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·21. November 2025
Karim Adeyemi: Seine Fehlerkette passt auf keinen Panzer

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·21. November 2025

In Dortmund ist die Zahl der Straftaten wie schon im Vorjahr auch 2024 gestiegen – diesmal auf über 73.000. Das macht 200 pro Tag. Es handelt sich also um eine gefährliche Stadt. Kein Wunder, decken sich die Leute auf TikTok mit Waffen ein, man muss für alle Eventualitäten gerüstet sein.
Wer schon einmal in Dortmund war, hat sicher bemerkt, dass Waffen dort nichts Außergewöhnliches sind. Man kann sie sogar in einem Ladengeschäft in der Fußgängerzone mitten in der City erwerben, wo sie ganz offen in Schaufenstern herumliegen.
Heckler & Koch gefällig? Soll ich sie einpacken, oder geht’s so? Darf’s ein bisschen mehr sein?
Okay, einmal durchatmen bitte. Ich bin nicht über Nacht zum Waffenkolumnisten geworden, ich beschäftige mich einfach nur mit Borussia Dortmund. Das ist der Klub mit einem umstrittenen Rüstungskonzern (Rheinmetall) als Sponsor, der neuerdings obendrein Probleme mit Waffenscheinen hat.
Womit wir bei Karim „Die Fehlerkette“ Adeyemi wären, dessen Garage offenbar keinen Platz für einen Panzer bot, obwohl bestimmt Rabatt drin gewesen wäre. Der offensive Fußballprofi erwarb also, um seine Defensive zu stärken, lieber bei TikTok eine sogenannte Mystery Box (erster blöder Fehler), öffnete sie nach Ankunft nicht (zweiter blöder Fehler), bat dann einen Freund, ein verschlossenes Paket (dritter blöder Fehler) mit angeblich harmlosem Zeug im Flugzeug zu ihm nach Malle zu bringen (vierter blöder Fehler), vergaß dabei offenbar, dass noch eine andere Box zu Hause rumlag (fünfter blöder Fehler), nämlich eine mit Waffen drin, für die er keine Lizenz hat (sechster blöder Fehler). Und die waren offensichtlich nicht vom BVB-Sponsor (siebter blöder Fehler).

Diese Fehlerkette passt auf keinen Panzer, da wirkt im Nachhinein sogar das vieldiskutierte Vergehen eines anderen Dortmunders wie Kleinkram: Marco Reus fuhr mal jahrelang ohne Führerschein in diversen Sportwagen herum (nur ein blöder Fehler), ehe er erwischt wurde.
Es wäre nun leicht, auf Adeyemi rumzuhacken, den dieses Internet mehr überfordert, als es bei meiner Oma der Fall ist. Aber: Kein Spott mehr, der Kerl leidet genug, nachdem er wegen illegalen Waffenbesitzes zu 450.000 Euro Strafe verurteilt wurde, und deshalb, was für ihn womöglich noch schlimmer ist, „Sozialdienst“ leisten muss. Igitt.
Weil er ein super Fußballer ist, hat sich DFB-Sportdirektor Rudi Völler zwar einerseits dazu durchgerungen, zu sagen, das Vergehen sei „dumm“ und „naiv“, andererseits sagte er, man müsse so einen Spieler auch mal in den Arm nehmen – natürlich nur, wenn er unbewaffnet ist. Der Ordnung halber: Letzteres habe ich gesagt, nicht Völler.
Es ist rührend, wie sehr sich alle, die Dortmunder Bosse inklusive, zuletzt um Adeyemi gekümmert haben. Und man muss ja zu dessen Entlastung anführen, dass er Waffen nur bestellt und nicht benutzt hat, Ersttäter und erst 23 Jahre alt ist.
Was lernen wir daraus? Dass im Fußball alles möglich ist – oder wie Burt Young seinen legendären „Es war einmal in Amerika“-Monolog abschließt: „Life is funnier than shit.“
Am Samstag trifft nun Borussia Dortmund, das selbst die Mystery Box der Liga ist, auf den VfB Stuttgart, und alle werden auf Adeyemi schauen. TV- und Radiomoderatoren müssen sich auf den neuen Sachverhalt einstellen, man kann jetzt nicht mehr von einem „Schuss“ Adeyemis reden, ohne missverstanden zu werden.
Der Betroffene selbst wird sicherlich viele lustige Gesänge von gegnerischen Fans ertragen müssen – vermutlich aber nicht mehr so oft in Bundesligastadien, Adeyemi zieht es ins Ausland. Die Waffengesetze in der Schweiz sollen ja relativ liberal sein.
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