
Miasanrot
·7. Oktober 2025
Klassenunterschied und Demütigung! Bayern Frauen fallen in Barcelona krachend auf den Boden der Tatsachen

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·7. Oktober 2025
Die FC Bayern Frauen gehen beim FC Barcelona in der Champions League unter. Was beim Klassenunterschied auffiel.
Für den FC Bayern stand am Dienstagabend die erste große Standortbestimmung der Saison an. Zum Auftakt in der Ligaphase der Champions League mussten sie die denkbar schwerste Aufgabe lösen: Auswärts beim FC Barcelona.
José Barcala verzichtete diesmal auf große Rotation. Nur Magdalena Eriksson rückte für Tuva Hansen in die Startelf der Bayern. Ansonsten spielte dieselbe Elf wie schon gegen Bremen. Vor Ena Mahmutovic verteidigten also Franziska Kett, Stine Ballisager, Magdalena Eriksson und Carolin Simon. Davor sollten Georgia Stanway und Arianna Caruso für Stabilität sorgen. Lena Oberdorf saß zunächst auf der Bank. Die Mittelfeldspielerin war zuletzt krank.
Pernille Harder, Momoko Tanikawa, Klara Bühl und Lea Schüller spielten im 4-2-3-1 auf den Offensivpositionen. Barça schickte indes die bestmögliche Elf auf den Platz. Rund um Starstürmerin Ewa Pajor agierten Caroline Graham Hansen, Salma Paralluelo, Alexia Putellas, Aitana Bonmatí und Patri im 4-3-3. Mapi León und Irene Paredes wurden hinten von Ona Batlle und Esmee Brugts flankiert. Cata Coll hütete das Tor. Was für Namen.
Und die Partie startete entsprechend so, wie es die Bayern nicht wollten, wie es aber wohl zu erwarten war: Barça schnürte den Deutschen Meister hinten ein. Nach nicht mal vier Minuten sorgte ein Fehlpass von Bühl dafür, dass Putellas in eine optimale Schussposition kam. Der Rest war Kunst. Wie auf der Konsole flog der Ball in den linken oberen Winkel des Tores.
Nach etwas mehr als sechs Minuten kamen die Münchnerinnen erstmals etwas ins Agieren. Das erstmals hohe Pressing zwang Aitana zum Fehlpass. Harder schloss aus gut 18 Metern Entfernung ab, doch Cata Coll konnte mühelos parieren. Die nächste richtig gute Chance hatte aber wieder Barça. Diesmal klärte Eriksson ungenügend und Aitana kam zum Abschluss. Mahmutovic parierte aber stark (12.).
Nur wenige Sekunden später lag der Ball aber dennoch wieder im Tor der Bayern. Nach einer kurz ausgeführten Ecke flog der Ball doch in den Strafraum. Paredes konnte sich freilaufen und köpfte an die Latte. Pajor verwertete den Rebound zum 2:0. Auch das 3:0 lag anschließend in der Luft. Aitana (17.) hatte eine weitere gute Gelegenheit.
In der 24. Minute hatte Eriksson dann mal eine sehr gute Idee und spielte einen langen Ball hinter die Abwehrkette des Gegners. Harder wäre bei entsprechender Ballmitnahme frei durch gewesen, legte sich die Kugel aber zu weit vor. Aber auch das blieb nur die Ausnahme in einem einseitigen Spiel, das in der 27. Minute noch einseitiger wurde. Barça kombinierte im Zentrum zielsicher und auf dem Bierdeckel. Brugts dribbelte durch die Bayern-Defensive, als wären ihre Gegenspielerinnen Fahnenstangen und schoss zum 3:0 ein.
Und dann trauten sich die Münchnerinnen doch mal, mit Vollgas gegen die Fahrtrichtung in die Einbahnstraße zu rasen: Klara Bühl kam nach einem guten Dribbling von Kett im Strafraum zum Abschluss und traf direkt zum 1:3 aus FCB-Sicht (32.). Wenige Minuten später verpasste Eriksson nach einem Freistoß per Kopf nur knapp das zweite Tor (37.). Wirklich besser wurde es für Bayern nicht. In der 40. Minute griff sich Simon ohne Einwirkung einer Gegenspielerin an den hinteren Oberschenkel – Katharina Naschenweng kam für die 32-Jährige, der auf der Bank die Tränen kamen.
Insgesamt flachte die Partie nun etwas ab, was eine gute Nachricht für die vollkommen unterlegenen Bayern war. Umso bitterer für sie, dass Paralluelo nach einer weiteren Kombination kurz vor der Pause noch auf 4:1 erhöhte. Danach erlöste die Schiedsrichterin die Münchnerinnen für ein paar Minuten.
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Die zweite Halbzeit begann etwas besser aus Bayern-Perspektive. In der 48. Minute war Schüller plötzlich frei durch und erzielte das 2:4 – doch das Schiedsrichterinnenteam entschied zu Recht auf Abseits. Doch auch diese Phase war schnell vorbei. Barça übernahm erneut die Kontrolle und legte nach. Ein weiterer Ballverlust im Aufbau führte zum 5:1 durch Pajor (56.).
Es blieb eine klare Angelegenheit, doch ab und an ließ Barça den deutschen FCB auch mal mitmachen. Tanikawa verzog leicht bei einem Fernschuss (58.) und Harder schaffte es kurz darauf nicht, die Japanerin rechtzeitig im Strafraum zu bedienen (60.). Nach 62 Minuten hatte Barcala dann genug gesehen: Glódis Perla Viggósdóttir, Alara und Linda Dallmann kamen für Ballisager, Harder und Tanikawa.
Wirklich gebracht hat es nichts. Bayern war weiterhin damit beschäftigt, Barça beim etwas intensiveren Training zuzuschauen. Und so war das sechste Tor auch nur eine Frage der Zeit. In der 70. Minute war es nach einer kurz ausgeführten Ecke wohl Paredes, die zum 6:1 traf – doch nach VAR-Eingriff wurde der Treffer zurückgenommen. Der Ball war zuvor wohl knapp im Aus.
Barcala brachte in der 76. Minute Natalia Padilla Bidas für Schüller. Auch Barça wechselte durch und ging die Schlussphase ohnehin nur noch im Schongang an. Was immer noch reichte, um die Bayern komplett im Griff zu haben. Die eingewechselte Padilla Bidas kam kurz im Strafraum an den Ball und wurde zu Fall gebracht. Elfmeter gab es allerdings nicht – wohl zu wenig (79.).
Zu wenig war auch die Leistung der Münchnerinnen, die in der 88. Minute nach einem Konter und einem Sololauf von Vicky López das nächste Gegentor kassierten – Claudia Pina vollendete. Die 24-Jährige legte in der zweiten Minute der Nachspielzeit gleich nochmal nach. 7:1. Sieben. Zu. Eins.
Kurz darauf war endlich Schluss. Am Ende eine hochverdiente Bayern-Niederlage – auch in der Höhe. Ein Fehlstart in die Champions League auf nahezu allen Ebenen. Und ein mächtiger Dämpfer für diese Saison.
Die Antwort auf die Frage, ob der FC Bayern in der Champions League zu den Besten zählt, kann für den Moment nur mit „Nein“ beantwortet werden. Am Dienstagabend war es – und das ist keine Übertreibung – ein Klassenunterschied. Es wirkte bisweilen so, als müsse sich der FC Barcelona nicht mal anstrengen, um den Bayern ein Tor nach dem anderen einzuschieben.
Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass Barça nun mal diese eine Stufe besser ist als die Münchnerinnen, muss man Letzteren unterstellen, dass das weit von ihrem eigentlichen Niveau entfernt war. Sicherlich könnte man die technischen Unterschiede hervorheben, die wirklich frappierend sind. Bei Barcelona klebte jeder Ball am Fuß, den Bayern hingegen versprang nahezu jede Kugel.
Noch viel bemerkenswerter war jedoch, wie wenig die Bayern bereit waren, sich mit anderen Mitteln zu helfen. Gegen den Ball war das – das muss leider so deutlich beschrieben werden – ein desolater Auftritt. Nach keinem Ballverlust gab es ein kollektives Gegenpressing. Stattdessen trabten die vier Offensivspielerinnen regelmäßig nur zurück. Das Team von Barcala presste also weder aggressiv, noch ließ man sich schnell in eine tiefe und kompakte Formation fallen.
So entstanden riesige Löcher, die Barça wie im Training bespielen konnte. Bayern hatte kaum Kontakt zu den Gegenspielerinnen, war eher eine Art Begleitschutz. So kann man kein Spiel gewinnen. Und so wird es auch gegen Wolfsburg am Samstag schwer, nicht unter die Räder zu kommen.
Eine weitere Auffälligkeit war, dass die Bayern bei hohem Pressing kaum Ideen fanden, sich mal freizuspielen. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Das geht bei Mahmutovic los, die gleich mehrere Fehlpässe spielte. Aber auch in der Defensive und im zentralen Mittelfeld gab es kaum Bewegung, kaum engmaschige Kombinationen oder schlicht einfach mal gezielte lange Bälle, um vielleicht Bühl in die Tiefe zu schicken. Am ehesten fiel hier noch Kett positiv auf, die vieles probierte und auch den einzigen Treffer mit ihrem Dribbling herbeiführte.
Sonst wirkte das Aufbauspiel aber ideen- und ratlos. Gerade weil das nicht nur gegen Barça, sondern stellenweise auch gegen Bremen schon zu sehen war, muss hier ein besonderer Fokus in den kommenden Wochen liegen. Vor allem die Spieleröffnung war eine der großen Stärken unter Alexander Straus. Die Basis für viele kontrollierte Auftritte.
Vor allem das Freilaufverhalten und die Intensität waren hier wichtige Merkmale. Aber so wie die Bayern an diesem Abend verteidigten, bauten sie das Spiel auch auf. Teilweise hatten die Außenverteidigerinnen sekundenlang den Ball, ohne dass sich auch nur irgendeine Bayern-Spielerin dazu berufen sah, sich anzubieten. Immer wieder wählten sie den kurzen Aufbau, obwohl sie wussten, dass sie dafür an diesem Abend weder Technik noch Positionsspiel hatten. Ein naiver Auftritt mit den immergleichen Fehlern. So gewinnt man keinen Raum und erst recht keine Spiele.
Einerseits darf sich der FC Bayern nicht hinter der Stärke des Gegners verstecken. Ja, Barcelona ist das Maß aller Dinge und so wie dieses Team Fußball spielt, werden noch andere starke Teams gegen sie verlieren. Auch deutlich. Aber die Leistung war dennoch weit davon entfernt, akzeptabel zu sein. Der passive Auftritt gegen den Ball wirft Fragen auf.
Andererseits darf man in München jetzt auch nicht den Fehler machen, dieses Spiel zu gewichtig zu bewerten. Der Start in die Bundesliga ist nach wie vor gut gewesen und die Partie in Wolfsburg wird am Wochenende wohl eine andere. Dafür müssen die Bayern aber wieder die gewohnte Intensität auf den Rasen bekommen, die in Barcelona nahezu komplett fehlte.
Aber auch in der Champions League ist noch lange nichts verloren. So bitter der Start ist: Es bleiben fünf Partien, um den Fehlstart zu korrigieren. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass man so früh auf den Boden der Tatsachen geholt wurde. Besorgniserregend ist dieser saft- und ideenlose Auftritt dennoch. Nicht nur mit Blick auf die Form dieses Teams, sondern auch mit Blick auf die auslaufenden Verträge.
Da darf sich niemand hinter der Qualität Barças verstecken. Diese Niederlage muss ehrlich und offen aufgearbeitet werden. So schnell es geht. Denn jetzt braucht es sehr schnell eine große Wende.
Abschließend müssen wir noch ein paar Worte zur Übertragungssituation verlieren. Die Nacherzählung des Spiels haben wir in diesem Fall etwas ausführlicher gestaltet, als wir es normalerweise tun. Grund dafür ist, dass das ZDF sich dazu entschieden hat, dass Frauenfußball in Deutschland offenbar keine Bühne mehr verdient hat.
Obwohl sie die Sublizenz und damit die Möglichkeit haben, an jedem Spieltag ein Spiel eines deutschen Teams zu zeigen, verzichten sie darauf und wollen erst ab dem Halbfinale einsteigen. Eine bemerkenswerte Entscheidung. Und ein Arschtritt für alle Bemühungen der letzten Jahre. Nicht mal einen billigen Livestream gab es.
Stattdessen laufen die Champions-League-Spiele nun alle hinter der Paywall von Disney+. Wer hätte gedacht, dass es in Deutschland möglich ist, die Wertschätzung für die Frauen noch ein Stück herunterzufahren?