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·27. Oktober 2025
RB Leipzigs kalkulierte Bescheidenheit ist die klügste Antwort auf Bayern

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Trainer Ole Werners Weigerung, nach dem 6:0 in Augsburg den Bayern-Jäger zu geben, wirkt auf den ersten Blick wie übertriebene Vorsicht. Doch sie offenbart eine Reife, die RB Leipzig in früheren Jahren fehlte. Die Sachsen haben aus der 0:6-Demütigung zum Saisonauftakt die richtigen Schlüsse gezogen: Nicht die großspurige Ansage macht den Herausforderer, sondern die kontinuierliche Leistung über 34 Spieltage. Werner verzichtet bewusst auf eine Kampfansage an die Bayern, obwohl sein Team nach sieben ungeschlagenen Spielen durchaus Selbstvertrauen tanken dürfte.
Diese Zurückhaltung ist keine Schwäche, sondern strategische Klugheit. Der Trainer weiß, dass verbale Duelle mit München meist nach hinten losgehen. Die Geschichte lehrt: Wer die Bayern öffentlich herausfordert, bekommt meist die Quittung auf dem Platz. Leipzig agiert anders. Sie arbeiten im Stillen an ihrer Entwicklung, ohne den Platzhirsch unnötig zu reizen. Das Bemerkenswerte am Rekordsieg in Augsburg war nicht nur das Ergebnis, sondern die Selbstkritik danach. Werner sieht trotz des höchsten Auswärtssiegs der Vereinsgeschichte noch erhebliches Verbesserungspotenzial. Marcel Schäfer spricht von Lapsus im Aufbauspiel, Willi Orban mahnt vor schwereren Gegnern.
Diese Haltung mag nach einem 6:0 übertrieben wirken, doch sie zeigt: Leipzig hat verstanden, dass der Weg nach oben nur über permanente Selbstreflexion führt. Die Mannschaft feiert nicht den Moment, sondern denkt bereits an Stuttgart und die Wochen danach. Diese Mentalität unterscheidet Spitzenteams von Mittelmaß. Fünf Punkte Rückstand auf die Bayern nach acht Spieltagen sind kein Drama, sondern eine solide Ausgangsposition. Leipzig bleibt seit der Auftaktniederlage ungeschlagen, sammelt konstant Punkte und entwickelt unter Werner eine taktische Flexibilität, die in den Vorjahren vermisst wurde.
Die wahre Stärke zeigt sich nicht in vollmundigen Ankündigungen, sondern in der Fähigkeit, nach einem 0:6 nicht in Selbstzweifel zu verfallen. Leipzig hat bewiesen, dass sie mental gefestigt sind. Sie müssen nicht über Titel reden, um welche zu gewinnen. Die Bayern werden sie ohnehin erst ernst nehmen, wenn der Vorsprung auf drei Punkte schmilzt. Bis dahin ist Werners vornehme Zurückhaltung die perfekte Taktik: unter dem Radar fliegen, Punkte sammeln, besser werden. Die Jagd auf Bayern beginnt nicht mit Worten, sondern mit Konstanz. Genau die zeigt Leipzig gerade.









































