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·13. Oktober 2025

Platz 1! Aber eine Bratwurst hätte Deutschland gut getan

Artikelbild:Platz 1! Aber eine Bratwurst hätte Deutschland gut getan

Die lustigste Szene passierte beim Länderspiel in Hoffenheim, als die TV-Kameras die letzten Sekunden vom Luxemburg-Spiel (4:0) auf dem Rasen einfingen. Kein Fernsehzuschauer konnte das sehen: Ein unbekannter Mann lief mit einer frischen Bratwurst samt Brötchen im Rücken von Bundestrainer Julian Nagelsmann quer durch die Coaching Zone an der Trainerbank.

Er verschaffte sich auf Höhe Mittellinie Zugang zur Haupttribüne und überreichte die Bratwurst weiter oben einem Herrn mit Sportkäppi, der im Presseblock offenbar für die Technik im Stadion zuständig war. Wer weiß, ob Nagelsmann nicht zugriffen hätte, wenn er bemerkt hätte, was in seinem Rücken ablief. Vielleicht hätte er nach dem 4:0 gegen Luxemburg bessere Laune gehabt.


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Nationalmannschaft auf Kurs – aber…

Der Blick auf WM-Qualifikationsgruppe A sollte Deutschland beruhigen. Nach dem Sieg gegen Luxemburg liegt Julian Nagelsmanns Nationalmannschaft, wo man sie von Anfang an vermutet hat: auf Platz 1. Dass Nordirland und die Slowakei punktgleich folgen: geschenkt. Im direkten Duell mit beiden Mannschaften kann das DFB-Team die Verhältnisse zurechtrücken.

Alles im Lot also? Das 4:0 gegen die Nummer 96 der Fifa-Weltrangliste kann über Schwächen nicht hinwegtäuschen. Denn so überzeugend das Ergebnis auch klingt: Rund lief’s bei aller Dominanz nicht. Zur vollständigen Wahrheit des dritten Qualifikationsspiels gehört vor dem Nordirland-Spiel am Montag in Belfast nämlich auch, dass Deutschland an seine Grenzen stieß.

  • Von den vier deutschen Toren fielen drei aus Standardsituationen, waren folglich nicht erspielt.
  • Luxemburg spielte fast komplett in Unterzahl; aber nur Serge Gnabry knackte den Abwehrriegel.
  • Keines der vier Tore erzielte ein Mittelstürmer; weder Nick Woltemade noch Jonathan Burkardt.

Als er in der anschließenden Pressekonferenzen gefragt wurde, warum Woltemade nicht punktete, reagierte der Bundestrainer beinahe pampig: „Es war für alle Stürmer super schwer“, suchte Nagelsmann nach Ausreden, „die Überzahl war nicht förderlich, weil es immer noch enger wurde.“ Im Klartext heißt das: Sein Angriff war mit dem unerwarteten Vorteil überfordert.

Das ist kein gutes Vorzeichen. Einem leichteren Gegner als Luxemburg wird Deutschland bei der WM 2026 kaum begegnen. Was sagt das über Florian Wirtz aus, wenn der teuerste deutsche Profi kein Mittel gegen eine Verteidigung findet, die ihren Strafraum kaum verlässt? Nagelsmann hatte ihn extra nach links beordert, damit er weniger Störfaktoren vorfindet. Nutzte nur nichts.

„Nicht seine Schuld“

Wirtz steckt in einem Formtief, seit er für 150 Mio. Euro zum FC Liverpool gewechselt ist. In der Premier League konnte er bislang keinen Treffer und keine Torlage verbuchen. Nagelsmann fand auch hier eine Beschönigung: „Er ist der Spieler, der die meisten Chancen vorbereitet. Nicht seine Schuld, dass der Mitspieler die nicht macht. Die Statistik ist nicht mal ein Drittel der Wahrheit.“

Wenn das so ist, fragt man sich: Warum setzte dann sein Liverpooler Kollege Arne Slot seinen Starspieler zuletzt auf die Ersatzbank? Nagelsmann ist da schnell zu durchschauen: Mit seinen Beschwichtigungen will er den Laden zusammenhalten. Kritik und damit Druck waren ja groß, seit er im September den Start in die WM-Qualifikation (0:2 in der Slowakei) vergeigt hatte.

Nagelsmann weiß zu gut: Die WM-Qualifikation wird nicht in Gefahr geraten. Was er braucht: Zeit, damit verletzte Stammspieler zurückkommen und taktische Winkelzüge greifen. Die permanente Nörgelei geht ihm auf die Nerven, er sagt: „Wir müssen uns nicht beteiligen an dieser Schnelligkeit des Geschäfts.“ Aber man kann auch nicht alles schönreden. Dann lieber zur Bratwurst greifen.

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