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·19. Dezember 2025
Dotchev im Interview: "Wieso sollten wir nicht an uns glauben?"

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·19. Dezember 2025

Der Rekordtrainer der 3. Liga ist zurück. Seit wenigen Wochen steht Pavel Dotchev an der Seitenlinie des SSV Ulm 1846. Mal wieder lautet sein Ziel: Einen Drittligisten aus der Gefahrenzone und zum Klassenverbleib führen. Mit liga3-online.de spricht Dotchev über seine Anfangszeit in Ulm, seine enorme Erfahrung und die aktuelle Qualität in der 3. Liga sowie das letzte Spiel des Jahres bei Rot-Weiss Essen am Samstag.
liga3-online: Wie lautet Ihr Fazit nach den ersten Wochen als Trainer in Ulm, Herr Dotchev?
Pavel Dotchev: Es war ein Hin und Her – mit allem, was dazu gehört. Es waren tolle Erfolgserlebnisse dabei, aber auch deutliche Niederlagen wie zuletzt gegen den VfL Osnabrück. Allerdings haben wir gegen Osnabrück besser gespielt, als es das 3:5 aussagt. Bei Viktoria Köln haben wir verdient 1:0 gewonnen, gegen 1860 München konnten wir uns beim 0:1 leider nicht für eine ordentliche Leistung belohnen. Insgesamt müssen wir festhalten, dass wir noch weit weg von dem sind, was wir als Trainerteam spielen lassen möchten. Aber das ist nach wenigen Wochen Zusammenarbeit normal.
Wie haben Sie das 3:5 gegen den VfL Osnabrück erlebt?
Ein Knackpunkt war das frühe Gegentor. So ist die ganze Euphorie und Motivation, die sich im Laufe der Vorbereitung auf das Spiel aufgebaut hat, schnell verpufft. Dazu läufst du dann direkt einem Rückstand hinterher. Aber: Das Team hat sich davon erholt und es geschafft, auszugleichen. Wir waren danach getragen von der großartigen Atmosphäre im Stadion. Diese Euphorie hat aber leider auch zu Unaufmerksamkeiten und individuellen Fehlern geführt, wodurch wir innerhalb weniger Minuten 2:4 in Rückstand geraten sind. Das hat uns den Zahn gezogen. Was sehr schade ist, weil wir über weite Strecken eine gute Partie gezeigt haben.
Was ist Ihr Learning aus den ersten Wochen – was lief gut und was muss noch besser werden?
Wir haben letzte Woche gegen die beste Defensive der Liga drei Tore gemacht. Offensiv sind wir auf dem richtigen Weg. Unser Hauptproblem ist, dass wir zu viele Gegentore kassieren. Daher geht es aktuell vor allem darum, die Defensive zu stabilisieren.
Wie sehr hilft Ihnen Ihre immense Erfahrung als Rekordtrainer in der 3. Liga?
Ich war schon oft in der Situation, in der wir jetzt auch in Ulm stecken. Ob in Aue, Duisburg oder bei Viktoria Köln: Es ist nichts Neues für mich. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass wir schon viel schneller bessere Ergebnisse holen. Aber manchmal braucht es eben etwas Zeit, bis die neuen Impulse fruchten. Ich lasse mich bei meiner Arbeit als Trainer nicht zu sehr von den ersten Ergebnissen beeinflussen. Sondern ich glaube an die Prinzipien, die mich auch bei vielen anderen Vereinen schon zum Erfolg geführt haben. Ich bin davon überzeugt, dass uns die sportliche Wende gelingen wird.
Was führt Sie immer wieder zurück in die 3. Liga – was macht die Liga so besonders für Sie?
Es war nie mein Lebenstraum, die längste Zeit meiner Karriere als Trainer in der 3. Liga zu arbeiten. Gegen mehr Jahre in der 2. Liga oder auch Stationen in der Bundesliga hätte ich mich nicht gewehrt. Aber es hat sich schnell so entwickelt, dass ich viele Drittligaklubs gecoacht und mir in dieser Liga einen Namen gemacht habe. Heute bin ich Rekordtrainer und schon seit mehr als 25 Jahren im Geschäft. Darauf bin ich stolz – auch, weil die Konkurrenz auf dem Trainermarkt von Jahr zu Jahr größer wird und es nicht einfach ist, sich immer wieder zu behaupten.
Haben Sie eigentlich im Kopf, bei wie vielen der aktuellen Drittligisten Sie bereits Trainer waren?
Ohne Ihnen die Vereine jetzt nach und nach aufzuzählen, habe ich die Zahl nicht sofort parat. Ich habe aber das Gefühl, dass ich noch auf viele Ex-Klubs treffen werde. (lacht)
Absolut. Neben Ulm trainierten Sie vier weitere aktuelle Drittligisten – Erzgebirge Aue, Viktoria Köln, Hansa Rostock und den MSV Duisburg.
Das führt zu einigen Wiedersehen, auf die ich mich sehr freue. Gegen Aue und Duisburg spielen wir ja sogar bereits zum Rückrundenstart im Januar.
Wie bewerten Sie die Qualität in der diesjährigen Saison in der 3. Liga?
Generell bin ich der Meinung, dass die 3. Liga von Jahr zu Jahr stärker wird. Das liegt nicht nur an den vielen Traditionsklubs in der Liga. Ein Grund ist auch, dass Teams aus der Bundesliga immer mehr internationale Spieler verpflichten, dadurch vielversprechende deutsche Talente in untere Ligen rutschen und das Niveau in der 2. Bundesliga und in der 3. Liga größer wird.
Am Samstag geht es zum Jahresabschluss zu Rot-Weiss Essen. Was erwarten Sie dort für eine Partie?
Essen ist ein sehr starker Gegner mit großen Ambitionen auf den Aufstieg. Aber: RWE hat zuletzt etwas federn lassen, weder beim 1:1 gegen den VfB Stuttgart II noch beim 0:0 in Verl gewonnen. Wir wissen um unsere Qualität und fahren nach Essen, um etwas mitzunehmen. Wieso sollten wir nicht an uns glauben?
Wieso steht der SSV Ulm am Saisonende über dem Strich – was stimmt Sie optimistisch?
Natürlich ist die aktuelle Tabellensituation – so kurz vor der Winterpause – kein Zufall. Aber: Es ist noch genug Zeit, um sie zu korrigieren. Wir haben noch eine ganze Rückrunde, um das Ruder herumzureißen. Es geht nicht darum, noch zehn Mannschaften zu überholen. Sondern zwei. Schon beim ersten Anruf aus Ulm habe ich gedacht: Dieser Kader ist besser als das, was bisher gezeigt wurde. Jetzt gilt es, das Potential aus dem Team herauszuholen.









































