
Miasanrot
·25. September 2025
Stratege, Torjäger, Strippenzieher: Karl-Heinz Rummenigge wird 70!

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·25. September 2025
Karl-Heinz Rummenigge feiert am heutigen Donnerstag seinen 70. Geburtstag. Zeit, zurückzublicken auf einen wichtigen Spieler und Funktionär in Diensten des FC Bayern.
Was haben Karl-Heinz Rummenigge und Roque Santa-Cruz gemeinsam? Klar, beide spielten einst für den FC Bayern und beide Spieler waren in der Sturmspitze zuhause bzw. sind es heute noch, der Paraguayer geht nämlich auch mit 44 Jahren noch auf Torejagd.
Die gesuchte Gemeinsamkeit beider Angreifer findet sich aber eher im kulturellen Raum – über beide wurde ein Song geschrieben.
Rummenigge, 1974 zum FC Bayern gewechselt, entwickelte sich in München zum Weltstar und brillierte auch für die deutsche Nationalmannschaft, wo ihm in 95 Spielen 45 Tore gelangen. Der schnelle Angreifer machte sich international einen Namen und verzückte die Männer- und Frauenwelt.
Nach einer fulminanten Weltmeisterschaft 1982, Rummenigge traf fünfmal für die DFB-Elf, und zwei Treffern gegen die englische Nationalmannschaft im Oktober desselben Jahres widmete ihm das Popduo Alan & Denise einen Song. In „Rummenigge, what a man“ besang das Ehepaar den Spielstil des Mittelstürmers und seine „sexy Knie“.
Das künstlerisch fragwürdige Werk schaffte es in Deutschland auf Platz 43 der Charts und hielt sich dort ganze zwölf Wochen. Ein Erfolg, der eher gegen den Musikgeschmack der Deutschen als für die fußballerischen Künste des Lippstadters sprach.
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22 Jahre später stand Roque Santa-Cruz im musikalischen Fokus. Die Sportfreunde Stiller ließen den Südamerikaner in ihrem Song „Ich Roque“ hochleben. Die Münchner Band schaffte es mit diesem Song gar auf Platz 32 der deutschen Charts und hielt sich insgesamt 9 Wochen in der Rangliste.
Musikalisch gesehen hatte der Südamerikaner also seine Nase vorne, doch Rummenigge hinterließ beim FC Bayern dennoch größere Fußstapfen. Das beweisen nicht nur seine 217 Tore und 70 Vorlagen in 422 Spielen für den Rekordmeister, sondern auch sein Abgang im Jahr 1984.
Ja, richtig verstanden. Als Karl-Heinz Rummenigge den FC Bayern nach zehn Jahren in Richtung Inter Mailand verließ, hinterließ er zwar sportlich ein großes Loch, konnte den Klub allerdings finanziell retten. Uli Hoeneß, damals gerade kurze Zeit als Manager tätig, wird nicht müde zu betonen, dass die Ablöse, die Inter für Rummenigge zahlte, den Verein sanierte.
Im Gespräch mit Sport1 blickte Hoeneß auf die damalige Situation zurück: „Als ich Manager wurde, hatte der FC Bayern rund sieben Millionen Mark Schulden. Durch seinen Transfer – das waren damals etwa elf Millionen Mark – haben wir uns schuldenfrei gemacht. Mit den restlichen vier Millionen habe ich dann Lothar Matthäus für zwei Millionen und Roland Wohlfarth für eine Million verpflichtet. Mit der verbleibenden Million ist das Festgeldkonto des FC Bayern entstanden.“
Rummenigge sanierte den Klub und kam im Jahr 1991 in einer sportlich schwierigen Phase zum FC Bayern zurück. Der damalige Präsident Fritz Scherer wollte die Klubspitze breiter aufstellen und die sportliche Expertise stärken. Hoeneß bekam damals mit Rummenigge und Franz Beckenbauer zwei Vize-Präsidenten zur Seite gestellt.
Ein Schachzug, der sich als wichtig für die weitere Entwicklung erweisen sollte. Das Dreigestirn führt den FC Bayern zurück an die nationale Spitze und konnte 1996 mit dem UEFA-Cup den ersten großen Erfolg feiern. Im Laufe der Jahre wandelten sich die Rollen und Stellenbezeichnungen der drei Ex-Spieler, doch Rummenigge, Hoeneß und Beckenbauer hatten und haben immer noch großen Einfluss auf den Rekordmeister – selbst ohne offizielles Amt.
Karl-Heinz Rummenigge nahm in der jahrzehntelangen Tätigkeit als Funktionär dabei die Rolle des Netzwerkers ein, der einen guten Draht zu den Verbandsbossen und den Funktionären bei den internationalen Top-Klubs hatte.
Seine Sprachkenntnisse kamen ihm hierbei genauso gelegen wie sein Charme und die Fähigkeit, mit der er Dinge moderieren konnte. Anders als Hoeneß war Rummenigge nur selten aufbrausend, er suchte nur selten die große Bühne und die TV-Mikrofone. Für Außenstehende wirkte es so, als ob der Europameister von 1980 im Hintergrund die Fäden zog und als Stratege somit ein wichtiger Erfolgsfaktor an der Säbener Straße war. Tatsächlich war er als Gegenpol zum „Bauchmenschen“ Hoeneß ein wichtiger Eckpfeiler für alle Erfolge.
Heute wird Karl-Heinz Rummenigge 70 Jahre alt. Nach seinem Ausscheiden als Vorstandsvorsitzender 2021 beim FC Bayern ist es etwas stiller um ihn geworden. Seine Rückkehr in Form eines Sitzes im Aufsichtsrat zeigt aber, dass auch er den FCB noch nicht so aufgestellt sieht, dass er loslassen könnte. Auf Wunsch von Hoeneß habe er dieses Amt übernommen, betonte er mehrfach.
Das stieß nicht bei allen Bayern-Fans auf die größte Freude. Im Schatten von Hoeneß, auf den sich diese Kritik am meisten fokussiert, entsteht bei vielen der Eindruck, dass der Klub es nicht schaffe, sich von seiner Vergangenheit zu lösen und sich für die Zukunft zu modernisieren. Der Auftrag, den sich die beiden Granden einst gaben, geeignete Nachfolger für sich zu finden, scheint nicht abgeschlossen.
Damit hat Rummenigge immer noch ein gewichtiges Wort im Hinblick auf die sportlichen und wirtschaftlichen Geschicke beim FC Bayern. Ob in den kommenden Jahren noch ein weiterer Song über ihn geschrieben wird, ist fraglich. Aber schon der Blick auf die bewegte Karriere des nun 70-Jährigen reicht, um zu schlussfolgern: Rummenigge, what a man.