Der-Jahn-Blog
·22. August 2025
Bayerisches Duell Zuhause – Schweinfurt zu Gast

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·22. August 2025
Nach dem Pokal ist bekanntlich vor der Liga. Während die Fans aus Köln auf den Weg nach Regensburg machten, durften bzw. mussten die Fans aus dem benachbarten Düsseldorf etwas nördlicher zu den Schnüdeln aus Schweinfurt reisen.
Eigentlich soll es in diesem Vorbericht ja um die Liga gehen. Ganz außen vor lassen kann man die Pokalspiele jedoch nicht. Immerhin geben sie einem auch wertvolle Erkenntnisse über den Zustand der Mannschaft und darüber, wie sie aufgetreten ist.
Hinter unserem Jahn liegt eine Pokalwoche. Am Wochenende ging es im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln zur Sache. Bereits früher in der Woche, am Mittwoch, musste man im bayerischen Toto-Pokal gegen den TSV Kornburg antreten. Kornburg liegt im Nürnberger Süden. Man kann durchaus von einer gemischten Woche sprechen: Dem Sieg in Kornburg folgte die bittere Niederlage im DFB-Pokal. Zuerst möchten wir kurz das Spiel in Kornburg beleuchten. Danach folgt Joshi mit seinen Eindrücken zum DFB-Pokal gegen Köln.
Bei schönstem Wetter traten am Mittwoch mindestens 200 bis 300 Jahn-Fans den Weg nach Kornburg an. Kein einfaches Unterfangen: Es herrschte eine brütende Hitze. Ich durfte auch beim Turmfunk aktiv sein, und in unserer Kabine schmolzen mein Kollege und ich nur so dahin.
Man sah von Beginn an ein munteres Spiel. Leider sah man aber auch eines: wenig Unterschied zwischen dem Bayernligisten und dem Drittligisten. Kornburg ließ sich von der Jahn-Elf nicht herspielen und leistete ordentlich Gegenwehr. Von einem ungefährdeten Sieg würde ich ehrlicherweise nicht sprechen.
Festzuhalten ist natürlich, dass unser SSV Jahn durchweg spielbestimmend war und auch mehr offensive Akzente setzen konnte. Man verzweifelte jedoch nicht nur regelmäßig am Torhüter der Kornburger (der ein starkes Spiel machte!), sondern auch irgendwie an sich selbst. Oft lief man sich fest, verlor den Ball oder spielte einen Angriff nicht konsequent zu Ende. Auch individuell ließen einige Spieler durchaus Federn. Es war also kein Wunder, dass es erst recht spät zum ersten Treffer kam und kaum nachgelegt wurde.
Das Gegentor passierte nach einem individuellen Fehler, wobei man dem Spieler hier wenig Schuld geben kann. Wegrutschen wird man nie komplett vermeiden können. Die restliche Verteidigung hätte gegebenenfalls schneller reagieren sollen.
Am Ende steht ein gerechtes 2:1 für unseren Jahn. Ungefährdet würde ich das, wie gesagt, nicht stehen lassen. Was aus diesem Spiel mitgenommen werden konnte: Es greifen sicherlich noch nicht alle Zahnräder ineinander, und auch individuell müssen einige deutlich zulegen.
Da die meisten das Spiel live, am TV oder allerspätestens in der Zusammenfassung gesehen haben erspare ich uns einen detaillierten Nachbericht und gehe hier kurz auf den Pokalfight gegen den 1. FC Köln von letztem Sonntag ein.
Bei allerbestem Fußballwetter sollte es also letzten Sonntag zuhause gegen die Kölner gehen. Die recht gute Statistik der letzten Aufeinandertreffen, vor allem die zwei Siege im Elfmeterschießen in den letzten beiden Pokalspielen gegen die Domstädter, ließen zumindest ein bisschen Hoffnung aufkeimen. Realistischerweise rechnete ich mit einem 0:3 zur Halbzeit und einem relativ entspannten “Arbeitstag”. Wäre mir im Nachhinein sogar lieber gewesen…
Das Spiel gestaltete sich in der ersten Halbzeit dann doch offener als gedacht. Die stabile Jahnabwehr hielt sehr gut dagegen und ließ wenig Abschlüsse zu. Die Kölner taten sich immens schwer mit der Jahnschen Abwermauer. Nach vorne ging recht wenig, vor allem die Außen wurden kaum bespielt, was dazu führte dass die erste Hälfte mit einem 0:0 endete. Die Regensburger hatten sich aber 1-2 gute Abschlüsse erarbeitet und waren der Führung sogar ein wenig näher als der, nun, Bundesligist.
In der Halbzeit sichtete ich Benedikt Gimber, eine Rückholaktion ist an der Stelle wohl aber auszuschließen-immerhin ist er mittlerweile auch Mitglied des Manschaftsrates in Heidenheim. Um mich herum flüsterten einige der Anwesenden das, was mir auch schon aufgefallen war: “die müssen mehr über die Außen gehen”.
Die zweite Hälfte begann dann vielversprechend. Tatsächlich hatte man sich in der Pause wohl geeinigt dass die Außenbahnen des Platzes nicht mehr geschont werden müssen und man sah immer wieder Läufe von Außen. In der 66. Minute dann bekam Geburtstagskind Bendikt Bauer dann den Ball von Kühlwetter aufgelegt zog dann recht schnell Richtung Kasten, verschaffte sich mit einer kleinen Körpertäuschung genug Platz -die Kölner ließen ihn aber auch machen und sahen dem ganzen recht unbeteiligt zu- und legte den Ball wunderschön ins lange Eck. 1:0.
Im Verlauf des Spiels wurde es dann immer offener und hitziger. Die Regensburger standen aber weiterhin gut und waren in meinen Augen die bessere Mannschaft. Wir werden doch wohl nicht schon wieder?
Und dann, 6 Minuten Nachspielzeit. Für viele zu viel aber wie ich schon aus Ingolstadt berichtet hatte, wird dieses Jahr wohl viel Wert drauf gelegt die Nettospielzeit zu erhöhen und unsere Regensburger hatten schon gut Zeit von der Uhr genommen.
Als die 6 Minuten Nachspielzeit begannen merkte ich ein erstes Ziehen in der Magengegend. Aber die paar Minuten werden wir schon noch machen dachte ich. Felix Strauß bekam dann auch schon den ersten Krampf- der ca 2 Minuten von der Uhr nehmen sollte.
Und dann kam was kommen musste- in der 96. Minute steht ausgerechnet Eric Martel im Rückraum komplett blank -zu blank- und schiebt den Ball zum 1:1 ein. Die Laune schlug schlagartig um. Und ich hatte nicht mal Zeit mich auf die Verlängerung vorzubereiten. Der Schiedsrichter ließ wohl auch die Straußsche Krampfminute und das Tor noch nachspielen und pfiff nicht ab. Und dann ca 2 Minuten nach dem Ausgleich gurkt der Ball irgendwo ziwschen unseren Spielern durch am 2 Pfosten steht Johanesson wieder blank und tunnelt Keeper Gebhardt zum 2:1 Endstand.
Eine etwas unbeschreibliche Leere erfüllte mich in diesem Moment. In der Nachspielzeit, in ein paar Minuten, ein komplettes Spiel aus der Hand zu geben. das hatte ich auch nocht nicht erlebt. Ich erwachte nach ca. 10 Minuten Delirium und weiß bis heute noch nicht wie wir das hingekriegt haben.
Zusammenfassend muss man die Mannschaft trotzdem loben. Das war ein in weiten Teilen sehr gutes Fußballspiel, man hat bis zur letzten Minute alles gegeben und ist knapp an einer kleinen Sensation vorbeigeschrammt.
Hier gilt die alte Fußballweisheit: das mitnehmen und darauf aufbauen. Und bitte nicht schon wieder gegen einen Aufsteiger daheim untergehen.(Joshi)
Lasst uns an dieser Stelle nun auf direkte Erkenntnisse blicken. Was fiel uns bei Schweinfurt auf? Was muss die Jahnelf verbessern?
Blicken wir nun zuerst auf Schweinfurt. Aus dem letzten Spiel, das wir sahen, fiel uns etwas auf, was sich leider kaum beeinflussen lässt.
Am 08.08.2025 spielten die Schnüdel ihr letztes Ligaspiel zu Hause gegen Cottbus. Sie mussten am Ende des Tages mit einem 0:2 geschlagen geben. Dabei sah es lange Zeit nicht danach aus. Die beiden Tore für den Cottbuser Sieg fielen auch erst in der Nachspielzeit.
Sicherlich kann man es nicht zu 100 % auf diesen Umstand schieben, allerdings ist es nicht unerheblich, was passiert ist. Vier gelbe Karten und zweimal Gelb-Rot legten den Schweinfurtern ein enges Korsett an. In doppelter Unterzahl hat man nicht nur offensiv einen enormen Nachteil, sondern durchaus defensiv eine schwere Aufgabe vor sich.
Die beiden Gelb-Roten Karten schwächten die Mannschaft sicherlich enorm. Vor allem entstanden sie durch nicht gut ausgeführte Tacklings und schlechtes Timing. Die gelben Karten waren dann eine Konsequenz der Unterzahl. Es ist also auffällig, dass die Schweinfurter durchaus Probleme bei den Fouls hatten und wenn man diese intelligent zieht, durchaus für sie eine Schwächung provozieren kann. Nicht außen vor lassen darf man jedoch, dass der Schiedsrichter hierbei eine große Rolle spielt. Sich also alleine auf das Provozieren von Fouls zu verlassen, ist nicht zwangsläufig eine gute Idee, weil die Bewertung jedes Schiedsrichters anders ausfallen kann.
Ein Problem, das sich bei der Jahn-Elf seit Spieltag 1 zeigt, möchten wir nun noch einmal ansprechen: lange Bälle hinter die Kette bzw. hinter die Verteidigung.
Wenn man in der Phase des gegnerischen Ballbesitzes ist, ist es wichtig, sich als Verteidiger an den Grundprinzipien des Verteidigens zu orientieren. Dazu gehört neben der Position des Balles und meines Mitspielers auch meine eigene Person: Wo bin ich im Raum? Wo ist mein Gegenspieler?
Geht man in eine bekannte Suchmaschine und fragt, wie man lange Bälle verteidigt, tauchen folgende Begriffe auf: Kommunikation, Raumaufteilung, frühes Pressing und Reaktionszeit. Wieso ich diese Begriffe erwähne? Weil sie meines Erachtens bei uns aktuell noch durchaus eine große Rolle spielen.
Die o. g. Begriffe sind bei unserer Verteidigung gegen lange Bälle nun ein Thema. Durch das frühe Pressing entstehen weite Räume hinter unseren Verteidigern oder viele 1-gegen-1-Duelle. Wenn also das Pressing bzw. das Duell schiefgeht, kann der Gegner in den weiten Raum einen Ball schlagen. Hierbei ist es nun wichtig, wie schnell unsere Spieler reagieren, wie unsere Abwehr den Raum aufgeteilt hat und wie sie kommunizieren.
Sollte z. B. über rechts sehr hoch und früh gepresst werden, aber die Restverteidigung zu langsam auf einen Ballverlust reagieren, ist der Jahn einfach offen und sehr anfällig. Außerdem ist zur jetzigen Phase der Saison oft einfach noch die individuelle Qualität in den 1-gegen-1-Duellen nicht auf der Seite des Jahn.
Was man dagegen tun kann? Sicherlich wäre es eine Überlegung, den fließenden Übergang zwischen der Dreierkette und vielleicht einer defensiveren Formation zu fördern. Verteidigungsketten sind kein starres Gebilde, sondern wandeln sich im und mit dem Spiel. Michael Wimmer stellte gegen Duisburg ja auch auf die Viererkette um. Er ist also gewillt zu reagieren und hat das Problem erkannt.