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·07 de novembro de 2025
Wettskandal erschüttert TFF: Haftbefehle gegen Schiedsrichter und Klubpräsident – Drohen Spielausfälle?

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·07 de novembro de 2025

Der türkische Fußball erlebt ein bebenartigen Wettskandal. Im Rahmen einer groß angelegten Wettuntersuchung wurde gegen insgesamt 21 Personen Haftbefehl erlassen, darunter 17 Schiedsrichter und der Präsident eines Trendyol Süper-Lig-Klubs. Während 18 Verdächtige festgenommen wurden, befinden sich zwei Personen im Ausland, eine weitere konnte an ihrer Adresse nicht angetroffen werden. Parallel dazu trat eine Gruppe von 45 Ligavertretern zurück, und gegen 149 Schiedsrichter verhängte der Disziplinarausschuss für Profi-Fußball PFDK Sperren zwischen acht und zwölf Monaten. Die Frage liegt in der Luft: Steht der türkische Fußball vor seiner größten Vertrauenskrise seit Jahrzehnten?
Auslöser der aktuellen Eskalation sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Istanbul zu mutmaßlichen Wett- und Manipulationsdelikten. Im Mittelpunkt stehen 17 Schiedsrichter, denen Amtsmissbrauch sowie die Beeinflussung von Wettbewerbsergebnissen nach dem Gesetz Nr. 6222 zur Verhinderung von Gewalt und Unruhen im Sport vorgeworfen wird. Außerdem rückten der Präsident eines Süper-Lig-Vereins, mutmaßlich ikas Eyüpspor-Boss Murat Özkaya, der ehemalige Klub-Eigentümer Turgay Ciner sowie Ex-Präsident Mehmet Fatih Sarac in den Fokus.
Die Staatsanwaltschaft schildert, dass die Geldströme aus Wettspielen mit den offiziellen Einkünften der Schiedsrichter und ihren weiteren Einnahmen abgeglichen wurden. Dabei gehe es ausdrücklich nicht nur um private Wettaktivitäten, sondern um den Verdacht, dass Spielergebnisse gezielt beeinflusst wurden, um mit entsprechenden Wetten Gewinne zu erzielen. In einem weiteren Strang wird gegen eine Person mit den Initialen U.E. wegen der öffentlichen Verbreitung irreführender Informationen in den sozialen Medien ermittelt, berichtet NTV Spor.
Die Staatsanwaltschaft betont ausdrücklich, dass die laufenden strafrechtlichen Ermittlungen von der administrativen Untersuchung der TFF zu trennen seien. Die von der TFF bereits disziplinarisch geprüften Personen könnten strafrechtlich anders bewertet werden, während umgekehrt auch gegen Namen ermittelt werde, die in den Verbandsakten bislang überhaupt nicht auftauchen. Ziel sei es, „alle Beweise, die für oder gegen die Betroffenen sprechen, vollständig und sorgfältig zu sammeln„.
Dabei geht es nicht nur um einzelne Schiedsrichter, sondern um ein ganzes Ökosystem aus Schiedsrichtern, Spielern, Vereinsverantwortlichen und Wettstrukturen. Die Ermittlungen werden durch Berichte der Finanzaufsicht MASAK, HTS-Verbindungsdaten und Abonnementdaten in- und ausländischer Wettanbieter untermauert. Diese Datensätze umfassen einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren und betreffen tausende Personen und Dutzende Institutionen – eine Auswertung, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand erfordert.
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Der Prozess nahm durch die Aussagen von TFF-Präsident Ibrahim Haciosmanoglu eine neue Dimension an. Seine spektakuläre Erklärung zu „Schiedsrichtern mit Wettkonten“ wurde von der Staatsanwaltschaft als Strafanzeige gewertet und in die laufenden Verfahren integriert. Ursprünglich standen nur Wettaktivitäten im Fokus, inzwischen geht es aber um den Vorwurf der Spielmanipulation und des Betrugs.
Der sportrechtliche Rahmen ist klar: Wer durch Absprachen oder Manipulation das Ergebnis eines Spiels beeinflusst, riskiert mehrjährige Freiheitsstrafen und empfindliche Geldstrafen. Die Ermittler haben den Fall daher von einer reinen Wettuntersuchung auf eine Manipulations- und Betrugsermittlung ausgeweitet. Dass nun auch ein Präsident eines Süper-Lig-Klubs festgenommen wurde, zeigt, wie weit die Fühler der Justiz in die oberen Etagen des türkischen Fußballs reichen.
Parallel zu den strafrechtlichen Ermittlungen hat der Disziplinarausschuss für Profifußball (PFDK) ein deutliches Zeichen gesetzt. Gegen 149 von 152 überprüften Schiedsrichtern wurden Sperren zwischen acht und zwölf Monaten verhängt. Nur in drei Fällen – darunter der Süper-Lig-Schiedsrichter Zorbay Kücük – laufen die Untersuchungen noch.
Die TFF hatte bereits Ende Oktober bekannt gegeben, dass 152 Schiedsrichter aktiv gewettet haben sollen. Haciosmanoglu kündigte an, den türkischen Fußball „von allem zu reinigen, was nicht in Ordnung ist“ und forderte zugleich die Vereine auf, sich im eigenen Haus zu überprüfen. Die nun verhängten Sperren sind der erste sichtbare Ausdruck dieser angekündigten „Großreinigung“.
Einen weiteren Paukenschlag erlebte der türkische Fußball durch die Entwicklungen rund um die Ligavertreter der TFF. 45 Vertreter, die im Rahmen der internen Untersuchung zugaben, selbst Wetten abgeschlossen zu haben, traten geschlossen zurück. Ihre Namen wurden mit sofortiger Wirkung von den Ansetzungslisten gestrichen und durch neue Vertreter ersetzt, sodass der Spielbetrieb am Wochenende aufrechterhalten werden konnte.
Der Rücktrittsblock macht deutlich, wie tief das Problem in die Strukturen des türkischen Fußballs hineinreicht. Die Ligavertreter sind das Bindeglied zwischen TFF, Vereinen und Spielbetrieb. Dass nahezu ein kompletter Block ausgetauscht werden musste, ist ein weiterer Schlag für das ohnehin angeschlagene Vertrauen der Öffentlichkeit in die Integrität des Wettbewerbs.
Inmitten der Verhaftungen, Sperren und Rücktritte stellt sich vielen Fans die zentrale Frage: Werden die Spiele überhaupt noch ausgetragen? Sportrechtler Emin Özyurt ordnete die Lage ein und betonte, dass der Prozess mit der heutigen Erklärung der Staatsanwaltschaft „begonnen hat, auf eine reale und ernste Grundlage zu kommen„. Ziel sei es, das ganze Netzwerk zwischen Wettenden, Schiedsrichtern, Managern und Spielern offenzulegen.
Özyurt weist darauf hin, dass es derzeit keine unmittelbare Gefahr für die Austragung der Spiele gebe. Die TFF habe Schiedsrichter und Ligavertreter nachbesetzt, und der Spielplan laufe vorerst weiter. Zugleich warnt er aber, dass sich die Diskussion in den kommenden Wochen verschärfen könne, falls Ermittlungen auch Spieler und Trainer in großer Zahl erfassen und zu Inhaftierungen führen: Dann werde man sich nicht nur fragen, wer die Spiele pfeift, sondern auch, wer überhaupt noch auf dem Platz stehen kann.
Die Staatsanwaltschaft macht deutlich, dass die Auswertung der umfangreichen Finanz- und Kommunikationsdaten Zeit braucht. Erst wenn die Analysen abgeschlossen sind, sollen die „tatsächlichen Verdächtigen“ endgültig bestimmt und weitere rechtliche Schritte eingeleitet werden. Klar ist: Die Ermittlungen sollen in enger Abstimmung mit allen zuständigen Institutionen und Organisationen „ohne Unterbrechung entschlossen fortgesetzt“ werden.
Gleichzeitig warnt die Behörde davor, unkontrollierten Gerüchten aus den sozialen Medien zu glauben. Nicht jede dort kolportierte Liste sei belastbar, nicht jedes genannte Spiel tatsächlich betroffen. Für Fans, Vereine und Spieler bedeutet das: Der türkische Fußball steht vor einer langen Phase der Aufklärung, in der Vertrauen erst langsam zurückgewonnen werden kann. Ob der nun aufgedeckte Wettskandal am Ende als Reinigungsprozess und Neubeginn in die Geschichte eingeht oder als weiterer Tiefpunkt, hängt davon ab, wie konsequent TFF und Justiz ihren angekündigten Kurs bis zum Ende durchziehen.
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