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·11 de setembro de 2025
"Viel für den Kopf": Mio Backhaus mit Klartext über seine mentale Situation

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·11 de setembro de 2025
Während der Abgang von Michael Zetterer für den SV Werder Bremen ziemlich schmerzhaft gewesen sein dürfte, stellte er für Mio Backhaus einen absoluten Karriere-Boost dar. Der 21-Jährige ist nicht nur im Werder-Tor die neue Nummer eins, sondern durfte auch für die deutsche U21 eine Halbzeit gegen Albanien und 90 Minuten gegen Lettland ran.
Als Keeper einen so schnellen Aufstieg hinzulegen ist angesichts der begrenzten Plätze ziemlich schwierig, was sehr wertvoll für den weiteren Verlauf der Karriere sein kann, aber auch mit einem großen Druck einhergeht. Genau dieser Druck war dem 21-Jährigen bei seinen ersten Bundesliga-Auftritten und bei den U21-Länderspielen auch gelegentlich anzumerken.
Gegen Lettland leistete er sich nach drei Minuten einen bösen Fehlpass, der zu seinem Glück aber kein Tor nach sich zog. "Das sollte nicht noch mal passieren. Ein bisschen Glück gehört natürlich dazu, dass es dann in so einer Situation nicht bestraft wird", zeigte er sich im Interview mit dem Kicker selbstkritisch.
Für Backhaus sind die Auftritte aktuell sicherlich auch noch eine Art Haifischbecken, in dem er sich noch freischwimmen muss. "Ja, es ist natürlich viel für den Kopf aktuell", gab der junge Keeper zu. Für ihn geht es aber jetzt auch darum, sich nicht zu viele Gedanken zu machen und sich einfach auf sein Torwartspiel zu konzentrieren. "Man muss das halt ein Stück weit nach hinten schieben, weil ich glaube, dass das sonst eher eine Blockade sein kann", zeigt er sich für sein junges Alter bemerkenswert reflektiert.
Zudem geht es nun auch darum, die positiven Dinge zu sehen und Freude an den Herausforderungen zu empfinden. "Klar - denn es war immer mein Traum, für die U 21 zu spielen, aber vor allem für Werder", beantwortete er die Nachfrage, ob er die neue Situation genießen könne. "Und trotzdem geht es jetzt Schlag auf Schlag. Es ist Tag für Tag gefühlt etwas Neues", gab er zu bedenken.
Backhaus ist mit seinen 21 Jahren der jüngste Stammkeeper in der Bundesliga und könnte eines Tages auch für die A-Nationalmannschaft zur Debatte stehen. Der Schlussmann weiß allerdings noch gar nicht, ob er diese auch für Deutschland bestreiten werde. Als Sohn einer japanischen Mutter und eines deutschen Vaters dürfte er für beide Nationen auflaufen.
"Das ist halt keine leichte Entscheidung für mich", zeigte er sich noch unentschlossen, versprach aber, dass er im deutschen Trikot immer alles geben werde. "Wenn ich hier bin, dann heißt es 100 Prozent für Deutschland", versprach Backhaus, der in der U15 mal ein Länderspiel für die japanische Auswahl bestritten hatte. "Ich kann mir vorstellen, dass es die nächsten Monate oder Jahre auch so bleibt - aber wer weiß, was im Fußball alles passieren kann", lässt er sich alle Optionen offen.
Aktuell gibt es zumindest sportlich keinen Grund für Backhaus, einen Verbandswechsel durchzuführen. Immerhin hat er von der U15 bis zur U21 alle Junioren-Klassen beim DFB durchlaufen und hat beste Chancen, als Stammspieler zur nächsten U21-EM zu fahren. Es könnte aber natürlich dazu kommen, dass Backhaus eines Tages die Möglichkeit erhält, mit Japans A-Team auf ein großes Turnier zu fahren oder Stammkeeper zu werden. Sollte dann in Deutschland die Tür eher zu sein, wäre ein Verbandswechsel sportlich betrachtet naheliegend.
All das ist aber auch eher noch Zukunftsmusik. Zunächst geht es für Backhaus vor allem darum, sich in der Bundesliga zu etablieren. Man darf nicht vergessen, dass der 21-Jährige in den letzten Wochen seine ersten beiden Bundesligaspiele überhaupt gemacht hat. Zuvor konnte er auf oberster Ebene nur als Leihspieler in der Eredivisie Erfahrungen sammeln.
An den ersten beiden Spieltagen musste Backhaus beim 1:4 gegen Frankfurt und 3:3 gegen Leverkusen schon siebenmal hinter sich greifen. Dies war allerdings gewiss eher den Tatsachen geschuldet, dass die gegnerischen Offensivreihen sehr spielfreudig waren und Werder einen Engpass in der Abwehr zu beklagen hatte.
Dennoch muss Backhaus auch selbst gute Leistungen bringen, um seine Position als Stammkeeper zu halten. Der SVW hat mit Karl Hein schließlich noch einen Keeper vom FC Arsenal geliehen, der immerhin auch schon 41 Länderspiele für Estland absolviert hat. Der 23-Jährige dürfte jedenfalls mit dem Anspruch nach Bremen gekommen sein, selbst auch um die Nummer-eins-Rolle mitzukämpfen. Nur darf sich Backhaus von diesem Konkurrenzkampf eben nicht verrückt machen lassen - so viel auch auf dem Spiel mag.
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