
Rund um den Brustring
·1. Oktober 2025
Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit dem FC Basel-Podcast Yynedruggt

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·1. Oktober 2025
Am zweiten Spieltag der Europa League geht es für den VfB zum FC Basel 1893. Wie es für den Schweizer Doublesieger aktuell läuft und was die Vereine außer dem Gründungsjahr noch verbindet, darüber haben wir mit Patrice und Michel vom FCB-Podcast Yynedruggt gesprochen.
Rund um den Brustring: Hallo und vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit für unsere Fragen nehmt. Stellt Euch und Euren Podcast doch bitte kurz vor.
Yynedruggt: Wir sind Michel und Patrice vom Podcast “yynedruggt” was Baseldeutsch ist und für “reingedrückt” steht. Wir sind ein reiner Fan-Podcast und besprechen wöchentlich die Themen rund um unseren FCB. Auf unserer website könnt ihr gerne mehr über uns persönlich lesen und nachschauen wie der Podcast entstanden ist.
Der FC Basel ist nach acht Jahren wieder Meister und nach sechs Jahren wieder Cup-Sieger geworden. Wie groß ist die Freude in Basel über die Rückkehr an die Spitze, die lange die Konkurrenz aus Bern innehatte?
Wie bereits von euch richtig recherchiert, hatte der FCB eine lange Durststrecke hinter sich. Aus unserer Sicht längst überfällig und doch nicht selbstverständlich. In den letzten Jahren mussten die Fans unten durch, vor allem aufgrund der Ära Bernhard Burgener (2017–2021). Dieser übernahm den Verein nach der erfolgreichsten Zeit des FCB in den 2010er Jahren im Jahr 2017. Mit hirnrissigen Vorstellungen und personellen Entscheidungen hatte er den Verein innert wenigen Jahren an den Abgrund gewirtschaftet. Zum Glück übernahm David Degen den Verein. Mit klaren Führungsmanagement was nicht immer beliebt war, konnte er vieles wieder gerade biegen und in die richtige Bahnen lenken.
Der sportliche Misserfolg war in Basel durchaus zu spüren. Die Young Boys hatten uns den Rang abgelaufen und man fragte sich wann dies wieder ein Ende finden würde. Ein kleiner Hoffnungsschimmer war als der FC Zürich 2022 die Dauermeisterschaft der Berner brechen konnte. Da war die Hoffnung wieder spürbarer und die Meinung “jetzt müssen wir wieder” kam auf. Aus unserer Sicht war dort die Mannschaft noch nicht so weit und wir hatten x Leihspieler welche den Verein nach einem Jahr wieder verlassen hat. So konnte keine Konstante in der Mannschaft erkannt werden und die jungen Spieler, die wir hatten, nutzten vor allem das internationale Schaufenster, welches im Conference League-Halbfinale mündete. Einige Spieler welche Teil davon waren sind Zeki Amdouni, Dan Ndoye, Wouter Burger (TSG Hoffenheim), Andy Diouf oder Riccardo Calafiori.
Für viele Fans gibt es zwei hervorstechende Namen für das Zurückholen der Meisterschaft. Zum einen Sportdirektor Daniel Stucki welcher ein guter Gegenpol zu David Degen ist. Seine Arbeit wird hoch angesehen und er wird eigentlich hervorgehoben wenn es darum geht, dass man endlich eine starke und konstante Mannschaft zusammenstellen konnte. Das einzige was man Stucki bisher ankreiden kann, ist die Verstärkung im Sturm-Zentrum. Man holte Broschinski vom VfL Bochum, er überzeugt aber überhaupt nicht. Ansonsten war es ein guter Transfersommer, leider wurde das Kader zu spät zusammengestellt. Wir hätten ja noch die Chance gehabt auf Champions League, verloren da aber beide Spiele gegen Kopenhagen. Leider ist das als FCB auch schwierig da wir in der Nahrungskette nochmals unter beispielsweise euch stehen und erst gegen Ende einer Transferperiode den Kader vollenden können. Schön anzusehen war es, dass viele Leistungsträger geblieben sind und nicht das erstbeste Angebot angenommen hat.
Der andere Name ist Xherdan Shaqiri. Wer sonst? Er hatte nach ein paar Spielen mit Startschwierigkeiten eine unglaubliche Saison. Ich denke da seid ihr auch schon informiert. Er war der Gamechanger in sehr vielen Spielen.
Aktuell rangiert der FCB auf Platz 5, am Wochenende gab es eine Niederlage gegen Luzern, auch in die Europa League startete man mit einer Niederlage in Freiburg. Wie fällt Euer Fazit des Saisonstarts unter unserem ehemaligen Meisterspieler Ludovic Magnin aus?
Leider war der Saisonstart 25/26 nicht so ganz wie vorgestellt. Mit Magnin steht ein neuer Trainer an der Seitenlinie welcher einen unserer Meinung nach spannenden und gutpassenden Spielstil einbauen will. Ansätze sind auch klar erkennbar. Leider sieht man zurzeit öfters technische Mängel in der Mannschaft gerade im Aufbauspiel und in der Ideenfindung auf den letzten 20 Meter. Dies hat mehrere Gründe für uns. Zwar ist die Defensive ziemlich gleich geblieben, jedoch gab es vorne einige Änderungen. Der Abgang von Leon Avdullahu ist deutlich spürbar, welcher ein klasse Aufbauspieler war und mit seinen präzisen Pässen im Spiel fehlt. Auch gab es Rotation in der Offensive mit Salah/Agbonifo (Flügel) und Moritz Broschinski (sehr schwach) sieht man, dass gewisse Zahnräder noch nicht in einander greifen.
Ein grosser Punkt welcher das Umfeld um den FCB spürt: Die Doppelbelastung ist in Basel wieder zurück und dies merkt man. Letztes Jahr konnte sich voll auf die Meisterschaft konzentriert werden, das ist diese Saison nicht mehr so.
Wie wurden denn eigentlich die Lose Freiburg und Stuttgart aufgenommen bei Euch?
Die Duelle mit dem VfB und dem SCF waren gemeinsam mit Aston Villa die Highlights der Auslosung.
Zum Spiel: Xherdan Shaqiri ist mit vier Treffern bester Torschütze bei Euch. Vor wem müssen wir uns noch in acht nehmen?
Speziell ein Auge würde ich das Duo Shaqiri/Otele haben. Dies harmonierten (eigentlich noch mit Traore) letzte Saison extrem Stark. Otele erzielte auch einen sehenswerten Treffer gegen Freiburg. Shaq glänzt mit gefährlichen Standard-Situationen und unglaublichen Pässen. Otele durch sein Tempo und 1gg1 Situationen. Euer ehemalige Spieler Moussa Cisse hat einem schweren Stand da er hinter Dominik Schmid kaum Einsatzzeit bekommt. Falls er spielt, fällt er mit seinem Offensivdrang auf.
Wo sind die Stärken und Schwächen des FCB?
Die größte Baustelle aktuell ist die Chancenauswertung. Unsere Stürmer Ajeti & Broschinski machen zu wenig aus den Chancen. Gerade Broschinski hatte einen schwachen Start. Auch fallen gerade wichtige Spieler wie Beni Traore und Keigo Tsunemoto aus.
Es war zu lesen, dass sich viele VfB-Fans auch außerhalb des Gästeblocks mit Karten versorgt haben. Wie blickt man in Basel auf diesen Umstand?
Aus Basler-Sicht leider, aus VfB umso geiler: wir haben zu wenig Tickets verkauft. Wir erwarten eine rot-weiße Schwaben-Invasion im Joggeli. Grund dafür sind die Ticketpreise. Im Package sind die Preise für alle vier Spiele knapp ertragbar aber die Einzelspiele sind einfach zu teuer. Ich denke dies ist der Hauptgrund das viele Stuttgarter an Tickets neben dem Gästesektor rankamen.
Trotzdem freuen wir uns sehr auf dieses Spiel gegen einen der größten deutschen Vereine und heißen euch gerne im Joggeli willkommen. Übrigens ist der St.-Jakob-Park logischerweise das schönste aber auch das größte Stadion der Schweiz mit einer Kapazität von 38 512.
Für viele VfB-Fans ist es das erste Auswärtsspiel in Basel, das letzte Aufeinandertreffen fand vor fast 50 Jahren im September 1978 stand. Was könnt Ihr uns sonst noch über den St.-Jakob-Park erzählen und habt Ihr für den Aufenthalt in Basel einen Geheimtipp?
In diesem Jahr gab es aber schon einige Änderungen welche vor allem auf Unmut bei der Fangemeinschaft stießen: Erstens Rauchfrei im Joggeli. Klar jeden Nichtraucher stört es weniger, die Raucher umso mehr. Jedoch darf in den Stadion-Gängen geraucht werden, nur am Platz nicht mehr. Zweitens die LED Bande. Die neue doppelte LED Bande kostete einige Plätze im den ersten Reihen im Sektor C (Haupttribüne). In der Bundesliga glaube ich gang und gäbe aber in der Schweiz etwas neues. Hässlich anzusehen und viel zu hell am Leuchten. Drittens die hässlichen grauen Sitze für die gehobene Gesellschaft. Seit der Womans Euro gab es diese im Sektor A (Presse und Loge). Einfach nicht passend zum restlichen Stadion.
Trotzdem kann das Joggeli zum Hexenkessel werden, wo schon viele internationale Top-Teams ins Stolpern geraten sind! Die Muttenzerkurve ist einzigartig und brilliert durch melodische Gesänge, wie aber auch durch Wucht und unermüdlicher Lautstärke. Da sind wir auch gespannt, uns mit der Cannstatter Kurve ein Duell auf den Rängen zu liefern.
Schaut gerne in unsere schöne Altstadt rein. Ein Mix aus alter Architektur mit Charm und Flair aber modernem Touch und Infrastruktur. Bei gutem Wetter empfehlen wir eine kurze Fahrt mit einer der Fähren welche über den Rhein fahren. Diese verbinden das Gross- und das Kleinbasel. Auf der Grossbasler-Seite findet man das Münster sowie das Rathaus welche nur ein paar Gehminuten entfernt voneinander sind. Des weiteren gibt es viele Einkaufsläden, versteckte Gassen und diverse Museen. Dies zieht sich im Kleinbasel weiter, wo aber vor allem ein Spaziergang am Rhein ein absolutes Highlight ist. Für den kleinen Durst mit schönem Blick auf den Rhein findet sich immer eine “Buvette” oder sonst ein kleines Café. Es empfiehlt sich nicht nur an den großen Straßen zu laufen sondern beispielsweise den Spalenberg (hat nichts mit Wandern zu tun) hinaufzugehen und dort auch in die verwinkelten Gassen zu blicken.
Was ist Euer Tipp für Startelf und Ergebnis?
Die Startelf wir wahrscheinlich folgendermaßen aussehen:
Formation 4231
Hitz
Rüegg — Adjetey — Barisic — Schmid Leroy — Metinho Otele — Shaqiri — Salah Ajeti
Die Hoffnung etwas Zählbares zu holen ist logischerweise da. Auch beim Anpfiff noch. Wir müssen aber realistisch betrachtet einsehen, dass es schwierig wird, einen oder geschweige drei Punkte zu holen. Ich persönlich sehe den VfB spielerisch nochmal besser als Freiburg. Trotzdem müssen wir eine Reaktion zeigen nach der ersten Niederlage in Freiburg. Genau das macht uns denke ich gefährlich und unberechenbarer. Unsere Hoffnung: Ein 2:1 Heimsieg Unsere Befürchtung 1:3 für den VfB
Titelbild: © Gabriele Maltinti/Getty Images