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·4. Dezember 2025

Trendwende?

Artikelbild:Trendwende?

Der 2:1-Erfolg des FC St. Pauli gegen Mönchengladbach war verdient. Ist das auch der logische nächste Schritt einer positiven Entwicklung der letzten Wochen?(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Das Spiel des FC St. Pauli in Mönchengladbach war anders, als vieles, was man zuletzt vom Team zu sehen bekam. Klar, die Fohlen haben dem FCSP auch einen großen Gefallen getan und stets versucht, eigene Offensivakzente zu setzen, was bemerkenswert schlecht klappte. Aber dem FC St. Pauli gelang es, die vom Gegner angebotenen Räume auch für sich zu nutzen. Und das mit einer Selbstverständlichkeit, die nicht darauf schließen lässt, dass dieses Team aktuell neun Ligaspiele in Serie verloren hat. Ist dem FC St. Pauli also nun mit diesem Erfolgserlebnis eine Art Trendwende gelungen?


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„Seit Langem eines unserer besten Spiele mit Ball“

Hauke Wahl benannte nach Abpfiff klar, dass es eine Verbesserung im Spiel gab: „Es war seit Langem eines unserer besten Spiele mit Ball, ein weiterer guter Schritt in die richtige Richtung.“ Es schürt die Hoffnungen, dass der FC St. Pauli dieses Mal wirklich weiter ist in der Entwicklung.Tatsächlich zeigt der Blick auf die letzten Spiele auf jeden Fall etwas, was durchaus als positive Tendenz gedeutet werden kann. Gegen den SC Freiburg igelte sich der FC St. Pauli hinten ein und konnte so zumindest das offene Scheunentor aus den Spielen davor schließen Gegen Union Berlin stand das Team noch einmal deutlich kompakter, konnte aber weder das Gegentor verhindern, noch einen eigenen Treffer erzielen. Gegen den FC Bayern München konnte dann ein weiterer Schritt hin zur defensiven Stabilität erkannt werden. Fast hätte das zu einem Punktgewinn in München gelangt.

Hat es aber nicht. Letztlich gingen alle drei Partien verloren, was natürlich ein Zeichen dafür ist, dass nicht alles so perfekt klappte, wie es sicherlich gewünscht war. Zumal man durchaus den Eindruck hatte, dass der von Trainer Alexander Blessin erklärte und geforderte Fokus auf die Defensive deutlich zu Lasten der eigenen Offensivbemühungen ging.Blessin spricht gerne davon, dass es ihm darum geht, eine Balance zu finden. Eine Balance zwischen defensiver Stabilität, der Basis für das Spiel des FC St. Pauli, und Offensivgefahr. Nach drei Spielen, in denen das Team zumindest nicht so eklatante Lücken offenbarte wie in den Ligaspielen gegen Hoffenheim und Mönchengladbach, ist es nun im Pokal-Achtelfinale wieder gelungen, eine solche Balance herzustellen: Der FCSP ließ nicht viele Chancen zu und wurde selbst immer wieder gefährlich. Nicht in einem Maße, dass Mönchengladbach chancenlos gewesen ist, aber aus Fohlen-Sicht war die Partie bestenfalls ausgeglichen.

Balance wiedergefunden

Und genau das kann schon als wichtiger Entwicklungsschritt betrachtet werden. Denn der FC St. Pauli ist auch in Mönchengladbach zwar weit weg gewesen vom „perfekten Spiel“. Aber es gelang, defensiv nicht mehr so anfällig zu sein und gleichzeitig Offensivgefahr zu erzeugen. Erstmals seit der Partie gegen Leverkusen gelang es in 90 Minuten mehr als dreimal auf das gegnerische Tor zu schießen. Erstmals seit der Partie in Bremen spielte das Team mehr als 80 Pässe ins gegnerische Drittel. Erstmals seit dem Spiel gegen Norderstedt gelang es dem FCSP, den Ball für durchschnittlich mehr als sechs Pässe in den eigenen Reihen zu halten. Ist es also eine große Trendwende? Hat der FCSP seine Balance wiedergefunden, die das Team in den ersten Saisonspielen so stark werden ließ? Wer es mit dem FC St. Pauli hält, möchte da sicherlich unbedingt dran glauben.

Mönchengladbach spielte dem FC St. Pauli in die Karten

Aber: Einen nicht unerheblichen Teil zur Verbesserung der eigenen Offensive leistete auch der Gegner. Borussia Mönchengladbach wollte das Spiel bestimmen, wollte den Ball haben – beherrscht dieses Spiel aber nicht so zuverlässig, dass Gegner mit guter Struktur dagegen keine Lösungen finden. So wie es der FCSP gezeigt hat. Der Fußball von Mönchengladbach hatte noch einen großen Vorteil für den FC St. Pauli: Er bot den Gästen Räume für Umschaltmomente. Und wenn die allesamt temporeichen Offensiv- und Außenbahnspieler des FCSP von den Fähigkeiten her für eine Spielsituation am besten geeignet sind, dann sind es solche Umschaltmomente. Mönchengladbach spielte genau die Art von Fußball, die dem FC St. Pauli entgegenkommt.

Es kam also ein bisschen was zusammen an diesem Dienstagabend. Das soll den Erfolg keinesfalls schmälern und die Einschätzung der Leistung nicht mindern. Aber es ist wichtig anzuerkennen, dass in Mönchengladbach auch vieles zusammenlief für den FCSP. Natürlich hat der Gegner daran seinen Anteil, weil er zugelassen hat, dass der FCSP überhaupt zu seinem Spiel finden konnte. Aber wenn die Tür offen ist, dann man muss man das eben auch erstmal erkennen und dann durchgehen. Genau das ist dem FC St. Pauli in Mönchengladbach gelungen.

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In den letzten vier Spielen ist es dem FC St. Pauli gelungen sich Stück für Stück zu stabilisieren. Eine Trendumkehr in Form von nur noch positiven Ergebnissen ist damit aber nicht garantiert – und auch nicht zu erwarten. // (c) Stefan Groenveld

Trendwende? Startete in Freiburg

Ob das nun die große Trendwende ist? Das ist eher ein medial gewünschtes und damit in der redaktionellen Aufarbeitung sicher auch erzwungenes Bild, das erschaffen werden soll: „Der FC St. Pauli flog hoch zu Saisonbeginn, erreichte den tiefen Tiefpunkt vor einem Monat und schafft nun mit einem Sieg die Trendwende. Der Treffer des bis dahin torlosen Kaars (ausgerechnet!) gab dem Team das Selbstvertrauen, es fehlte nur das. Nun wird die Erfolgswelle abgeritten, der FC St. Pauli ist sowas von back!“.Diese Story ist zu einfach, um zu erklären, was beim FC St. Pauli in den letzten Wochen passiert ist. Aber die Story liefert eine Erklärung, die sich gut verkauft, die sicher auch gerne gelesen wird. Besser, als wenn ganz nüchtern betrachtet wird, dass der FCSP die Trendumkehr bereits in Freiburg vollzogen hat, es aber drei Niederlagen dauerte, bis diese auch in Form eines Ergebnisses Früchte trug.

Denn wenn man unbedingt von einer Trendumkehr sprechen möchte, dann doch bitte ab dem Zeitpunkt, als Alexander Blessin erklärte, dass man nun als FC St. Pauli einen anderen Fokus setzen wird.Das geschah kurz nachdem es schon einmal eine ähnliche Situation gab. Die ist gar nicht so lange her. Der FC St. Pauli gewann in der zweiten Runde des DFB-Pokals dramatisch gegen die TSG Hoffenheim. Damals äußerten viele die Hoffnung, dass sich dieser Erfolg nun auf die Bundesliga übertragen werde. Sie hofften, dass nun verstanden worden sei, worum es geht, was das Team brauche, um wieder erfolgreicher zu sein. Es folgte die 0:4-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach.

Eingeschlagener Weg ist vielversprechend

Es sind also alle gewarnt. Ein gewonnenes und fußballerisches gutes Spiel macht noch keine Trendwende. Wenngleich viele Dinge durchaus darauf hindeuten, dass der FC St. Pauli auf einem anderen Level unterwegs ist als nach dem letzten Pokalspiel. Eine Garantie für die dringend benötigten Punkte im Bundesliga-Abstiegskampf ist das aber natürlich nicht. Das Leistungsniveau des FCSP hat sich in den letzten Wochen von „So wird jedes Spiel verloren“ über „So ist man nicht chancenlos“ hin zu „Es ist ein ausgeglichenes Spiel“ verändert. Das ist in vielen Spielen das Maximum das der FC St. Pauli erreichen kann. Ausgeglichen bedeutet aber natürlich, dass die Spiele ab jetzt nicht alle nur gewonnen werden. So einfach wie Anfang 2023, als der FC St. Pauli nur zwei Stellschrauben (Trainer + Transfers) drehen musste und dann zehn Spiele in Serie gewann, wird es dieses Mal nicht sein.

Die Lage in der Bundesliga ist weiterhin äußerst prekär. Die letzten vier Spiele haben gezeigt, dass der eingeschlagene Weg vielversprechend ist. Daher ist es sehr, sehr, sehr wichtig, dass Ruhe bewahrt wird und man sich nicht zu sehr von Ergebnissen leiten lässt. Es droht sonst die Gefahr, von einem Extrem ins andere zu fallen. Aber ein Sieg sorgt nicht für den Klassenerhalt, eine Niederlage nicht für den Abstieg. Dem FC St. Pauli wird in dieser Saison noch beides gelingen, ganz sicher. Und der Trend spricht eher dafür, dass die lange Niederlagen-Serie nun bald beendet werden wird.

// Tim

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