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·30. Oktober 2025
Mehr Team, weniger Stress: Was Basketball anders macht als Fußball

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·30. Oktober 2025

Unsere Praktikantin Mina (18) spielt in Hannover Basketball – viermal pro Woche steht sie selbst auf dem Feld. Zusätzlich trainiert sie jeden Dienstag und Donnerstag die 11- und 12-Jährigen in ihrem Verein. Junges Engagement im Sport lebt also!
Als ich ihr vorschlug, gemeinsam einen Hartplatzhelden-Podcast aufzunehmen, freute sie sich sehr – es war ihr erster. Ein wenig aufgeregt war sie zwar, aber völlig unnötig, wie sich schnell zeigte. Mina hatte viel zu erzählen. Ich fragte sie nach ihrer Arbeit als Trainerin, nach den Eltern der Kinder, nach den Trainingsbedingungen – und wollte wissen, wo eigentlich die Unterschiede zwischen Basketball und Fußball liegen.
Zunächst verlief unser Gespräch recht unspektakulär. Mina scheint ihren Job souverän zu machen und alles gut im Griff zu haben. Die Kinder sind motiviert und talentiert, die Eltern halten sich angenehm zurück, und auch die Rahmenbedingungen – Halle, Ausstattung, Organisation – passen. Wenn sie Fragen hat, kann sie sich jederzeit an erfahrene Leute im Verein wenden.
Doch schon bald merkte ich: Die Welt im Basketballverein tickt anders als im Fußball. Wobei wir uns beim FC Internationale über Kinder und Eltern ebenfalls kaum beklagen können – Ausnahmen bestätigen die Regel. Bei der Infrastruktur sieht es im Fußball allerdings deutlich schwieriger aus. Und immer wieder höre ich durch Kollegen anderer Vereine von Problemen mit Eltern, die sich einmischen: „Warum spielt mein Kind zwei Minuten weniger als sein Mitspieler?“ – ein Klassiker.
Fast beruhigt war ich, als Mina erzählte, dass es auch im Basketball lautstarke Kritik an Schiedsrichtern gibt. Doch dort hat das Konsequenzen: Wer sich danebenbenimmt, riskiert ein T, ein technisches Foul – und im Wiederholungsfall den Hallenverweis. „Das gilt als ziemlich peinlich“, meinte sie. Wenn Eltern über die Stränge schlagen, bittet sie einfach den Schiedsrichter, entsprechend mit Sanktionen zu reagieren.
Der Schiedsrichter steht im Basketball nie allein auf dem Feld. Es gibt immer zwei Unparteiische – jeweils einen pro Spielfeldhälfte – und zusätzlich ein Kampfgericht, bestehend aus drei Personen, das von der Heimmannschaft gestellt wird. Beliebt ist das nicht immer, aber alle wissen, dass sie irgendwann an der Reihe sind. Meist übernehmen das Spielerinnen oder Spieler, die vorher oder nachher selbst im Einsatz sind.
Das sorgt automatisch für kollegiales Verhalten: Die Beteiligte müssen zusammenarbeiten, damit der Spielbetrieb funktioniert. Im Fußball ist das ganz anders. Dort steht der Schiedsrichter oft allein auf dem Platz – ebenso wie die Trainer, die sich um alles kümmern müssen. Umso wichtiger ist es, Eltern zur Mitarbeit zu motivieren. Meine Kollegin Susanne Amar erzählt oft von der Zeit, als ihr Sohn Jugendspieler war: Bei jedem Spiel mussten zwei Eltern den Schiedsrichter betreuen und sich um Kaffee, Wasser und Obst kümmern. Das stärkt das Wir-Gefühl und entlastet alle.
Mir fällt immer wieder auf, dass wir im Fußball häufig klagen, die Belastung sei zu groß. Vielleicht müssten wir einfach mehr Menschen einbinden. Warum sollten nicht auch Spielerinnen und Spieler, die vorher oder nachher dran sind, kleine Aufgaben übernehmen? Ein „Kampfgericht“ brauchen wir zwar nicht – aber beim Warmmachen oder beim Platzaufbau kann man gut Unterstützung gebrauchen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Natürlich ist auch im Basketball nicht alles eitel Sonnenschein. Es gibt dort wie überall Vereine, die besser oder schlechter funktionieren. Ehrgeiz und Konkurrenz gehören auch hier dazu. Mina jedenfalls möchte ihre Schützlinge fördern – und vielleicht irgendwann den nächsten Dirk Nowitzki oder Dennis Schröder entdecken. Trotzdem wirkten ihre Erzählungen auf mich erstaunlich entspannt.
Auf die Frage, warum sie so viel Zeit investiert, antwortete sie mit Leidenschaft und dem Feedback der Kinder, das sie nach dem Training stets einholt. Schließlich will Mina wissen, wie es denen gefallen hat und ob es etwas zu verbessern gibt. Da sie sich im Verein stets gut aufgehoben fühlt und Ansprechpartner hat, fehlt es ihr nicht an Wertschätzung. Für mich war das Gespräch eine Bestätigung: Eine gute Vereinsorganisation ist die halbe Miete.
Wenn junge Menschen sich unterstützt fühlen, finden sich auch leichter neue Ehrenamtliche. Oft liegen Vereinsstrukturen in den Händen langjähriger Funktionsträger, die Veränderungen eher skeptisch sehen. Vielleicht sollten sie öfter die Jüngeren fragen, welche Ideen und Verbesserungsvorschläge sie haben – es könnte dem Verein nur guttun.
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