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·7. November 2025

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Artikelbild:Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

In dieser Saison fällt dem VfB – Ausnahme Wolfsburg – nichts leicht. Alle Erfolge: hart erarbeitet. Das ist der VfB nicht gewohnt (Angelo Stiller: „Das hat sich in der ersten Halbzeit nicht gut angefühlt”) und wir Fans kennen das auch nicht. Sind wir ehrlich: Die meisten von uns haben noch mit einem späten Gegentor gerechnet, oder? Aber den späten, vermeintlich VfB-typischen Treffer kassierte Feyenoord Rotterdam.

Es gibt beim VfB einige Spieler, bei denen schwere Dinge leicht aussehen. Bei denen man glaubt, dass vieles einfach von selbst passiert. Automatisch, intuitiv. Andrès Chema ist so einer, auch Bilal El Khannouss. Bei beiden jedoch konnte man beobachten, dass sie gegen Feyenoord Rotterdam Probleme hatten. El Khannouss mit einer gefühlten Passquote von 0 Prozent in den ersten 30 Minuten. Dazu versuchte er, mit Schleifen und Schnörkeln und Spielereien Sicherheit in sein Spiel zu bekommen, was ihm nicht gelang. Chema dagegen konzentrierte sich auf die einfachen Dinge und kam so langsam ins Spiel hinein.


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So wie Chema und El Khannouss ging es der ganzen Mannschaft in der ersten Halbzeit. Der VfB wirkte unsicher, spielte viel zu hektisch, bekam keine Ruhe in die Aktionen, keine Kontrolle ins Spiel. Rotterdam dagegen sehr gut organisiert, mit klaren Abläufen im Pressing und im Ballbesitz. Eine reife Mannschaft, der es einzig vor dem Tor an Konsequenz fehlte – die der VfB in den entscheidenden Szenen zumindest in der Defensive an den Tag legte.

Die wenigen Umschaltmomente verdödelte der VfB, war zu langsam, es rückten zu wenige Spieler nach, da Feyenoord bei Ballverlust sofort online war und viele Spieler hinter den Ball brachte. Beim VfB wurde es zwar besser durch eine Umstellung von Dreier- auf Viererkette (Sebastian Hoeneß: „Unsere Idee war nicht passend“), es wurden mehr Zweikämpfe gewonnen, aber es sah nach Arbeit aus, was der VfB auf dem Feld veranstaltete, nicht nach einem Spiel. Mit wenigen Ausnahmen, wie der Chance durch Deniz Undav nach Steckpass von Chema (69.).

Ein 0:0-Spiel, mit der gar nicht mal so leisen Befürchtung, dass der VfB noch ein Gegentor fängt. Im Stadion wird diese Unsicherheit mit lautem Support überspielt, die Zuschauer merken, dass die Mannschaft Hilfe braucht. Die VfB-Spieler wollten den Dreier ziehen, ihre Bemühungen sahen aber immer verzweifelter aus. Dass sie dran blieben, dass sie an einen Treffer glaubten, muss man der Mannschaft hoch anrechnen. Die alte Floskel “über den Kampf zum Spiel” fällt einem da ein. Aber es gab kein Spiel gegen Rotterdam, nur Kampf. Fast.

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Ungewöhnliche Einblicke: Wahrscheinlich wurde das als Foul von Assignon ausgelegt. Der Schiedsrichter und er sind keine Freunde geworden. Jede Aktion wurde dem Franzosen abgepfiffen.

Der entscheidende Treffer ausgelöst durch ein energisches Dribbling des starken Finn Jeltsch und einem scharfen Pass in den Lauf von Lorenz Assignon. In seine blind geschlagene Flanke katapultiert sich El Khannouss, der in Mittelstürmer-Position eingelaufen war. Das sah aus wie El Kanon wie der Ball unter der Latte einschlug. Und das sah plötzlich alles ganz leicht aus, wie selbstverständlich, der ganze Spielzug flüssig, fast schon lässig.

Nach 90 Minuten Arbeit dann zum Schluss noch ein Highlight: Ein Konter über Undav, Jamie Leweling und Chris Führich, den eben Undav abschloss. “Auf der letzten Rille“, wie Hoeneß spöttisch anmerkte. Undav hatte den Ball erst am eigenen Strafraum festgemacht und war dann über das gesamte Feld gesprintet. Das trauen ihm ja nicht viele zu, als Sprinter ist er nicht gerade bekannt. Dabei war Undav genau damit ein Sinnbild für den gesamten Abend: Erst der kräftezehrende Sprint mit leichter Übersäuerung in den Oberschenkeln, dann der Treffer und ein explodierendes Stadion.

Eben: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Zum Weiterlesen: Die Begegnung am vierten Spieltag der Europa League war das neunte Aufeinandertreffen mit Feyenoord Rotterdam. Einige legendäre Duelle waren dabei – von 1974 bis 2000. Natürlich auch mit Toren nach der 90. Minute!

Die Rotterdam-Fans hatten einen Ruf zu verlieren. Und benahmen sich entsprechend in Stuttgart.

Bilder: Alexander Hassenstein/Getty Images

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