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·4. August 2025

Strittige Szenen am 1. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Artikelbild:Strittige Szenen am 1. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die gelbe Karte gegen Wallner, die nicht gegebenen Elfmeter für Aue, Osnabrück, Schweinfurt, Regensburg und Havelse, die Elfmeter für Aue und Saarbrücken, das Tor von 1860, der nicht gegebene Treffer von Mannheim, das 2:0 von Köln, sowie Foulspiele von Schmid, Kraulich, Sonnenberg. Am 1. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de 14 strittige Szenen genauer angeschaut.

Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga- & FIFA-Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 54-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, unter anderem bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation. Mehr Infos unter babak-rafati.de.


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Szene 1: Nach einem Zweikampf mit Eric Weinhauer (Aue) sieht Lukas Wallner die gelbe Karte. [TV-Bilder – ab Minute 23:45]

Babak Rafati: Das Vergehen von Wallner mit der gelben Karte zu sanktionieren, ist abstrakt für sich gesehen eine korrekte Entscheidung, aber es wäre besser gewesen, den Zweikampf zuvor zu unterbrechen, da auch dort ein Foulspiel (Halten) vorliegt. Somit durch die Entstehung eine Fehlentscheidung, die Szene in dieser Form zu bewerten.

Szene 2: Im Anschluss an einen Einwurf bekommt Maximilian Krauß (Rostock) den Ball im Strafraum an den Arm, das Spiel läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 52:30]

Babak Rafati: Auch wenn die Hand von Krauß am Ball ist, liegt in dieser Szene eine natürliche Haltung und keinesfalls eine Absicht vor. Somit eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.

Szene 3: Im Strafraum klammert Lukas Wallner (Rostock) gegen Schmid (Aue), es gibt Elfmeter für die Veilchen. Gelb-Rot sieht Wallner allerdings nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:45]

Babak Rafati: Diesen Elfmeter zu geben, ist eine richtige Entscheidung, da Wallner Gegenspieler Schmid derartig umklammert, sodass dieser gar nicht zum Ball springen kann. Eine gelbe Karte für dieses Vergehen ist nicht vorgeschrieben, da noch andere Spieler in der Nähe sind und eingreifen können und somit keine aussichtsreiche Angriffsmöglichkeit unterbunden wird. Zudem liegt kein Zug zum Tor vor.

Szene 4: Bei einem Laufduell bekommt Maximilian Schmid (Aue) den Arm von Ahmet Gürleyen (Rostock) ins Gesicht, geahndet wird die Szene nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:12:00]

Babak Rafati: Zuerst rempelt Schmid gegen Gürleyen, was aber regelgerecht ist. Anschließend nimmt Gürleyen den Arm regelwidrig heraus, um sich dafür zu revanchieren und gibt Schmid durch eine aktive Armbewegung nach hinten "einen mit". Das ist zwar kein Schlag, wohl aber ein Foulspiel, bei dem der Arm als Werkzeug eingesetzt wird. Somit hätte es einen Freistoß und die gelbe Karte gegen Gürleyen geben müssen. Eine Fehlentscheidung, das Spiel nicht zu unterbrechen und das Vergehen entsprechend zu ahnden.

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Szene 5: Im Strafraum bekommt Jonas Hofmann (Cottbus) den Ball an den Arm, Schiedsrichter Martin Wilke gibt Elfmeter für Saarbrücken. [TV-Bilder – ab Minute 3:20]

Babak Rafati: Das Handspiel von Hofmann ist unstrittig. Auch, wenn der Ball zuvor an ein anderes Körperteil des fehlbaren Spielers gesprungen sein sollte, ist der Arm in dieser Szene zuvor unnatürlich herausgegangen, wodurch die Körperfläche vergrößert wurde. Außerdem war der Ball lange unterwegs, sodass Hofmann genug Zeit gehabt hätte, seinen Arm rechtzeitig wegzuziehen. Zudem war der Ball zuvor nicht im Seitenaus, da dieser nicht mit vollem Umfang die Seitenlinie überquert hatte. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, anschließend einen Elfmeter zu geben.

Szene 6: Auf dem Weg in Richtung Tor wird Erik Engelhardt (Cottbus) von Sven Sonnenberg (Saarbrücken) zu Fall gebracht. Wilke belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 1:47:40]

Babak Rafati: Zum Zeitpunkt des Foulspiels von Sonnenberg an Engelhardt ist ein weiterer Verteidiger in Spielnähe und könnte entscheidend ins Spielgeschehen eingreifen. Zudem liegt keine Ballkontrolle von Engelhardt vor. Auch ist nicht klar, ob Engelhardt vor dem Keeper an den Ball gekommen wäre. Somit liegen gleich drei Kriterien vor, die gegen eine rote Karte sprechen. Selbst wenn nur einer dieser Parameter vorliegen würde, wäre die gelbe Karte eine richtige Entscheidung. Somit eine korrekte Entscheidung, lediglich die gelbe Karte zu zeigen.

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Szene 7: Der bereits verwarnte Tobias Kraulich (Essen) setzt zur Grätsche gegen Kevin Volland (1860) an und trifft nur den Gegenspieler. Schiedsrichter Felix Weller pfeift nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:40]

Babak Rafati: Das Foulspiel von Kraulich an Gegenspieler Volland ist im Normalfall, wenn es keinen Vorteil gibt, eine klare gelbe Karte. Wenn der Schiedsrichter aber Vorteil gewährt, was in dieser Situation absolut angemessen ist, da Volland sofort wieder aufsteht und weiterspielt, entfällt wegen der Vorteilsauslegung die gelbe Karte. Es gibt nämlich zwei Ausnahmen, zu denen diese Situation zählt. Handelt es sich beim Vergehen um das Unterbinden eines aussichtsreichen Angriffs, wird der fehlbare Spieler nicht verwarnt (wie in diesem Fall). Es erfolgt somit eine sogenannte "Rabattierung." Eine weitere Rabattierung würde bei einer Vereitelung einer klaren Torchance erfolgen. Es würde statt die rote nur die gelbe Karte geben. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, Kraulich keine weitere Karte zu zeigen. Der Grund ist, dass die Regel unterscheidet, ob der Vorteil eingetreten ist oder doch nicht. Hier wurde der Angriff nicht unterbunden und der Vorteil konnte ausgespielt werden. Fazit: Hätte der Schiedsrichter keinen Vorteil gewährt, hätte es die gelbe Karte geben müssen. In diesem Fall entfällt diese aber regeltechnisch.

Szene 8: Nach einem Ball aus der eigenen Hälfte ist Florian Niederlechner (1860) frei durch und trifft um 1:1. Essen reklamiert Abseits, der Treffer zählt. [TV-Bilder – ab Minute 3:35]

Babak Rafati: Anhand der vorliegenden TV-Bilder, die ein wenig verzerrt sind, ist es nicht aufzulösen, ob Niederlechner in Abseitsposition steht oder nicht. Zumindest ist es folglich richtig, im Zweifel weiterspielen zu lassen und den anschließenden Treffer anzuerkennen.

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Szene 9: Nach Vorlage von Ferati bringt Felix Lohkemper den Ball im Tor unter, soll allerdings im Abseits gestanden haben, sodass Schiedsrichter Luca Jürgensen nicht Treffer nicht gibt. [TV-Bilder – ab Minute 23:00]

Babak Rafati: Anhand der vorliegenden TV-Bilder ist auch bei dieser Szene nicht aufzulösen, ob Lohkemper im Abseits steht oder nicht. Hier wäre es besser gewesen, wie in der Szene zuvor, im Zweifel laufen zu lassen, was aber nicht bedeutet, dass eine Fehlentscheidung vorliegt.

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Szene 10: Im Strafraum wird Patrick Kammerbauer (Osnabrück) vom bereits verwarnten Sasa Strujic (Aachen) am Fuß getroffen, Schiedsrichterin Fabienne Michel lässt weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 1:40]

Babak Rafati: In dieser Szene will Strujic den Ball wegschießen, trifft aber Kammerbauer klar am Fuß und bringt ihn dadurch zu Fall, weil dieser schneller am Ball ist. Das ist ein Foulspiel, und es hätte Elfmeter geben müssen. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor, diesen nicht zu geben. Eine gelbe Karte, was die gelb-rote Karte gegen den zuvor verwarnten Strujic nach sich ziehen würde, ist aber nicht vorgeschrieben, da das Vergehen im Kampf um den Ball passiert.

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Szene 11: Im Strafraum geht David Otto (Köln) gegen Michael Dellinger (Schweinfurt) zu Boden, auf den Punkt zeigt der Schiedsrichter nicht. [TV-Bilder – ab Minute 0:50]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf zwischen Otto und Dellinger geht es um ein Positionsgerangel, bei dem beide aktiv daran arbeiten, aber kein regelwidriges Verhalten oder Foulspiel auszumachen ist, sodass eine richtige Entscheidung vorliegt, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben.

Szene 12: Auf Vorlage von David Otto trifft Simon Handle zum 2:0 für Köln. Schweinfurt reklamiert Abseits, der Treffer zählt. [TV-Bilder – ab Minute 2:20]

Babak Rafati: Auch wenn die TV-Bilder es nicht zweifelsfrei auflösen können, liegt tendenziell eine richtige Entscheidung vor, weiterspielen zu lassen und den anschließenden Treffer anzuerkennen, zumal im Zweifel Weiterspielen immer die richtige Entscheidung ist.

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Szene 13: Im Strafraum geht Lucas Hermes (Regensburg) nach einer Hereingabe zu Fall und fordert einen Elfmeter, den Schiedsrichter Christian Ballweg jedoch nicht gibt. [TV-Bilder – ab Minute 1:25:40]

Babak Rafati: Auch wenn Hermes nach einer Hereingabe ein wenig gehalten wird, reicht das für einen Elfmeter nicht aus. Solch ein Vergehen ist auf beiden Seiten branchenüblich und wird in dieser Szene vom Angreifer sicherlich auch dankend angenommen. Eine bessere Entscheidung, weiterspielen zu lassen, weil es nicht vergehensgerecht wäre, auf Elfmeter zu entscheiden.

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Szene 14: Bei einem Zweikampf mit Florian Bähr (Hoffenheim II) geht Nassim Boujellab (Havelse) zu Fall, Schiedsrichter Leonidas Exuzidis pfeift nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:40:20]

Babak Rafati: Im Strafraum kommt es zu einem Zweikampf, bei dem Boujellab einen Bruchteil früher kommt, den Ball spielt, Gegenspieler Bähr nur noch den Fuß des Angreifers trifft und ihn somit foult. Somit hätte es einen Elfmeter geben müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben.

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