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·18. Oktober 2025
Kann dieses Schalke in der Bundesliga bestehen? Pros und Contras

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·18. Oktober 2025
Der FC Schalke 04 steht nach neun Spieltagen mit sieben Siegen überraschend gut da und mischt voll im Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga mit. Ein Bild, das nach den turbulenten letzten Jahren kaum jemand erwartet hätte. Unter dem neuen Trainer Miron Muslic, der im Sommer aus Englands dritter Liga kam, scheint der Verein eine neue Stabilität gefunden zu haben. Doch reicht die aktuelle Form wirklich für den großen Wurf und ist der Kader bundesligatauglich?
Der entscheidende Faktor für den aktuellen Erfolg ist zweifellos der neue Mann an der Seitenlinie. Miron Muslić hat es geschafft, dem Team eine klare taktische Struktur und eine kämpferische Mentalität zu verleihen, die auf Schalke gut ankommt. Ex-Coach Mirko Slomka lobt die defensive Organisation, die es dem Team ermöglicht, auch mit wenig Ballbesitz Spiele zu kontrollieren. Das Fundament des Erfolgs ist eine überragende Defensive: Nur fünf Gegentore in neun Spielen bedeuten den mit Abstand besten Wert der Liga. Diese Stärke wird durch ligaweite Spitzenwerte bei gewonnenen Zweikämpfen und erfolgreichen Tackles untermauert – die Malocher-Mentalität ist zurück und statistisch belegbar. Die Energie und Identifikation, die Muslić vorlebt, scheinen sich auf das Team zu übertragen.
Bei aller Euphorie muss man die bisherigen Ergebnisse jedoch realistisch einordnen. Die Siege kamen größtenteils gegen schwächere Gegner zustande und waren oft knapp und wenig überzeugend. Die Offensive bleibt das große Sorgenkind: 13 erzielte Tore in neun Spielen (Platz 10) sind für einen Aufstiegsaspiranten zu wenig. Noch alarmierender sind die spielerischen Defizite: Mit nur 42 Prozent Ballbesitz (Platz 16) agiert Schalke extrem passiv, die Passgenauigkeit von 71 Prozent ist sogar der schlechteste Wert der gesamten Liga. Auch bei erfolgreichen Dribblings (Platz 17) gehört man zum Keller der Liga. Diese Zahlen belegen eine eklatante spielerische Armut.
Das größte Problem bleibt jedoch der Kader: Ein Großteil der Spieler war bereits Teil der Mannschaft, die in der Vorsaison beinahe abgestiegen wäre. Experten wie Peter Neururer sehen erheblichen Nachholbedarf für die Bundesliga. Angesichts der angespannten Finanzlage sind große Sprünge im Sommer 2026 aber unwahrscheinlich. Ein möglicher Aufstieg birgt daher das Risiko, sportlich nicht konkurrenzfähig zu sein.
Klar, der Sieg gegen Hannover hat die Offensiv-Statistik zuletzt etwas aufpoliert. Doch die entscheidende Frage bleibt: Ist dieser Kader und vor allem diese extrem defensive Spielweise wirklich bundesligatauglich? Stellt man sich Schalke im Abstiegskampf gegen die aktuell kriselnden Teams wie Wolfsburg, Mainz oder Gladbach vor, wird schnell klar: Selbst dort wären Punkte alles andere als garantiert.
Hochgerechnet auf die gesamte Saison steuert Schalke auf beeindruckende 19 Gegentore zu, würde aber gleichzeitig nur rund 49 Treffer erzielen. Während eine Top-Defensive historisch oft der Schlüssel zum Aufstieg war (in acht der letzten zehn Jahre landeten die Teams mit den besten Abwehrreihen auf den Plätzen 1-3), ist eine derart schwache Offensive ein enormes Risiko. Nur zwei Teams stiegen in den letzten zehn Jahren mit einer ähnlich schlechten Torausbeute auf – landeten aber nur im Mittelfeld. Die Hoffnung ruht darauf, dass Muslics Arbeit im Pressing und bei Standards den Offensiv-Output noch signifikant steigern kann. Doch die kommenden Wochen mit Duellen gegen direkte Konkurrenten wie Darmstadt, KSC, Elversberg und Paderborn werden zeigen, ob der Schalker Höhenflug nur ein kurzes Intermezzo war oder ob Muslić tatsächlich ein kleines Wunder vollbringt. Natürlich sind das alles Zahlenspiele und Hochrechnungen. Und am Ende ist der Fußball eben auch deshalb so geil, weil die Wahrheit oft genug auf dem Platz liegt und nicht in Excel-Tabellen. Vielleicht straft die Muslic-Truppe ja alle Statistiken Lügen und marschiert durch – unmöglich ist im Fußball bekanntlich nichts.
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