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·9. Juli 2022
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·9. Juli 2022
Schweden gilt bei vielen Beobachtern als einer der heißesten Kandidaten auf den EM-Sieg. Heute Abend (21 Uhr, live auf sportschau.de) sind die Schwedinnen zum ersten Mal im Einsatz und müssen gegen Titelverteidiger Niederlande ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Eine wichtige Rolle im schwedischen Team nimmt Angreiferin Stina Blackstenius ein, die mit ihren Toren den Weg zum Turniersieg ebnen soll. Für 90min hat sich die 26-Jährige Zeit für ein Interview genommen.
"Es macht so viel Spaß, die Mannschaft wiederzusehen", sagt Stina Blackstenius gegenüber 90min im Vorfeld der Euro 2022. "Wir sind alle gespannt auf das, was kommt."
Nach einem einwöchigen Trainingslager auf heimischem Boden traf Schweden in einem letzten Test vor Beginn der Euro 2022 auf Brasilien. Das Spiel gewannen die Skandinavierinnen mit 3:1, wobei Blackstenius das dritte Tor mit einem Schlenzer über Lorena im brasilianischen Tor erzielte und damit in 77 Spielen für ihr Land 26 Treffer erzielte.
Blackstenius hat einmal mehr das Potenzial, Schwedens große Spielerin bei der Europameisterschaft zu werden. Sie ist bekannt dafür, dass sie sich auf der großen Bühne wohlfühlt; bei den Olympischen Spielen 2021 erzielte die Stürmerin fünf Treffer und gewann die Silbermedaille.
"Jedes Turnier, an dem ich teilgenommen habe, war anders als das andere", sagt sie. "Das wird sicher ein ganz neues Turnier mit vielen guten Mannschaften und wahrscheinlich vielen Zuschauern. Es wird also eine Herausforderung sein, aber natürlich denke ich, dass wir auf bestimmte Erfahrungen bauen können.
Wir müssen die Erfahrungen aus der Weltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen mitnehmen und sie hierher bringen. Wir wissen genau, was es braucht, um so weit zu kommen, wie wir wollen. Wir haben Silber gewonnen, wir haben Bronze gewonnen, aber nicht Gold. Wir wissen also inzwischen, was nötig ist, um es ganz nach oben zu schaffen."
Die derzeitige schwedische Mannschaft wird oft als die "Goldene Generation" bezeichnet. Allerdings ist es ihr bisher nicht gelungen, ihre Bemühungen mit einem großen Titel zu krönen. Die jüngste Enttäuschung bei den Olympischen Spielen und der dritte Platz bei der Weltmeisterschaft 2019, der eine neue Euphorie rund um die schwedische Nationalmannschaft entfacht hat, werden die Spielerinnen in England sicherlich noch mehr motivieren.
Die schwedische Nationalmannschaft ist bekannt für ihren Teamgeist, ihre Bescheidenheit und ihren Willen, sich ständig zu verbessern. Ihr Erfolg basiert auf einer starken Defensivleistung, sodass es an Stürmern wie Blackstenius liegt, vor dem Tor so eiskalt wie möglich zu sein.
"Ich nehme die Hilfe meiner Mannschaftskameraden an und wenn ich spiele, versuche ich einfach, mein Bestes zu geben", erklärt die Stürmerin, wenn sie nach ihrer Effizienz vor dem Tor gefragt wird. "Sie bringen mich immer in gute Positionen und ich vertraue ihnen."
Schweden hat noch eine ganze Reihe schwieriger Spiele zu bewältigen, bevor sie an das Finale in Wembley denken können.
"Das ist bei Turnieren immer so", meint Blackstenius dazu. "Es ist immer eine Herausforderung, wenn man vor Ort ist und nur ein paar Tage zwischen den Spielen liegen. Aber ich habe das Gefühl, dass wir eine wirklich gute Gruppe mit guten Spielern haben. Ich weiß, dass wir es schaffen werden."
Nachdem sie im vergangenen Januar zu Arsenal in die WSL gewechselt war, sammelte die 26-Jährige noch mehr Erfahrung gegen starke Gegnerinnen und nennt nun auf Vereinsebene Spielerinnen wie Vivianne Miedema, Beth Mead und Kim Little ihre Teamkolleginnen.
"Als ich zu Arsenal kam, war das Niveau im Training und in den Spielen sehr hoch", erklärt sie.
"Es ist toll für mich, mit so guten Spielerinnen wie den anderen im Team zusammen zu sein. Und genau das ist die Herausforderung für mich, in jedem Training das Beste zu geben, was ich kann. Ich muss schnellere Entscheidungen treffen und alles ein bisschen schneller machen. Das ist etwas, was ich versucht habe zu tun, und ich denke, das wird mich zu einer besseren Spielerin machen."
Seit sie bei Arsenal ist, hat sie ein besseres Verständnis für die englische Fußballkultur entwickelt. Die Europameisterschaft in England wird sich wie ein Zuhause anfühlen.
"Ich weiß jetzt, dass die Fans sehr begeistert von den Spielen sind und wirklich leidenschaftlich", sagte Blackstenius. "Und das ist etwas, das ich cool finde. Aber ich weiß auch, dass wir darauf vorbereitet sein müssen."
Im schwedischen Trainingslager vor dem Turnier hatte die Stürmerin eine besondere Begegnung mit zwei jungen Fans, die in Schweden für Schlagzeilen sorgte. Die Mädchen warteten im Mannschaftshotel auf sie und trugen ihre Arsenal-Trikots mit Blackstenius' Namen und Nummer auf dem Rücken. Sichtlich gerührt von ihrer Unterstützung nahm sie sich die Zeit, Fotos mit den jungen Mädchen zu machen und ihnen Autogramme zu geben. Die Stürmerin versprach, ihnen Karten zu besorgen, falls sie einmal mit ihren Eltern ein Arsenal-Spiel besuchen wollten.
"Es hat mich so glücklich gemacht, diese zwei jungen Mädchen zu sehen", sagt Blackstenius mit einem Lächeln. "Es hat mich auch ein bisschen inspiriert, wenn man das so sagen kann, und es macht mich glücklich zu sehen, dass sie Arsenal unterstützen. Es bedeutet einfach viel, wenn junge Mädchen hierher kommen, und wir wollen ihnen zeigen, dass wir uns sehr um sie kümmern."
Durch Begegnungen wie die während des schwedischen Trainingslagers begann sie zu erkennen, welchen Einfluss sie auf die Fans hat - aber sie empfindet die wachsende Verantwortung und Aufmerksamkeit nicht als zusätzlichen Druck.
"Ich fange an, es mehr zu sehen, jetzt, wo die Leute hier auftauchen", sagte sie. "Wir müssen die besten Vorbilder sein, die wir sein können, und das wollen wir auch. Und wenn wir hier sind, schreiben wir Autogramme und machen Fotos und zeigen ihnen, dass wir sie mögen.
Es macht einfach Spaß, den kleinen Fans Freude zu bereiten und ihnen zu zeigen, dass sie auch Fußballer sein können, wenn sie wollen."
Die Spielerinnen wurden in der Partie gegen Brasilien von 33.218 schwedischen Fans nach vorne gepeitscht und erhielten so einen Vorgeschmack auf die Unterstützung, die sie in England erfahren werden.
Blackstenius gehört zu den Favoritinnen für den Goldenen Schuh der Euro 2022, hat sich aber keine individuellen Ziele gesetzt.
"Ich möchte mir diesen Druck nicht machen", betont sie. "Denn dann wäre ich sehr enttäuscht, wenn ich das Ziel nicht erreiche. Ich möchte einfach so viel wie möglich spielen, und wenn ich das tue, möchte ich alles für mein Team geben.
Ich habe großes Vertrauen in die Mannschaft, in das, was wir tun, und in die Art und Weise, wie wir spielen. Ich weiß, dass wir ein großes Potenzial haben, um es in diesem Turnier weit zu bringen, und wir müssen nur daran glauben."