Vertikalpass
·5. November 2025
Nach Bobic & Balakov – wer trifft gegen Rotterdam?

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·5. November 2025

Vor mehr als 50 Jahren das erste Aufeinandertreffen, vor 25 das letzte Duell mit Feyenoord Rotterdam. Wie der VfB das UEFA Cup-Finale verpasste, Arie Haan sich eher still freute, Fredi Bobic seinen Frust in Tore umwandelte und Krassimir Balakov lieber schwieg.
1974: Bereits bissle jung & wild Der VfB war jung in Europa, sogar ein bisschen wild, auch wenn Buffy Ettmayer mitspielte. Aber von den ersten jungen Wilden waren schon Arno Schäfer, Markus Elmer und Bernd Martin dabei. Ohne ihn hätte der VfB nicht das quasi Unmögliche geschafft, Dynamo Kiew auszuschalten. Vor 50 Jahren mit Oleg Blochin wohl die beste Mannschaft der Welt, abgeschossen vom 19-jährigen Martin. Jetzt im Halbfinale des UEFA-Cups gegen Feyenoord. Eine Mannschaft mit typisch holländischem Spielstil, 4-3-3, mit Wim Jansen und Willem van Hanegem, die Deutschland wenige Wochen später im WM-Finale knapp unterliegen werden. Das Hinspiel in Rotterdam endete 2:1, nachdem Dieter Brenninger die Führung erzielt hatte.
Beim Rückspiel im Neckarstadion vor 70.000 Zuschauern lag der VfB 0:2 zurück, erneut war es Brenninger, der traf, mit einem Doppelschlag. Aber der VfB verpasste das Finale und zeigte dennoch, dass er europäisch mitspielen konnte. In der Liga folgte allerdings ein Jahr später der Abstieg.
1989: Road to Maradona 1. Runde gegen Feyenoord, kein einfaches Los, obwohl ich keinen einzigen Rotterdam-Spieler kenne. Enge Kiste wars, Hinspiel 2:0 nach Toren von Fritz Walter und Karl Allgöwer. Rückspiel im de Kuip eklig. Asgeir Sigurvinsson, gerade erst eingewechselt, schoss mit seinem ersten Ballkontakt das entscheidende Auswärtstor. Trainer Arie Haan mit seinem Gottlieb Wendehals-Sakko freute sich ausnahmsweise mehr nach innen, wollte mit seinen Landsleuten keinen Ärger. Den gab’s im Final-Hinspiel, als der VfB in Neapel von Schiri Gerasimos Germanakos verpfiffen wurde.
1998: Winnie? Puh! Der geliebte Jogi weg, die Stimmung war selten mieser als damals. Offene Rebellion von allen gegen Trainer Winnie Schäfer, alleine seine gelbe Krawatte war eine Provokation für alle VfB-Fans, die forderten:„Schäfer geh’ und nimm’ MV gleich mit!”. Ihn als ungebliebt zu bezeichnen, wäre ein Euphemismus. Fredi Bobic war jedenfalls richtig sauer, schoss sich nach einem 1:3 zu Hause vor 18.000 Zuschauern den Frust weg mit seinem 3:0-Treffer in der 90. Minute beim Rückspiel in Rotterdam. Die anderen beiden Tore schossen Krassimir Balakov und ein gewisser Kristijan Djordjevic. Schäfer wurde kurz darauf entlassen und gilt als größtes Missverständnis in der Vereinsgeschichte. Spieler wie Frank Verlaat und Thomas Berthold waren sich sicher: “Der redet nur wirres Zeug.“

Typisch Fredi Bobic. Aber auch seine zupackende Art konnte 1998 das Ausscheiden gegen Club Brügge nach einem aufregenden Spiel inklusive Verlängerung (Tor: Bobic) in der zweiten Runde nicht verhindern.
2000: Der Professor wusste alles besser Dramatisch auch diese Begegnung in der dritten Runde des UEFA Cups: Balakov mit einem Elfmeter in Rückspiel 2:1. Es musste wieder die 90. Minute sein, Silvio Meißner hatte den VfB vor 15.000 Zuschauern in Führung gebracht. Das Hinspiel endete 2:2, das unübertroffene Sturmduo Sean Dundee und Viorel Ganea erzielte die Tore. In der 79. Minute feierte Alex Hleb sein internationales Debüt, Trainer Ralf Rangnick stellte ein kurioses Mittelfeld auf: Meißner, Krisztian Lisztes, Bradley Carnell, Zvoni Soldo und Roberto Pinto.
Das Rotterdam-Spiel wurde als letzte Chance für Rangnick bezeichnet, nach dem Ausscheiden in der nächsten Runde gegen Celta de Vigo war dann wirklich Schluss. Zum Verhängnis wurde ihm seine Besserwisserei und sein zerrüttetes Verhältnis mit Balakov. Das Freundlichste, was man vom Bulgaren über Rangnick hörte, war Schweigen.
Und heute? Im dritten Spiel der Gruppenphase der Europa League nun das neunte Aufeinandertreffen des VfB mit Rotterdam. Ein VfB-Tor in der 90. Minute scheint garantiert zu sein. Dass es ein Elfer wird, eher unwahrscheinlich, so wie der VfB derzeit Strafstöße schießt. Aber einen echten Neuner wie Dundee oder Ganea, den könnte der VfB gut gebrauchen.
Zum Weiterlesen: Markus Elmer blickt zurück auf das Halbfinale 1974 gegen den späteren UEFA Cup-Sieger: “Wir haben uns gut verkauft”. (StZ-Plus)
Bilder: Martin Rose/Bongarts/Getty Images (Aufmacher), Peter Schatz/Bongarts/Getty Images (Artikelbild)
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