
LIGABlatt
·2. August 2025
Die Galatasaray Story: Wettbewerbsverzerrung durch fragwürdige Partner und Geschäfte

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·2. August 2025
Das LIGABlatt analysiert seit Jahren kritisch die Entwicklungen in der Süper Lig. Die jüngsten Erfolge von Galatasaray wirken spektakulär, doch sie werfen Schatten. Während der Klub sich in sportlicher Hochform zeigt, bleiben zentrale Fragen zur Finanzierung unbeantwortet. Wer sind die Investoren? Wie glaubwürdig ist das Florya-Projekt? Und warum weicht Galatasaray kritischen Medienanfragen konsequent aus? Eine exklusive Analyse von LIGABlatt-Chefredakteur Fatih Şenel.
Das seit Jahrzehnten angekündigte und nicht minder umstrittene Florya-Projekt bildet die finanzielle Grundlage für jene Transfers, die Galatasaray im Sommer 2025 realisierte. Am Bosporus gibt man sich optimistisch, spricht von Erfolgen in der Champions League und zeigt ein neues aber gemeingefährliches Selbstbewusstsein. Zwar hat die Türkei in den letzten Jahren politische und wirtschaftliche Krisen größtenteils gemeistert, doch die sportliche Landschaft ist längst nicht mehr der fruchtbare Boden, auf dem spektakuläre Transfergeschäfte selbstverständlich gedeihen. Was also steckt hinter der jüngsten Euphorie? Die Antwort wird nicht nur in Istanbul, sondern auch in Ankara gesucht. Ein entscheidender Faktor ist der Wandel im Finanzierungsmodell des türkischen Fußballs: Globale Holdings, oft gewollt intransparent strukturiert, bestimmen zunehmend das Geschehen – und werten den Sport vermeintlich auf.
Die perfekte Inszenierung einer heilen Welt
So stellt sich die Frage: Warum investiert ein Joghurt-Produzent in Fenerbahçe? Galatasaray-Fans könnten darauf kontern – eine berechtigte, aber im Vergleich leicht zu beantwortende Frage. Komplexer ist das Florya-Projekt selbst. Legt man alle Zusicherungen an Star-Stürmer Osimhen über die gesamte Vertragslaufzeit zugrunde, ergibt sich ein Paket im Wert von 200 Millionen Euro (!)– eine Summe, die normalerweise für arabische Investoren möglich ist. Der Schlüssel liegt in einem Deal mit der Nivak Group, einem Unternehmen, das erst 2011 gegründet wurde. Der Vertrag ist unterzeichnet, das Versprechen groß: Mehrere Hundert Millionen Euro sollen den "Löwen" zufließen – und werden bereits mit Stolz in sportliche Investitionen umgewandelt. Mit aufwendigem Präsentationen und Transfer-Coups inszeniert Galatasaray eine scheinbar gesunde Klubwirtschaft.
Woher die Abermillionen kommen
Die Fans sind begeistert, türkische Sportjournalisten aus dem Gala-Umfeld zeigen sich geschlossen beeindruckt. Doch ein Blick hinter die Kulissen wirft Fragen auf: Die Nivak Group ist nicht börsennotiert. Gründer Aykut Küçük, gerade einmal 41 Jahre alt, ist dennoch in der Lage, rund 50 Millionen Euro als Startgeld zu leisten. Über das Florya-Projekt selbst ist wenig bekannt. Die Fläche lässt sich mit Google Earth grob erfassen – die prognostizierten Quadratmeterpreise liegen bei bis zu 6.000 Euro. Noch interessanter ist die Spur zum eigentlichen Machtzentrum: Die Küçükler Holding. Diese agiert branchenübergreifend und lenkt im Hintergrund die Geschäfte. Gründer Vahap Küçük, 2020 verstorben, war nicht nur Unternehmer, sondern auch AKP-Bürgermeister in Malatya und ein früher Mitgründer der ANAP. Ende der 1990er Jahre sicherte er sich die Rechte der französischen Modemarke LC Waikiki – heute ein landesweit erfolgreicher Textilgigant.
Die Projektfläche links des ehemaligen Atatürk-Flughafens in Florya.
Bayern Istanbul im Anmarsch?
Auf den ersten Blick erscheint diese Geschichte als Erfolgsmodell einer anatolischen Unternehmerfamilie. Doch ein kritischer Blick legt nahe: Ohne enge und heute noch aktive politische Netzwerke wären viele dieser Schritte kaum möglich gewesen. Dass Galatasaray – ein wirtschaftlich angeschlagener Klub – einmal mehr kurz vor dem Kollaps einen neuen Investor findet, ist kein Novum. Neu ist hingegen die Dimension: Ein Immobilienprojekt, das den Verein zu "Bayern Istanbul" machen soll, verzerrt bereits jetzt den sportlichen Wettbewerb in der Süper Lig.
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