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·25. Oktober 2025

„Unverhältnismäßiger“ Polizei-Einsatz verhindert Stadionbesuch

Artikelbild:„Unverhältnismäßiger“ Polizei-Einsatz verhindert Stadionbesuch

Die Fanszene des FC St. Pauli musste dem Spiel in großen Teilen fern bleiben. Grund hierfür war ein laut Braun-Weisser Hilfe unzulässiger Polizeieinsatz.Titelfoto: (c) IMAGO / Hartenfelser via OneFootball

Die ersten Anzeichen, dass es fantechnisch ein eher unruhiger Tag werden würde, gab es schon morgens. Im ICE eine Stunde vor der offiziellen Gruppenfahrt gab es auch schon einige St. Pauli-Fans, die den Weg nach Frankfurt antraten.Beim Halt in Hannover begab es sich dann dem Vernehmen nach, dass eine Gruppe einen Austausch von Nettigkeiten mit Wolfsburgern beging. Bevor mir jemand verharmlosende Sprache vorwirft: Ich war nicht dabei und könnte daher (selbst wenn ich wollte) auch keine sachliche Schilderung der Begebenheiten liefern. Umgekehrt bin ich mir sicher, dass es in entsprechenden Publikationen weniger blumige, aber auch nicht unbedingt sachlichere Schilderungen geben wird.


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Und vielleicht wäre diese Begebenheit sowieso im Blumenstrauß der nicht erzählten Ereignisse im Fußballumfeld verschwunden, wenn sie nicht konkrete Folgen gehabt hätte. Zunächst einmal rückte die Bundespolizei an und durchsuchte (mit Helmen und in Kampfmontur) den Zug nach den Übeltätern, zog dann aber einige Minuten später und mit abgenommenen Helmen auch wieder unverrichteter Dinge ab.Wie die Polizei später in ihrem Presseportal mitteilte, wurden die Wolfsburger Fans in Hamburg-Harburg einer „polizeilichen Bearbeitungsstraße“ zugeführt. Klingt ganz sicher harmloser, als es sich live dann darstellt. Der Begriff wird uns aber gleich nochmal begegnen.

Keine Zugfahrt ist nicht lustig

Zurück zum besagten ICE auf dem Weg nach Frankfurt. Der Zugchef verweigerte trotz des Abzugs der Bundespolizei die Weiterfahrt. Ein sinngemäßes „Mit Hooligans an Bord fahre ich nicht.“ wurde durchgesagt. Als sich dann der folgende ICE (mit der Fanladen-Gruppenfahrt) näherte, verließen viele Fans den Zug und wechselten, woraufhin der ICE seine Fahrt dann doch fortsetzte und mit etwa einer Stunde Verspätung in Frankfurt eintraf.

Weitere zwanzig Minuten später traf dann die Gruppenfahrt des Fanladens in Frankfurt ein – und hier ging es für einen Großteil der Fans nicht mehr weiter. Zunächst wurde man laut Braun-Weisser Hilfe am Bahnhof schon mal unverhältnismäßig empfangen, ein Betretungsverbot stand schnell im Raum möglicher weiterer Sanktionen (BWH). Erst nach „längerer Diskussion“ wurden diesen Fans überhaupt die WC-Nutzung erlaubt. An einen Stadionbesuch war nicht zu denken. Stattdessen wartete auch auf die Fans des FC St. Pauli jetzt so eine „polizeilichen Bearbeitungsstraße“.

Kurz vor Anpfiff erhielten über 200 Fans des FC St. Pauli dann einen Platzverweis für Teilgebiete der Stadt Frankfurt, sowie für das Frankfurter Stadion. Die Braun-Weisse Hilfe verurteilte diese Maßnahme umgehend: „Diese polizeilichen Maßnahmen und ihre weitreichenden Folgen sind schlicht allesamt unverhältnismäßig.“ (BSky)Lediglich Einzelpersonen die (mit Fahrkarte) nachweisen konnten, dass sie nicht in der vermuteten „Tätergruppe“ gewesen sein können, durften im weiteren Verlauf zum Stadion.

Über 200 FCSP-Fans erhalten zurzeit einen Platzverweis u.a. für das Waldstadion (Deutsche Bank-Park). Das heißt, über 200 Fans werden das heutige Spiel ihres Teams nicht sehen können. Diese polizeilichen Maßnahmen und ihre weitreichenden Folgen sind schlicht allesamt unverhältnismäßig!#sgeFCSP— Fanhilfe_FCSP (@fanhilfe-fcsp.bsky.social) 2025-10-25T13:23:21.248Z

Fanhilfe spricht von unverhältnismäßigem Polizeieinsatz

Ersten Gesprächen der Fanhilfe mit Rechtsanwälten zufolge, seien diese Maßnahmen rechtlich nicht haltbar. Das Problem, wie so oft in solchen Fällen: Es bräuchte jetzt jemanden, der das auch juristisch durchfechtet. Und wenn man dies erfolgreich tut, erhält man in so etwa zwei bis drei Jahren ein Urteil, welches diese Auffassung bestätigt – und kann sich einmal auf die Schulter klopfen.

Entsprechend war im Gästeblock des Frankfurter Stadions deutlich weniger los, es gab nahezu keinen Support, erst recht keinen organisierten. Lediglich zum Anpfiff gab es ein vom Zaun aus koordiniertes „Diffidati con noi“ (Die Verbannten mit uns) als Solidaritäts-Geste, danach war es größtenteils still. Am Gästeblock war eine Tapete mit der Aufschrift „Gegen alle Stadionverbote“ zu lesen. Aus dem Frankfurt-Block waren zu Spielbeginn Solidaritätsbekundungen zu hören. Zudem zeigte die Frankfurter Kurve eine Tapete mit der Aufschrift: „Der wahre Täter sitzt im Revier und steht nicht in der Kurve“.

FC St. Pauli findet die Maßnahmen „zumindest fragwürdig“

Auch der FC St. Pauli äußerte sich bereits im Verlauf der ersten Halbzeit zu den Ereignissen und erklärte:„Angesichts der Ereignisse am Frankfurter Hauptbahnhof ruft der FC St. Pauli zu Deeskalation auf. Vor dem Hintergrund der bislang bekannten Informationen zum Vorfall in Hannover wirken die polizeilichen Maßnahmen mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit zumindest fragwürdig. Dies wird weiter zu klären sein, wir sammeln derzeit zusätzliche Informationen. Klar ist aber schon jetzt: Dem Team des FC St. Pauli fehlt der lautstarke Support unserer Fans in Frankfurt sehr.“

Ich kann diese Zeilen jetzt entspannt in der Nähe des Frankfurter Bahnhofs fertigstellen, die Laune ist entsprechend – und damit geht es mir, der bereits gestern angereist war, immer noch deutlich besser als denjenigen, die von der Maßnahme direkt betroffen waren.Auch wenn es sich im Block ziemlich scheiße anfühlte, dem Team nahezu sprachlos bei der Niederlage zuzuschauen, so war es doch immerhin ein großes Zeichen der Solidarität, auch wenn es einem (außer besagten Beteiligten) niemand direkt dankt.

Es befinden sich aktuell noch immer FCSP-Fans in dieser unverhältnismäßigen polizeilichen Maßnahme. Einziger Lichtblick: die gelebte Solidarität!#SanktPauliHältZusammen—#Fanhilfe #FCSP #sgeFCSP— Fanhilfe_FCSP (@fanhilfe-fcsp.bsky.social) 2025-10-25T14:01:14.539Z

Forza St. Pauli – allen eine gute Heimreise!// Maik P.S. Auch die Braun-Weisse Hilfe hat sich zu den Vorfällen bereits geäußert.

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