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·10. Dezember 2025
Amateursport stärken: Doch wie werden wir kampagnenfähig?

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·10. Dezember 2025

In der letzten Woche habe ich mich bei einer zurückgetretenen Politikerin bedankt. Wie so vielen wurde ihr von ihrer Partei übel mitgespielt. Aber wer in die Berliner Landespolitik geht, weiß vorher, was man sich antut. Die Hauptstadt gilt als Schlangengrube, in die auch schon viele Engagierte aus anderen Feldern gestürzt wurden. Es geht nicht speziell um die eine Partei, andere sind nicht viel wählerischer bei ihren Machenschaften. Bedankt habe ich mich, weil die auch sportpolitisch ambitionierte Person sich für unsere Stadt engagiert hat.
Aus unserer Workshop-Reihe zur Stärkung des Ehrenamts im Sport wissen wir: Fehlende Wertschätzung trifft Engagierte am härtesten. Menschen geben ihr Bestes, handeln nach bestem Wissen und Gewissen, auch wenn nicht immer alles richtig läuft oder sich Dinge anders entwickeln als geplant. Trotzdem arbeiten sie für das Wohl des Vereins – und damit für die Gemeinschaft. Das ist aller Ehren wert, wie mancher Bundesliga-Reporter gern postuliert.
In den vergangenen 20 Monaten sind drei große Berichte zum Stand des Ehrenamts im Sport erschienen: der Engagementbericht der Bundesregierung, der Sportentwicklungsbericht und das Freiwilligen-Survey. Alle drei kommen zu einem ernüchternden Ergebnis. Der Rückgang des Ehrenamts ist nicht zu leugnen. Der DOSB hat nun sechs Ziele formuliert. Nein, keine Olympiabewerbung in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt und Stuttgart, sondern klare Schwerpunkte:
Doch wie sollen diese Ziele erreicht werden, wenn das Thema Sport in den kommenden Wahlkämpfen wieder nicht vorkommt? Ich hätte mir zudem ein klares Bekenntnis zur Stärkung der Resilienz unserer Vereine gewünscht. Viele Vorstände klagen über Überlastung, Bürokratie und ständig neue Auflagen. Die Sonntagsreden über den „Kitt der Gesellschaft“ wirken unglaubwürdig, denn es folgen kaum Taten.
Breitensportvereine können mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt schaffen als jede Koalition und wohl auch als der Profisport es vermag. Mal davon abgesehen, dass der Amateurfußball bspw. mehr als 99 % aller Teams im Spielbetrieb stellt. Das funktioniert nur, wenn es genug Vorstände, Trainerinnen und Trainer gibt, die sich engagieren. Und selbst dann stößt das System an Grenzen. Wie sollen Vereine weitere Mitglieder aufnehmen, wenn die Sportstätten vielerorts marode oder überfüllt sind? Regional gibt es Unterschiede, doch wenn allein beim FC Internationale in Berlin-Schöneberg oder bei Hansa 07 in Kreuzberg jährlich über 700 Kinder und Jugendliche abgewiesen werden müssen, ist das auch volkswirtschaftlich absurd.
Wir müssen den Amateursport – insbesondere den Fußball – endlich kampagnenfähig machen. Die parteipolitische Nähe mancher Verbandsfunktionäre hilft dabei kaum. Bei einem Besuch auf dem DFB-Campus erklärten uns Vizepräsident Ronny Zimmermann und andere Verantwortliche die zentralen Themen der Vereine: Spielbetrieb, Infrastruktur, Ehrenamt. Ohne funktionierende Plätze und engagierte Menschen gibt es keinen Spielbetrieb. Wie soll dann aus der Breite ein starker Spitzensport wachsen?
Nächstes Jahr stehen bundesweit mehrere Wahlen an. Für den Amateursport ist das eine große Chance, endlich auf die politische Tagesordnung zu kommen. Wenn Pflegekräfte, Busfahrer oder Lehrkräfte streiken können – warum nicht auch Vereinsvorstände oder Trainerinnen und Trainer? Gerne mit Verbandsunterstützung, aber zur Not auch ohne.
Die nächste Amateurfußball-Konferenz der Hartplatzhelden steigt am 22. Mai in Berlin und wird viele Themen beraten. Warum nicht auch die Frage, wie der Amateursport kampagnenfähig werden kann? Ich hätte da schon einige Ideen.
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