Vertikalpass
·1. Dezember 2025
Oldschool VfB: dumm gelaufen!

In partnership with
Yahoo sportsVertikalpass
·1. Dezember 2025

Es gab lange Zeit die Einschätzung, es gäbe kaum eine dümmere Mannschaft im Deutschen Fußball als den VfB. Vor allem unter Pellegrino Matarazzo machte das die Runde weil der VfB auf unerklärliche und unnötige Weise Punkte und Spiele verlor. Gegen den HSV, der genau zwei gute Angriffe hatte, muss der VfB sich wirklich die Frage gefallen lassen: Wie blöd kann man ein Spiel herschenken?
Die Aufstellung: Im Nachhinein ist man immer klüger. Nachdem Sebastian Hoeneß meist richtig lag, gingen dieses Mal seine Ideen nicht auf. Wobei nicht explizit ein Personalwechsel ein Fehler war, aber in der Gruppe als Ganzes passte vieles nicht. Lauf- und Passwege, Raumaufteilung, alles nicht optimal, im Detail kam es immer wieder zu Ungenauigkeiten. Auch die Klarheit und Durchsetzungsfähigkeit im letzten Drittel fehlte.
Die Arroganz: Die wird Hoeneß von außen gerne unterstellt bei der gewählten Aufstellung. Hatten jedoch nicht die meisten mit einem klaren Sieg gerechnet, selbst mit Pascal Stenzel auf der 10?
Deniz Undav, Maxi Mittelstädt, Jamie Leweling und Ata Karazor eine Pause zu gönnen: nachvollziehbar. Ameen Al-Dakhil Spielzeit zu geben: logisch. Ohne klassischen Stürmer spielen zu lassen: dem Spielpan, den Verletzungen und der Kaderplanung geschuldet. Dennoch: Pascal Stenzel kann vieles, sogar auf der 10 spielen, aber linker Schienenspieler? Eher nicht. Bilal El Khannouss mal draußen lassen: hätte ihm gut getan. Mit Arroganz jedoch hatte die Aufstellung nichts zu tun. Es fehlte Dynamik und Energie und es spricht nichts dagegen, dass dies die Startelf auf den Platz bringt. Nicht zu vergessen: Bei Abpfiff standen die Unterschiedspieler der letzten Begegnungen auf dem Platz.

Deniz Undav schoss mit dem 1:1 gegen den HSV in der Bundesliga die letzten sechs Tore und übertrumpfte damit Jürgen Klinsmann, dem fünf Tore am Stück gelangen (vor 40 Jahren, in einem Spiel, beim 7:0 gegen Fortuna Düsseldorf).
Die Standfestigkeit: Nach dem Hamburger Dreifachwechsel in der 67. Minute verlor der VfB völlig seine Souveränität. Plötzlich der HSV mit 75 Prozent Ballbesitz. Selbst in Überzahl ab der 81. Minute trat der VfB nicht dominant auf. Einer Mannschaft mit dem Anspruch des VfB darf das nicht passieren gegen einen Aufsteiger, der einen Punkt aus den letzten fünf Spielen geholt hatte.
Die Konsequenz: Als Alexander Røssing-Lelesiit vor dem 1:0 durch das Stuttgarter Mittelfeld Cha-Cha-Cha tanzen durfte und den Treffer von Robert Glatzel fein vorbereitete, war dies das Ergebnis einer seltsamen Teilnahmslosigkeit. Kein Stuttgarter übernahm die Autorität, den Angriff zu unterbinden, notfalls auf Kosten einer gelben Karte. Ähnliche Szenen gab es einige im Volksparkstadion, in denen dem VfB die Haltung fehlte.
Die Haltung: Einen solchen Angriff in letzter Sekunde darf der VfB nicht zulassen. Offensichtlich war sich die Mannschaft zu sicher, dass nach dem vermeintlich letzten Freistoß Schluss ist und der HSV keine Chance mehr hätte. Undav versuchte ein Trickle, so sagte er es nach dem Spiel, aber Angelo Stiller hätte ihn missverstanden. Er nimmt die Schuld auf sich und ein bisschen Luft aus dieser lächerlichen Szene. Was aber keine Begründung für die katastrophale Verteidigung im Anschluss an die misslungene Aktion ist.
Nach den Eindrücken in dieser Saison schien es so, als ob der VfB gefestigt sei. Eine gewisse Reife an den Tag legt. Nach dem HSV-Spiel muss man feststellen: Der VfB ist noch nicht so weit wie gedacht und gewünscht. Das war ein Rückfall in alte Zeiten. Oldschool VfB, und besonders bitter angesichts des Spielplans.
Zum Weiterlesen: Unser VertikalGIF sieht “Slapstick im hohen Norden”
Heiko Hinrichsen von der StZ stellt fest, dass “nicht die bessere, sondern die cleverer agierende Mannschaft gewonnen hatte“ (Plus) und ist gleichzeitig der Meinung, Hoeneß habe zu viel rotiert.
Bilder: Stuart Franklin/Getty Images









































