Rund um den Brustring
·3. November 2025
Nicht nur unglücklich

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·3. November 2025

Im Spitzenspiel in Leipzig legte sich der VfB zwei von drei Gegentoren mehr oder minder selber rein. Aber auch ohne diese Missgeschicke wäre ein Punktgewinn für die Brustringträger mindestens schmeichelhaft gewesen, zu groß war die Diskrepanz in der Gefahr vor dem Tor.
Endlich hatte der VfB am Samstagnachmittag in der ostdeutschen Filiale des Salzburger Getränkemarkts die Gelegenheit, die eigene Stärke auch in der Liga einmal auf die Probe zu stellen. Ohne die Siege gegen das untere Tabellendrittel und den Einzug ins Pokal-Achtelfinale kleinreden zu wollen, sollte sich am neunten Spieltag zeigen, ob wir auch in der Lage sind, Mannschaften auf Augenhöhe — oder höher — zu schlagen, nachdem das im Supercup, in Freiburg und bei Fenerbahce bisher nicht geklappt hatte. Sebastian Hoeneß sah im Nachhinein über große Teile der erste Halbzeit ein “nahezu perfektes Spiel” seiner Mannschaft und diese “über weite Strecken auf Augenhöhe” mit dem Kontrahenten. Und wenn man sich die Pass- und Ballbesitzstatistiken anschaut sowie die Tatsache, dass von den drei Toren der Hausherren eines ein Eigentor und eines ein Lapsus von Alex Nübel waren, könnte man durchaus zu der Annahme kommen, dass der VfB hier mindestens unglücklich verloren hat. Wie schon gegen andere starke Gegner war es aber vor allem die fehlende offensive Durchschlagskraft, die die Niederlage zu einer verdienten machten.
Man muss natürlich konstatieren, dass man es in Salzburg-Nord mal wieder geschafft hat, dass endlos zur Verfügung stehende Geld sinnvoll einzusetzen. Ein Spieler wie Yan Diomande wird in dieser Spielzeit noch anderen Abwehrreihen Probleme bereiten. Und es ist auch nicht so, als hätte der VfB eine schlechte Leistung gezeigt oder die nötige Haltung zu Gegner und Spiel vermissen lassen — allein die Qualität, die die Brustringträger am Samstagnachmittag auf den Platz brachte, reichte nicht. Und damit meine ich nicht die unglückliche Grätsche von Jeff Chabot ins eigene Tor oder die Leichtsinnigkeit von Alex Nübel, bei einem knappen Rückstand vor dem eigenen Strafraum ins Dribbling zu gehen. Nein, der Qualitätsunterschied offenbarte sich darin, wie häufig die beiden Leipziger Außenspieler — der bereits genannte Diomande und Antonio Nusa auf der anderen Seite — in der Lage waren, in den VfB-Strafraum einzudringen und den Ball gefährlich aufs Tor zu bringen. 14 Schüsse gaben die Hausherren innerhalb des Strafraums ab, bei sechs davon musste der ansonsten überragende Nübel einen Einschlag verhindern. Vor allem Hendriks und Maxi Mittelstädt hatten so massive Probleme, ihre Seite unter Kontrolle zu kriegen, dass man sich fragen muss, ob eine Viererkette nicht vielleicht stabiler gewesen wäre.
Aber auch defensiv war Leipzig uns immer eine Nasenspitze voraus. Dass der VfB hingegen insgesamt nur vier Schüsse auf das Tor von Gulasci brachte und davon neben Tiago Tomás sehenwertem Anschlusstreffer nur der lasche Schuss von Deniz Undav innerhalb des Sechzehners abgegeben wurde, hatte einerseits natürlich mit der Defensivstärke der Leipziger zu tun, die nach den sechs Gegentoren zum Auftakt in München bis zum Samstag nur drei weitere Gegentore kassiert hatten. Aber auch damit, dass dem VfB gegen eine aus guten Spielern bestehende gut organisierte Abwehr ziemlich wenig einfiel. Die gute Passquote und der viele Ballbesitz entstanden nämlich vor allem in eher ungefährlichen Zonen weitab des Leipziger Strafraums. Dass der VfB dabei nicht früher angelaufen wurde, hat auch mit dem Respekt zu tun, den wir uns mit vier Siegen in Folge bei den Konstrukteuren erarbeitet haben. Sobald sich der Ball am Fuß eines VfB-Spielers jedoch dem Strafraum näherte, zog sich das Abwehrnetz des Gegners so eng zusammen, dass mit unserem handelüblichen Passspiel kein Durchkommen war — ungenaue Abspiele und leichte Ballverluste taten ihr Übriges.
Tabellarisch und auf die Saison gesehen ist eine Niederlage in Leipzig natürlich verkraftbar. Der VfB hat bewiesen, dass er sich gegen schwächere Mannschaften keine Blöße mehr gibt, während Gegner wie Leipzig, München und vermutlich in dieser Saison auch wieder Dortmund nur geschlagen werden können, wenn bei uns alles zusammenkommt und die Mannschaft in der Lage ist, ihre ganze Qualität auf den Platz zu bringen. Bereits am kommenden Sonntag können die Brustringträger gegen Augsburg nachweisen, dass sie taumelnden Gegnern den Knockout verpassen können, ohne dabei auf die Fresse zu fallen. Interessanter wird es aber, ob Mannschaft und Trainer aus der Niederlage in Leipzig Schlüsse für das Heimspiel gegen Feyenoord am Donnerstag ziehen können. Denn in einer Liga mit nur acht Spielen wiegt eine weitere Niederlage umso schwerer, vor allem nachdem man in zwei Auswärtsspielen in Folge Punkte hat liegen lassen. Auch Rotterdam hat in der Eredivisie in elf Spielen erst zehn Gegentore kassiert, sechs davon in zwei Spielen. Wir kamen auch mit überschaubarem offensiven Ertrag gut durch die letzten Wochen — müssen uns jetzt aber steigern, wenn wir uns in Spielen wie am Samstag hinterher nicht nur für die Augenhöhe auf die Schulter klopfen wollen.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass sieht den Auftritt des VfB etwas positiver: “Der VfB spielte ansehnlich, flüssig, mutig. Leipzig dagegen abwartend, lange passiv. Beim VfB stimmten die Abläufe, die Raumaufteilung, die Energie. Leipzig dagegen cool. Es verließ sich auf die Abwehr und wusste, dass vorne die Individualisten das Spiel entscheiden können.”
Titelbild: © Stuart Franklin/Getty Images
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