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·23. November 2025

Juventus Turin verkauft seine Seele an die Blockchain

Artikelbild:Juventus Turin verkauft seine Seele an die Blockchain

Wenn ein Krypto-Unternehmen namens Tether bei einem verschuldeten Traditionsverein einsteigt und seinen Anteil binnen neun Monaten von fünf auf 11,5 Prozent mehr als verdoppelt, dann ist das kein gewöhnlicher Investoreneinstieg. Es ist ein Symptom für die neue Realität des europäischen Spitzenfußballs: Die alten Geldquellen versiegen, die neuen kommen aus digitalen Parallelwelten, deren Geschäftsmodelle kaum jemand versteht. Juventus Turin, 36-maliger italienischer Meister, wird zum Testfall für eine Entwicklung, die den Fußball fundamental verändern könnte.

Die nackten Zahlen klingen nach Erfolg: Der Verlust sank von 199 auf 58 Millionen Euro, der Umsatz stieg von 394 auf 529 Millionen. Doch diese Verbesserung ist trügerisch. Sie basiert auf Champions-League-Einnahmen und der Klub-WM, also auf sportlichem Erfolg, der sich nicht garantieren lässt. Die strukturellen Probleme bleiben: Juventus macht seit Jahren Verluste, die Schuldenlast drückt, die Konkurrenz aus England zieht davon. Die jetzt geplante Kapitalerhöhung von 100 Millionen Euro ist bereits die vierte seit 2019. Das ist keine Stabilisierung, sondern Dauerbeatmung.


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Juventus Turin: Stabilität beruht auf einem Versprechen

Der eigentliche Skandal liegt nicht in der Vergangenheit mit den manipulierten Transferbilanzen, die zum Europapokal-Ausschluss führten. Er liegt in der Gegenwart: Ein Verein, der sich als Institution versteht, macht sich abhängig von einer Kryptowährung, deren Stabilität auf dem Versprechen beruht, durch Dollar-Reserven gedeckt zu sein – ein Versprechen, das nie vollständig transparent belegt wurde.

Tether ist keine normale Firma. Es ist ein Konstrukt, das Milliarden bewegt, aber dessen Bücher niemand wirklich kennt. Dass ausgerechnet dieses Unternehmen nun zweitgrößter Aktionär bei Juventus werden könnte, zeigt die Verzweiflung der alten Fußballwelt.

Juve öffnet Tür in eine neue Welt

Die Agnelli-Familie, die über ihre Holding Exor noch 65,4 Prozent hält, sichert sich zwar ihre Mehrheit. Aber sie öffnet die Tür für einen Partner, dessen Geschäft auf Vertrauen basiert, das jederzeit erschüttert werden kann. Was passiert mit Juventus, wenn Tether kollabiert? Wenn Regulierungsbehörden durchgreifen? Wenn das Kartenhaus zusammenfällt? Der Verein bindet sein Schicksal an die volatilste aller Branchen.

Das ist die bittere Wahrheit hinter der Kapitalerhöhung: Juventus saniert sich nicht transparent, wie es nach dem Bilanzskandal nötig wäre. Der Klub flüchtet sich in neue Abhängigkeiten, die noch undurchsichtiger sind als die alten. Die Krypto-Millionen mögen kurzfristig helfen. Langfristig verkauft Juventus damit etwas, das sich nicht in Bilanzen messen lässt: seine Glaubwürdigkeit als seriöse Institution. Der Preis für diese 100 Millionen Euro könnte höher sein, als es sich die Verantwortlichen heute vorstellen können.

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