausfallen wie die letzten Präsidentschaftswahlen: einerseits konkurrenz- beziehungsweise alternativlos, andererseits mit vorhersehbarem Ergebnis aufgrund jahrelanger Aushöhlung eines Wahlsystems mit Socios Compromisarios, also quasi Mitglieder-Wahlmännern, über die der Wahlvorstand mehr und mehr Kontrolle hat. 2009 begann Pérez‘ zweite Amtszeit bei Real Madrid, und allein mit sechs Champions-League-Titeln war kein Klub seitdem erfolgreicher. Keiner! Aber seitdem wurden auch Hürden für Präsidentschafts-Gegenkandidaten teils erhöht, der eine oder andere gute Bekannte nicht nur im Wahlvorstand installiert, die Opposition unter den Socios unter die Oberfläche gedrückt durch teils intransparente Methoden – REAL TOTAL berichtete schon im Januar von der möglicherweise letzten Wahl im Klub. Böse Zungen behaupten längst, Pérez und ein gewisser US-amerikanischer Präsident haben da einige Gemeinsamkeiten…
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So könnte jetzt eben die Büchse der Pandora geöffnet werden. Wenn sie das nicht längst schon ist in einem Klub, der zwar den weltweit größten Umsatz verzeichnet, aber eben auch negativ auffällt durch teils exorbitant teure Ticketpreise, nicht für die Öffentlichkeit zugängliche Castilla-Heimspiele, dazu der Vorwurf von immer öfter vergessenen Traditionen (Reals erste Hymne wird nicht mehr gespielt, immer seltenere Verwendung des Namens Santiago beim Stadion, verbannte Fanklub-Banner, aber auch nirgends gezeigte spanische Flaggen) oder die Explosion der Umbaukosten von anfangs 575 Millionen auf schlussendlich 1,3 Milliarden Euro. Nur durch noch mehr Internationalisierung und Kommerzialisierung könne man mit der Premier League und staatsgepuderten Klubs wie Paris Saint-Germain oder Manchester City mithalten, heißt es hier immer wieder. Joa. Trotzdem stand nur Real in zwölf der letzten 15 CL-Halbfinals. Und mit diesem Trugschluss wird teilweise auch der nächste (mögliche) Schritt gerechtfertigt, wenn jetzt wirklich die Tür für Investoren geöffnet werden sollte – egal ob anfangs für „nur“ fünf oder zehn Prozent oder doch gleich 49 (also orientiert am 50+1-Modell der Bundesliga), egal ob durch eine Ausgliederung oder Trennung der wirtschaftlichen Abteilung vom Sport-Teil des Klubs, oder ob wirklich der gesamte CDB in eine SAD umgewandelt wird. Nach so einer elementaren, institutionellen Änderung würde es kaum einen Schritt zurück geben und jahrelang vernachlässigte Socios, denen jetzt offiziell der Verein gehört, wenn auch nur noch in der Theorie, hätten noch weniger Mitspracherecht als eh schon.
Auf der Mitgliederversammlung können wahlberechtigte Mitglieder diversen Anträgen zustimmen oder nicht – Foto: realmadrid.com
Ein jeder darf diesen Schritt gut finden oder auch kritisch sehen. Mich würde es primär eines machen: sad. Traurig. Denn dass Real Madrid nur noch einer von vier CDB in LaLiga ist (neben Athletic, Barcelona und Osasuna) war einer der vielen Gründe, warum mich der Klub schon früh faszinierte. Ein Klub der Fans, keine AG oder Investoren-Hobby. Aber so wie es immer weniger Canteranos in der ersten Mannschaft gibt oder Madrileños im (Estadio Santiago!) Bernabéu oder demokratische Wahlen, so wird meine emotionale Bindung zum (Noch-)Verein immer schwächer. Fußball gehört den Fans, so wie Madrid den Socios – das predigte Pérez selbst oft in der Vergangenheit. Zuletzt auf der JHV vor einem Jahr. Aber während beispielsweise die Bundesliga-Fans erfolgreich den Investoren-Deal der DFL verhindern konnten durch bemerkenswerte Proteste, so ist jene Opposition im Madridismo längst erstickt. Dabei kenne ich sowohl Fans, die einen möglichen Investoren-Einstieg okay finden, als auch viele Socios, die sich ebenfalls vom Gigantismus der ersten Mannschaft mehr und mehr abwenden und lieber zur Castilla, den Frauen oder Basketballern gehen, die alten Trikots tragen.
Pérez kündigt Umstrukturierung an
Auf der JHV 2024 sagte Pérez noch: „Wir arbeiten daran, uns gegen alles zu verteidigen, was einen Angriff auf unser wirtschaftliches Erbe darstellt. Seien Sie versichert, dass wir alles Notwendige tun werden, damit dieser Verein auch weiterhin seinen Socios gehört, so wie es in seiner 122-jährigen Geschichte der Fall war. Damit uns niemand unser wirtschaftliches Erbe nehmen kann, werden wir der Delegiertenversammlung einen Vorschlag zur Umstrukturierung des Vereins vorlegen, der unsere Zukunft klar sichert und uns vor den Bedrohungen schützt, denen wir ausgesetzt sind. Und das vor allem sicherstellt, dass wir Socios die wahren Eigentümer unseres Vereins sind, die tatsächlichen Eigentümer unseres wirtschaftlichen Vermögens und mit vollem Recht.“
Schon klar: 37 Fußballer-Titel unter Florentino Pérez können nicht nur durch La Fábrica kommen. Zidanes y Pavónes. Auch nicht durch 20-Euro-Stehplätze oder einen lokalen Hauptsponsor. Keine Frage, aber der Spagat zwischen Tradition und Kommerz ist meiner Meinung nach bei kaum einem Klub so in Schieflage geraten wie bei Real Madrid. Müssen die Ticketpreise wirklich jedes Jahr um fünf Euro steigen auf jetzt beispielsweise gegen Juventus 100 bis 275 Euro? Dazu jährlich steigende Trikotpreise, ein immer noch katastrophaler Ticket-Onlineshop und und und. 2016 nach Madrid gezogen, darf hier mein „Früher war alles besser“-Opaspruch nicht fehlen. Was nicht heißt, dass ich mich mit jungen Mentalitätsmonstern wie Federico Valverde oder Jude Bellingham nicht identifizieren kann, im Gegenteil! Thibaut Courtois schätze ich gerade, weil er sich am häufigsten nach Niederlagen stellt. Aber sie sind eben die Ausnahmen geworden in einem Klub, der immer weniger nahbar, sondern eher abgehoben ist, sein eigenes Ding macht. Sei es mit der (natürlich teils berechtigten aber meiner Meinung nach meist zu überzogenen) Schiedsrichterkritik bei Realmadrid TV oder durch Interview-Boykotts nach Patzern in LaLiga und generell immer mehr eigene gekochte Süppchen auf Social Media und PR-Aussagen statt echte Authenzität und Selbstreflexion aller Akteure. Die Liste geht noch weiter: Von nur einmal im Jahr stattfindenden Trainingseinheiten vor Fans über die Nicht-Teilnahme an der Auswärtsticket-Initiative bis zu meiner Meinung nach einem viel zu kuscheligen Kurs mit dem FC Barcelona als wichtigen Wirtschaftspartner in Spanien.
Ich weiß, ich vermische hier viel, aber all das kommt eben zu meinem seit Jahren gärenden Gefühl, dass sich Real Madrid mehr zum negativen, als zum positiven (teils auch dank gegründeter Frauen-Abteilung und dem overall zukunftweisenden Stadionumbau) entwickelt hat. Und keine Sorge: Die Leidenschaft ist natürlich noch da, dafür habe ich dem Klub auch in meinem Leben zu viel zu verdanken, nicht nur beruflich. Aber sie lässt eben immer mehr nach, wie eine alte Freundschaft aus Schulzeiten, nach der man sich doch irgendwann eingestehen muss, dass man sich immer mehr in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Der eine etwas kapitalistischer, der andere etwas sozialer. So ist das Leben. So ist Real Madrid. Und so ist Florentino Pérez (es geht auch gar nicht nur um ihn, sondern auch die anderen Verantwortlichen um ihn rum). Ein Prophet, seiner Zeit schon immer voraus, dazu legte er beispielsweise in seiner ersten Amtszeit den Grundstein für das Trainingsgelände in Valdebebas. Aber er ist eben auch ein Mann, der immer mehr will. Und es dann verpackt als: für die Fans… Is’ klar. Wer sich mit solchen Trumps, Infantinos, Bezos’ aber auch Watzkes oder Pérez‘ identifizieren kann: ok. Aber in dieser immer mehr kommerzialisierten, egoistischen und kaum noch solidarischen, nachhaltigen Welt macht mich das als linksgrünversüfften Romantiker primär eines: sad. Hoffentlich wird Real genau das nicht auch…









































